BACH über BACH
BACHüberBACH

Bach-FAQ 106

 

Gibt es 1 Bach-Siegel oder 2 Bach-Siegel? Oder gibt es vielleicht sogar noch einige mehr?

 

Zu den 100 wichtigsten Bach-FAQ.

 

Auf den Punkt: Es gibt nicht nur ein aktuelles Bach-Siegel. Oder, wenn Sie wollen ... Bach-Wappen, Bach-Monogramm, auch Bachs Zeichen oder eher seltener Bach-Insignien.

 

Und für die Eiligen: Das aktuelle und „richtige“ grafische Bach-Siegel seit 2009 hat ganz genau fünf Zacken oder Zapfen in der Krone. Bis 2009 waren es über 250 Jahre lang sieben Zacken. So deutete man nämlich das, was man auf den uralten Schriftstücken als Bachs Siegel im Siegellack abgebildet sah. Dazu gibt es seit 2009 das tausendmal unbekanntere originale Bach-Monogramm in bester Qualität, und damit das zweite „richtige“ Logo. Man hat es in diesem Jahr 2009 „gefunden“. Und wen es interessiert, ob es nun tatsächlich sogar drei Bach-Siegel gibt, vier oder inzwischen acht ... oder eben „nur“ zwei ... der kann das mit ganz wenig meiner spannenden Unterhaltung in den folgenden Kapiteln erfahren. Viel Spaß dabei.

 

Spannend ist übrigens auch: Googelt man„Bach-Siegel“ im Internet und klickt da auch noch das Angebot Bilder“ hinzu an, dann findet man unter den ersten fünfzehn Abbildungen das heute „falsche“ Bach-Siegel noch ganze zwölf Mal. Das „richtige“, genauer eines der beiden richtigen Bach-Siegel, ist aber nur dreimal mit dabei. Aber wenigstens ist das heute korrekte Bach-Logo auf Platz 1, also ... das eine von den zwei aktuellen. Das aber ... verändert sich bei Google natürlich Tag für Tag. Diese, meine Homepage-Seite über diese Bach-Schnörkel ist sehr, wirklich sehr ausführlich. Einen kürzeren Überblick über alle acht Bach-Siegel gibt es mit der Antwort auf FAQ 93. Noch einmal kürzer und damit übersichtlicher ist das Bach-Logo mit der Auskunft zu FAQ 94 beschrieben.

Spannend, spannend und richtig: Das Bach-Siegel vor dem Bachhaus Eisenach. Ohne Krone. Und ohne „Drumherum“. Aber mit 14 Punkten. 14 ... eine „Bachzahl“. Ist dieses Logo denn dann tatsächlich „richtig“?  Ja, ist es. Aber man sollte speziell dazu bitte unten weiterlesen.

1950 war das offizielle Bach-Siegel noch das mit der Krone und ihren sieben Zacken oder Zapfen. Das war es zu dieser Zeit schon runde 200 Jahre lang ... beinahe ab dem Tod des berühmten Komponisten.

 

 


Noch ein Abschnitt, danach geht es los ... zum Bach-Siegel 1, zum Bach-Siegel 2 und zu den Bach-Siegeln 3, 4, 5, 6 sowie schließlich zum Bach-Siegel 7 und 8

Besonders in der Bach-Wissenschaft haben einzelne Bereiche inzwischen sogar ihre eigene Geschichte. Und weil dieser Ausnahmemusiker Bach – einmal wieder – in jeder Beziehung, mindestens ein wenig, kompliziert war, ist und bleibt ... gilt das ganz selbstverständlich auch für die Historie rund um das Bach-Siegel. Doch bevor ich hier diese Geschichte des Bach-Siegels vorstelle, sei noch erwähnt, dass der bekannteste Bach-Wissenschaftler und Bach-Autor Prof. Dr. Christoph Wolff davon ausgeht, dass die Forschung rund um diesen Könner der Musik aus Eisenach wohl niemals ganz abgeschlossen sein wird. Selbstverständlich tauchten in den letzten 270 Jahren immer wieder weitere Musikstücke des Königlichen Hofcompositeurs auf. Ungewöhnlich ist allerdings, dass man sich aber auch darüber stritt und sogar in einigen Fällen auch einigte, dass manche Stücke eben doch nicht vom Thomaskantor waren. Obwohl das vorher unendlich lange Zeit als sicher galt. Ob Bach selbst kopiert hat, also von Werken abgeschrieben – wenn auch hauptsächlich von seinen eigenen ­– ist ein prima Thema. Auch, um sich dazu zu streiten. Ich ... halte mich da raus!

