Bach-FAQ 159
Zu den 100 wichtigsten Bach-FAQ.
Das „richtige Porträt“ von Bach. Wie hat Bach tatsächlich ausgesehen? Warum gibt es so unterschiedliche Bilder von Bachs Porträt und auch so unterschiedliche Gesichter der Bach-Denkmäler in der ganzen Welt? Diese Frage richtet sich nicht an Menschen, Kinder und auch Erwachsene, die gerade erst „mit Bach anfangen“. Sondern sie ist für diejenigen Bach-Interessierten eingerichtet, die schon etwas mehr über ihn und seine Leben wissen, als „nur“ seine göttliche Musik zu kennen.
Woher wusste der Bildhauer, dass Bach so ausgesehen haben könnte?
Wenn diese Antwort auf die FAQ 159 also nicht für Bach-Anfänger ist, für wen ist sie dann? Ich habe sie eingerichtet für solche Bach-Begeisterte oder vielleicht zukünftig Bach-Begeisterte, die sich schon im Internet über den Meister ein wenig informiert haben. Für solche, die schon einmal den einen oder anderen Buchtitel gegoogelt haben. Und für solche, die sich nun wundern, dass es nicht nur ein bekanntes Bach-Porträt gibt, sondern gleich drei.
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Eines der jüngsten Bach-Denkmale und eines der Denkmale, die Bach als sehr jungen Erwachsenen porträtieren. Sah Bach so wirklich aus?
Wer bitte ist Dr. Hansen? Dr. Hansen ist Leiter des Bach-Museums in Eisenach in Thüringen. Eisenach ist Geburtsstadt von Johann Sebastian Bach. Das wäre also geklärt. Aber: Was, bitteschön, ist denn eine Ikonografie im Allgemeinen und die Bach-Ikonografie im Besonderen? Und was hat Dr. Hansen damit zu tun?
Das Bach-Porträt in Ansbach: Sah Bach wirklich so aus?
Zurück zur Bach-Ikonografie. Ikonografie nennt man die Sammlung von Bildern: Ölbilder, Grafiken, Radierungen, Stiche ... Hauptsache historisch. Und zwar zu wissenschaftlichen Zwecken. Damit man sie analysieren kann und interpretieren. Dazu werden diese Werke auch genutzt, um Ideen, Themen oder Geschichten zusammenzutragen und zu erforschen. Besonders spannend ist dabei die Bach-Ikonografie, denn sie besteht aus dutzenden Motiven von Bachs Gesicht, die praktisch alle „frei ausgedacht“ sind.
Gut, viele Porträts sind vorhergehenden Darstellungen nachempfunden, dann aber doch nach eigenem Geschmack und Vorliebe verändert. Wenn es denn über 100 verschiedene Bilder / Gemälde / Porträts von Bach gibt, dann ist er nur auf unter einem Prozent aller Motive dargestellt, wie er wirklich aussah.
Sah Bach so aus, als er in Mühlhausen seinen Job antrat?
Googelt man „Bach-Porträt“ oder „Bach-Gemälde“, „Bach Bild“ oder „Bach Ikonografie“, dann sind dort an vorderster Stelle - und vollkommen ungleich aufgelistet - folgende Porträts aufgeführt: Erstens ist es das von Elias Gottlob Haußmann. Dieses ist mit weitem Abstand das bekannteste Motiv. Von 100 Menschen, die mit dem Namen Bach etwas anfangen, kennen 97 dieses Motiv. Auf dem zweiten, dritten und vierten Platz folgen das sogenannte Rentsch-Bild des jungen Bachs und das unter Bach-Begeisterten ebenfalls sehr bekannte Ihle-Bild des ebenfalls jungen Bach. Das vierte, schon mit großem Abstand weniger bekannte Motiv von Bach, ist dessen sogenanntes Altersbild.
Das „verloren gegangene“ Bach-Denkmal und Bach-Porträt in Berlin: Sah Bach so aus?
Von einem Gemälde, einem Ölbild, weiß man ganz sicher, dass Bach dafür tatsächlich Modell saß. Und das ist das Werk von Elias Gottlob Haußmann. Warum man das weiß? Weil Haußmann zunächst in genau der Zeit gelebt hat, als Bach in Leipzig gewirkt hat. Zum Beispiel lebten die beiden Maler Ihle und Rentsch nicht in Bachs Zeit. Schon deshalb spricht dagegen, dass diese beiden wussten, wie Bach zu der Zeit aussah, die den jungen Bach darstellten.
Dann: Bach war Mitglied in der „Societät der Musicalischen Wissenschaften“. Diese Gesellschaft wurde 1738 von Musikwissenschaftler Mitzler in Leipzig gegründet. Und um in dieser Vereinigung Mitglied zu werden, musste man eigene Kompositionen vorlegen und ein Porträt von sich anfertigen lassen und abliefern. Ob Bach 1747 sein Werk „Die Kunst der Fuge“ für diesen Zweck komponierte und abgab, ist unter Experten umstritten. Aber ... er ließ sich ganz sicher malen. Das Bild ist heute weltberühmt und es gibt drei Originale davon.
Deshalb ist dieses Ölgemälde von Bach so bekannt: Weil es das einzige authentische von dutzenden Porträts ist.
Es gibt - sozusagen - drei Ligen an Malern, die Bach porträtierten. Das sind einmal die drei Meister in der ersten Reihe, nämlich Haußmann, Ihle und Rentsch. Dann gibt es eine zweite Liga: Das sind solche Künstler, die regional, national und auch in Fachkreisen, sei es zum Thema „Bach“ oder zum Thema „Maler“ durchaus bekannt sind. Ich kenne sie nicht, Sie kennen Sie sicherlich auch nicht. Von ihnen gibt es, grob geschätzt, sicherlich drei oder vier Dutzend. Das sind die Maler, deren Bach-Werke den oben genannten Dr. Hansen ganz besonders interessieren. Sie zu finden, ist die Leidenschaft des Wissenschaftlers und Museumsdirektors. Immer wieder gelingt es ihm, ein weiteres Bach-Gemälde zu finden und dann können wir darüber in der Presse und im Internet lesen. Eine gewaltige Anzahl an solchen „Juwelen“ hat er da im Bachhaus und Bachmuseum bereits ausgestellt.
Die dritte Liga schließlich ist eine unendliche Anzahl von unbekannten Bach-Malern. Es sind Menschen, die einfach gut skizzieren, malen und porträtieren können. Deren Bach-Motive findet man ebenfalls im Internet. Als Poster, als Illustrationen, auf T-Shirts und auf Geschenken und natürlich auch in Kalendern über den Starkomponisten.
Wo die Chinesen wohl abgeschaut haben, als ein Künstler dieses Motiv oben entwarf? Nun, da stand Haußmann ganz bestimmt Pate.
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