 

Runde 250 Jahre ging man, zum Beispiel, auch davon aus, dass das Bachhaus in Eisenach das Geburtshaus von Johann Sebastian war, Das ... war es aber nicht. Dann: Der „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“, eine Addition von 53 Mitgliedern dieser Sippe, von Bach selbst zusammengestellt ... sie ist von unschätzbarem Wert, aber sie ist absolut kein Stammbaum, keine Bach-Genealogie

 

Die Herkunft der berühmten Musikerfamilie: Veit soll aus Ungarn stammen. Doch die Familie kam aus Ungern. Und sie kam zurück: zwei ( ! )  wesentliche Unterschiede. Überhaupt, die Geschichte der Bachs begann nicht 1609. Die der Musikerfamilie Bach aber schon. Und ... endlich - 2022 - ist tatsächlich klar, und zwar nach 270 Jahren Recherche, dazu urkundlich belegt: Diese Bachs kamen tatsächlich nicht aus Ungarn. Sondern aus Ungern. Schrieb und erzählte Bach ja auch so.

 

Anderes Bach-Thema: Der so herzlich lächelnde Bach mit Pelz und Hut: Jahrzehnte dachte man, es wäre Wilhelm Friedemann Bach, der älteste von vier berühmten und fünf musikalischen Bach-Söhnen. Ist es aber nicht. Da hat doch jemand dieser Musikerfamilie ein wissenschaftliches „Kuckucksei“ inform eines Gemäldes ins „historische Nest“ gelegt. WFB sah anders aus. Ganz anders!

 

Der berühmte Komponist aus Eisenach (... JSB), gemalt von den Malern Ihle und Rentsch: Auch diese Gemälde sind berühmte Bach-Bilder. Aber ... so sah der Thomaskantor einfach überhaupt nicht aus. Ein einziges Porträt ist authentisch: nämlich das von Elias Gottlob Haußmann.

 

Die Bier-Kantate, die Bach komponiert haben soll. Es gibt diese Kantate, aber die ist nicht von Johann Sebastian.

 

Die Wiederuraufführung der Matthäus-Passion: Sie war das entscheidende Ereignis für den Beginn der heutigen Popularität von Bach, wieder uraufgeführt exakt 100 Jahren nach ihrer „ersten Uraufführung“. Auf den Tag genau 100 Jahre später, denn es war wieder Karfreitag und sehr wahrscheinlich war es sogar auf die Stunde genau. Dann hat die Bach-Wissenschaft herausgefunden: Die Matthäus-Passion wurde schon ein Jahr früher uraufgeführt als vermutet. Nun datiert diese Wiederuraufführung 101 Jahre später: Das ist jetzt kein so schönes, rundes, spannendes Datum mehr. Leider. Heute nennt man dieses Datum übrigens den Beginn der „Bach-Renaissance“.

 

Man bemerkt ... rund um den Musiker aus Thüringen gibt es nicht nur die eine richtige Geschichte. Nein, es gibt oft auch Geschichte(n) zur Geschichte. Und die rund um das Bach-Siegel ist besonders spannend und ist hier nochmals, vielleicht abschließend, zur FAQ 93 und 94 hinzu, umgeschrieben. Als FAQ 106 geht sie jetzt auch nie mehr „verloren“. Ich selber habe zum ersten Mal im Bachhaus in Eisenach von der Geschichte der Bach-Insignien gehört. Weil ich allerdings nach etwas Geschriebenem suchte, bat ich im Bach-Archiv, mir zu helfen. Viel Unterstützung erhalte ich von dort seit vielen Jahren, nämlich seit es mein Bach-Projekt eben gibt. Und so auch in Sachen Bach-Siegel ... damals wieder einmal. Dem Jahresbericht dieser Institution 2009 habe ich zunächst den Content entnommen, dann aber auch zusätzlich aus dem Jahrbuch 2009 ganz besonders. Dem Verfasser des ausführlichen Textes im Jahrbuch, Herrn Ulf Wellner, einen herzlichen Dank für seine Recherche und den Bericht. Dem Bach-Archiv einen ebenso herzlichen Dank für die Zusendung. Weiter unten gibt's den Link für viel weitere Lektüre dazu.

Das Schild am Bach-Stammhaus in Wechmar: Es ist das Bach-Siegel, das etwa seit Bachs Tod in Leipzig 1750 das einzig richtige war. Bis weit ins dritte Jahrtausend. Erst vor ganz wenigen Jahren ist nun ein anderes das richtige. Mit nur noch fünf Zacken oder Zapfen in der Krone, anstelle der sieben.

 

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Beide Bach-Siegel sind heute die offiziellen. Doch das rechte wird sich nie durchsetzen. Schon deshalb nicht, weil es ab 2023 fast nur noch in unserer Bach-Mission präsent ist. Dann auch, weil sich das linke oben so dominant in allen Medien durchgesetzt hat. Whatever: In den vier Online-Shops des Verlages „Bach 4 You“ bekommen Sie beide. Und nicht nur auf den oben abgebildeten Artikeln, sondern auch auf vielen mehr. Und ... wir realisieren sogar Ihre ganz persönlichen Sonderwünsche. Haben Sie jetzt Lust darauf, dort einmal zu stöbern? Hier kommen Sie zu diesen Shops, einfach auf einen der Links unten klicken. Oder auf alle vier ... dann aber bitte nacheinander:

 

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Das Bach-Siegel von damals wird zum Bach-Siegel von heute

Wir wissen es schon seit langer Zeit: Johann Sebastian entwarf sein Siegel selbst. Und zwar schon sehr früh im Leben. Es war die Urform des heute bekannten Bach-Siegels: ein spannendes Geflecht aus den drei Buchstaben J + S + B ... und dieselben Buchstaben dann noch einmal in Spiegelschrift. Ein Krönchen drauf. Und fertig. In der Praxis verwendete es der damalige Kapellmeister als Relief auf seinem Siegelring oder Siegelstempel und drückte damit dieses Siegel in den heißen, noch weichen roten Siegellack. In frühen Dokumenten ist es bis heute belegt. Allerdings: Genau dieser Siegelring und dieser Siegelstempel sind nicht mehr erhalten. Aber es gibt sie, die Abdrücke auf einigen von Bachs Original-Dokumenten.

 

Heute finden wir heraus: Manches Mal hatte dieses Bach-Siegel aber auch überhaupt keine Krone als zweite Komponente, oder keine Blättchen, keine Punkte und/oder keine Lorbeerzweige. Neben den verschnörkelten richtigen und gespiegelten Buchstaben „ J S B “. Immer wieder ... ist das ein wenig anders. Auch könnte man annehmen, dass die Krone auf die Ehre hinweist, die Johann Sebastian als Königlich Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Hofkomponisten ausweist. Aber: Bereits bei seinem Dienstantritt in Leipzig war sie über den Buchstaben, diese Krone. Mit den Zacken. Sieben an der Zahl. Sieben interpretierte man mindestens später aus den historischen Dokumenten. Und das ganze 260 Jahre lang. Später, 2009, stellte sich heraus: Schon mehr als zwei Jahrzehnte vor seiner Adelung spielte das Genie aus Eisenach mit der Krone über den Buchstaben, wie man noch zum Siegel Nr. 7 erfahren wird.

Das Bach-Siegel: mit zwei Zapfen oder auch Zacken weniger (... spricht man deswegen von den Zacken, die einem nicht aus der Krone fallen? Denn ... Zacken ... sind das in der Krone ja keine!). Also ist das Bach-Siegel mit genau fünf Zacken inzwischen seit 2009 das „offizielle“ Bach-Siegel.

 

 


Bachs Schmuck-Kiste: Willkommen in der „Welt von Indiana Jones

Meißen liegt eine gute halbe Stunde nordöstlich von Dresden und dort gibt es das Meißener Domstift. Und was findet man dort im Jahre 2009? Eine Schatztruhe, oder etwas spannender ... eine „Putzkiste“ (... Putz wie „sich herausputzen für ein Fest“ ...) oder sachlicher ... eine „Geldkiste“. Ganz genau: Ein Putz-Schranck mit „ ck “. Zweifelsfrei – so sagen Bach-Wissenschaftler – vom Leipziger Thomaskantor. Und was finden die Experten im Innendeckel? Das Bach-Siegel. Und wie viele Zacken oder Zapfen hat die Krone dort? Fünf. Und eben nicht sieben. Das Meißner Domstift überließ dem Bach-Archiv und Bach-Museum in Leipzig diese Rarität. Als Leihgabe. Und dort kann man sie heute tatsächlich „live“ bewundern. Rätsel gab das Bach-Wappen oder Bach-Siegel den Bach-Fachleuten schon lange auf. Eindeutig war es nämlich meist weder mit fünf, noch mit sieben Zacken. Fünf Zapfen hätten heraldisch mehr auf einen Bürger hingewiesen. Ob sieben Zapfen dann im Gegensatz auf einen Adeligen verweisen, lässt die Quelle aus: Aber ich weiß, wo ich das in Erfahrung bringen könnte. Auf diesen Fund im Dom zu Meißen hin wurde das Siegel im Logo des Bach-Archivs offiziell korrigiert und überall auf der Welt war das neue mit nur fünf Zacken ab sofort das coole und „richtige“. Natürlich ist eine moderne grafische Umsetzung. Und somit hat jetzt nun auch das Bach-Siegel seine ganz eigene Geschichte. So könnte man das Bach-Siegel mit seinen sieben Zacken oder Zapfen demnach heute als „falsch“ bezeichnen. Oder aber auch als das richtige, eben „Stand vor 2009“. Oder wenigstens das denkbare und für viele das richtige, aber eben zwischen 1750/60 und 2009.

 


DasrichtigeBach-Siegel ... ein heftiger Dank!

Dankeschön an Ulf Wellner aus Lübeck, dem Autor sowie an Dr. Peter Wollny, dem Herausgeber der Bach-Jahrbücher: Die Fakten sind einem Bericht im Jahrbuch 2009 entnommen. Hier auf dieser, meiner Homepage soll eine erstaunliche kleine Geschichte zur Historie des Musikgenies vor dem „Ertrinken“ in heute mehr als 60.000 Büchern, Berichten, Dissertationen und Aufsätzen zu Johann Sebastian und der Musikerfamilie Bach „gerettet werden“. Mit dieser, meiner Seite, der Bach-FAQ 106, und der Hoffnung, dass man sie auch findet, im Internet, wenn man danach googelt.

Die Wissenschaft um den Thomaskantor führt uns, über 270 Jahre nach dem Tod des Genies, nach Meißen: 27.000 Einwohner, Sachsen, 25 Kilometer von Dresden entfernt, an der Elbe. Auf dem Foto oben der Blick auf den Burgberg, den Dom und die Albrechtsburg.

 

 


Dort war er ganz schön lange: der Putz Schranck mit dem Bach-Siegel

Zunächst einmal soll geklärt sein, dass man in diesem Zusammenhang nicht ( ! ) entdeckte, dass der Thomaskantor reich gewesen ist. Die sogenannte „Geldkiste“ war eine Truhe, in der man nicht das Geld des Komponisten fand. Sondern es handelte sich um ein Behältnis aus Eisen, das eine barocke Bemalung auf der Innenseite des Deckels aufwies. Sie, die Geldkiste, wurde bereits in der Mitte der 1990er Jahre im Museum des Meißner Doms im Kassenbereich aufgestellt. Kein Mensch ahnte, worum es sich dabei handelte. Man stellte sie auf, und das Bach-Siegel mit der Krone war für jeden deutlich erkennbar ... man sammelte mit ihr Spenden. Erst 2009 fiel einem Besucher des Domes, einem offensichtlichen Bach-Experten, auf, dass es das Bach-Siegel war, nur eben mit fünf Zapfen, nicht mit sieben. Später stellte man ebenfalls fest, dass die Bemalung vor 1750 datierte und Siegel plus Alter der Kiste führten zu der Erkenntnis, dass es sich bei dieser stattlichen „Box“ um das Eigentum des Komponisten gehandelt hat. Wie erwähnt: die Kiste. Kein Geld drin. Übrigens: Putz Schranck und zwar mit „ ck " ist der wissenschaftliche und historisch korrekte Name für die Kiste.

Der Dom zu Meißen: Hier stand sie, die Geldkiste, mit offenem Deckel und dem gut sichtbaren Bach-Siegel. Es brauchte viele, viele Jahre, bis jemand ahnte, dass hier ein Juwel in der Historie der Musikerfamilie vollkommen unerkannt herumstand“.

 

Das ist sie, die Innenseite des Deckels des Putz Schranckes von Johann Sebastian Bach. © Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv, März 2019). Dafür herzlichen Dank.

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Die Bach-Figur, die Bach-Büste, die Bach-Statue

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Zwei Vorhängeschlösser plus 11 Riegel ... so sicherte Bach den Putz Schranck: Was jetzt kommt, ist wirklich kein Jux!

Die Maße der Geldkiste? Höhe 54 cm, Breite 69 Zentimeter, Tiefe 45 cm. Gar nicht so klein! Das Schlüsselloch auf der Vorderseite: eine Attrappe. Aber es gibt auch einen Schlüssel. Und der passt an einer ganz anderen Stelle. Zwei Vorhängeschlösser waren vorgesehen, keines davon gibt es allerdings mehr. Und innen: ganze elf Riegel. Plus Schrauben und Muttern. Es sind die originalen Muttern von damals, was Fachleute an der Farbe darüber erkennen, die sich auch im Siegel wiederfindet.

 

Wer hier jetzt hier noch immer liest, muss wissen, dass ich auf dieser Seite ausnahmsweise einmal keinen „Quark“ verbreite. Sonst weiß man es bei mir ja oft nicht wirklich: ob ich gerade ein wenig Unterhaltung in ein sonst vielleicht „allzu trockenes Stück Materie“ bringe, oder, wie im Kapitel zur Musik von Johann Sebastian, auf den goldenen Schallplatte in den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2, nur oder meist wenigstens ein wenig herumalbere. Aber: in diesem Kapitel ist das nicht der Fall. Dass ich es erwähne, ist wichtig, denn im Nachlassverzeichnis von Johann Sebastian ist unter drei Möbelstücken eben ein „Putz Schranck“ aufgeführt. Und wenn du auf meiner Homepage schon heftigst unterwegs gewesen bist, dann ist es eben jetzt wichtig: „ ... ganz ohne Jux“.

Es dauerte vielleicht viele, viele Jahrzehnte, bis der Weg der Geldkiste mit dem Bach-Siegel den Weg in den Meißner Dom fand. Hier eine Ansicht, wie die Stadt zu Lebzeiten des Komponisten aussah.

 

Was ist denn überhaupt ein „Putz-Schranck“. Für uns heute eine klare Sache: Da stehen Putzmittel drin. Von Meister Proper bis hin zum Waschmaschinensalz. Das Wort „Putz“ kann man allerdings auch im Zusammenhang mit dem Wort „sich herausputzen“, also „hübsch machen“ und sich mit Schmuck „herausputzen“ verbinden. Und Schmuck ist wertvoll und passt zur „Geldkiste“ aus Meißen hervorragend. Vermutlich ist also diese Kiste der erwähnte „Putz Schranck“. Ein Forscher mit dem Namen Zedler war hierzu der Könner und hat es für uns alle Interessierte herausgefunden. Für uns ist es demnach das Bach-Siegel Nummer 3.

 

Ist das auch eines von Bachs Wappen? Nein, selbst von einem, der alles rund um Bach meist nicht so ganz und gar ernst nimmt (... ich): Das oben ist eine liebenswürdige Spielerei und sieht auch cool aus. Aber es war niemals das oder ein Bach-Siegel von Johann Sebastian Bach.

 

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Was bedeutet die Krone im Bach-Siegel? Das werden wir vielleicht niemals jemals wissen

1716 datiert übrigens ein erhaltenes Dokument, auf dem der Komponist aus Eisenach zum ersten Mal auch mit einem Siegel „unterschreibt“. Das heißt, vielleicht hat er das schon früher gemacht, aber davon gibt es eben heute den Beleg nicht mehr. Es ist sozusagen „unser“ Ur-Siegel ... das ist aber keine offizielle Bezeichnung. Noch hat es keine Krone und ist damit unser Bach-Siegel Nummer 4 (... obwohl es ja das erste war. Aber nur relativ kurze Zeit).

 

Und das Siegel mit den sieben Zacken, so wie man es länger als zwei Jahrhunderte und bis 2009 kannte? Das ist erstmals – im Siegellack – auf einem Schriftstück aus der Köthener Zeit zu sehen, als der Komponist am Hof von Fürst Leopold musizierte. Es datiert vom 15. März 1722. Interessant dabei ist für alle, die „auf der Jagd“ nach einer Begründung für die Krone sind, dass der Köthener Kapellmeister und Musikdirektor zu dieser Zeit ja noch lange nicht „Königlich Polnischer und so weiter ... Hofkomponist“ gewesen war. Warum also die Krone, lässt sich demnach nicht so einfach ergründen.

 

Zusammengefasst kann man auch sagen, dass das Siegel im Innendeckel der Geldkiste in vielen kleinen Details etwas anders aussieht, als das Siegel, das wir heute kennen, also anders als Bach-Siegel 1 und 2, sozusagen. Nicht diese Kleinigkeiten machen das Bach-Siegel in der Kiste aber jetzt zu unserem Bach-Siegel Numero 3, sondern die Anzahl der Zapfen oder Zacken ... in der Krone.


Überraschung, Überraschung: Wann gibt's endlich das fünfte Bach-Siegel?

Da gibt es doch tatsächlich dann noch ein weiteres Bach-Siegel. Es sind also zusammen – Stand 2022 – schließlich 5. Wobei das Siegel 5 auf meiner Homepage, auf der du gerade liest, sonst nirgendwo nochmals erwähnt ist. Das fünfte, wesentlich unterschiedliche Bach-Siegel ist graviert. Und zwar auf einem Glaspokal für Herrn Bach, der heute im Bachhaus in Eisenach steht. Sehr kontrovers hat man das zunächst in den 1930er Jahren und später nochmals in den 1950er Jahren diskutiert. Also, unter richtigen Wissenschaftlern. Spannend: Die Buchstaben sind vertauscht: anstelle JSB steht dort SJB. Und das ergibt auch damit ein weiteres wirklich richtig unterschiedliches Bach-Siegel. Ohne Krone ist es auf dem Glaspokal, aber die Lorbeerzweige rechts und links darunter, die sind nun hier mit dabei. Unser Bach-Siegel Numero 5.

Der Glaspokal aus dem Besitz des Thomaskantors mit dem fünften Bach-Siegel. Erinnerst du dich an die anderen vier? Eines im Siegellack, eines mit Krone und sieben Zapfen. Und dann ein Bach-Siegel mit Krone und fünf Zacken. Richtig, oder Zapfen. Als Nächstes das Wappen in der Putzkiste und schließlich das auf dem Glaspokal oben. Wieder einen lieben Dank an das Bachhaus, das mir solche coolen Fotos wie oben zur Verfügung stellt. © Info

 

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Postskriptum zum Putz Schranck: Verkaufte Anna Magdalena Johann Sebastians Kiste?

Meine ganz eigene Meinung dazu:

 

Man vermutet, dass dieser „Putz Schranck“ zwischen 1936 und 1980 seinen Weg in den Dom in Meißen fand. Welche Reise er seit dem Tode des Thomaskantors 1750 in Leipzig hinter sich brachte, ist allerdings auch im Ansatz nicht mehr zu erkunden. Im Nachlass-Inventarverzeichnis von 1750 jedenfalls ist er noch enthalten. Ob Anna Magdalena ihn damals verkaufte, ist auch nicht belegt. Meine persönliche Meinung? Ja, das tat sie. Denn Anna Magdalena überlebte ihren Gatten in „relativer Armut“, was aber nur bedeutete, dass sie sich einiges einfallen lassen musste, um weiterhin so zu leben, wie sie es mit dem Thomaskantor tat. Und was ist das „relative“ daran? Anna Magdalena war nach dem Tod ihres Mannes nicht arm. So ging das ganze lange zehn Jahre. Es machte also erstens keinen Sinn, ein Behältnis für Wertsachen zu behalten, wenn man denn seinen Schmuck für ein ordentliches tägliches Leben veräußerte ... denn Schmuck hatte sie sicherlich zuerst verkauft, als es ihr wirtschaftlich nicht mehr so „easy-going“ ging. Zweitens stellte diese Geldkiste mit dem Siebenfachen an Wert im Verhältnis zu den anderen beiden Möbeln ein gut zu verkaufendes Objekt dar, was vom Ertrag im Verhältnis zum Nutzwert als Verkauf durchaus Sinn ergab. Aber, wie erwähnt, das ist jetzt meine persönliche Meinung, also die des Autors dieser Homepage. Übrigens gibt es viel dazu zu lesen, dass Anna Magdalena eben nach Johann Sebastians Tod nicht arm lebte oder verstarb. Viel Unsinn ist da nämlich in 250 Jahren verbreitet worden. Bach-Autor Dr. Eberhard Spree räumt damit auf.

Wenn es denn heute überhaupt einrichtigesBach-Siegel gibt, dann ist es dieses: drei Buchstaben JSB plus drei Buchstaben JSB in Spiegelschrift. Dann noch die Krone. Und zwar die mit den fünf Zapfen oder Zacken. Ein paar Ranken und Blättchen in der Mitte dran ... fund fertig.

 


Dankeschön, dankeschön!

Alle diese Erkenntnisse zum Bach-Siegel wären der Nachwelt nicht überliefert, wenn die Herren Dr. Peter Wollny, Dr. Michael Maul, Herr von Stülpnagel und schließlich der Autor des Berichts im Jahrbuch, Herr Ulf Wellner nicht so hervorragend harmoniert hätten. Jedem, den das nun noch viel genauer interessiert, dem sei das Jahrbuch der NBG, 95. Jahrgang, 2009 empfohlen, herausgegeben von Prof. Dr. Peter Wollny im Auftrag der Neuen Bachgesellschaft.

 


Auf drei weitere Informationen zum Bach-Siegel bis hierher sei jetzt noch explizit hingewiesen. Das ist einmal eine sehr einfache aber pädagogisch perfekte Weise als Video, das Bachsiegel zu erklären: absolut kindgerecht und schön mit Bachs Musik vertont. Dann ist – jetzt komplett für einen anderen Empfängerkreis – das Bachsiegel auf dem Bach-Pokal, der im Bachhaus in Eisenach live zu entdecken ist, in wissenschaftlicher Weise dargestellt. Spannend ist dabei in einem Video ganz besonders das Spiel mit der „Bach-Zahl 14“ erläutert: für Bach-Fans ein unbedingtes Muss. Und es dauert nur ganze fünf Minuten, es anzuschauen. Schließlich die Veröffentlichung im Bachjahrbuch 2009 von Dr. Ulf Wellner, dem wir den „Fund“ des Putz Schranckes von Johann Sebastian Bach zu verdanken haben. Und warum ist dann Fund in Anführungszeichen gesetzt? Weil der Bach-Experte „nur“ mit offenen Augen und vielleicht immer Bach „im Hinterkopf“ durch die Welt reiste und so bei einem Besuch im Meißener Dom die Sensation entdeckte. Suchen musste er nicht lange, denn sie stand plötzlich vor ihm, als er den Dom betrat. Nur erkannt hat er es als Einziger, seit die Truhe dort stand. Mit dieser deutlich erkennbaren Darstellung des Bach-Siegels in der Innenseite des Deckels war schließlich klar: Die Krone in Bachs Siegel, dem heutigen und damaligen Bach-Siegel hatte „nur“ fünf Zacken, und eben nicht sieben. Damit – mit Wellners Entdeckung – änderte die komplette Bach-Welt dieses so eindeutige grafische Kunstwerk und das Bach-Siegel hat seitdem eine eigene Historie. Wie auch das Bachhaus eine hat, die Herkunft der Bache eben nicht aus Ungarn und einige wenige Musikstücke, die seit relativ kurzer Zeit erst dem Bach-Gesamtwerk zugeordnet werden konnten … oder in Frage gestellt sind.

 


War da noch etwas? Ach, ja. Natürlich: das fünfte Bach-Siegel

Ich hatte – vor einigen Jahren schon – fünf Siegel angekündigt. Aber, das fünfte fehlt ja noch, bis jetzt. Es ist das Bach-Siegel in rotem Siegellack. Es gab bis vor kurzer Zeit nur ein einziges Bild, dem man im Internet und via Google relativ selten begegnete. Hier auf dieser Seite allerdings darf es ganz und gar und überhaupt nicht fehlen. Deshalb bildet es jetzt den Abschluss* zum Thema „Gibt es zwei Bach-Siegel oder drei Bach-Siegel? Oder eben nur ein Bach-Siegel? Oder vier oder fünf?“

 

* Diese FAQ gibt es schon eine ganze Weile. Aber 2023 musste sie nochmals überarbeitet werden. Denn die Information über ein weiteres Bach-Siegel fand – via E-Mail – zu meinem Projekt und unserer Mission. Also geht die Seite inzwischen hier weiter. Und es wird nochmals ganz besonders spannend.

 

Versprechen gehalten. Im Internet war das bis vor wenigen Jahren noch ein sehr seltener Fund: das fünfte Bach-Siegel in Wachs auf einem Foto. Den weiteren und ganz besonderen Fund in Sachen Bach-Siegel stelle ich unter der nächsten Werbung vor.

 

 

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Das sechste Bach-Wappen (... jetzt nicht die Sensation in Sachen Bach-Siegel ... sie kommt erst anschließend)

 

Selbstverständlich ist es das offizielle Bach-Wappen ... richtig oder Bach-Siegel, was da vor dem Bachhaus in Eisenach die tausende Besucher zum Bach-Museum geleitet. Aus allen Interpretationen hält man sich dort und damit nämlich heraus. Die grafische Umsetzung verzichtet komplett auf die Krone und das Lorbeer-Thema rechts und links unter dem Geschnörkel. Für uns hier und auf dieser Seite, auf der wir – vielleicht ja gemeinsam – „Erbsen zählen“ wollen. Es ist das sechste ganz und gar offizielle Bach-Siegel. Allerdings ... wer legt das denn eigentlich fest?

Keine Krone, dafür 14 Punkte von Bedeutung. So braucht man auch nicht alle paar Jahre ein neues Schild. 

 

 


Und endlich das Bach-Siegel Nummer 7 ... was für eine Sensation!

 

Zu Beginn des Jahres 2023 erreicht mich eine spannende Nachricht. Von Kirchenmusikdirektorin Martina Pohl in Sangerhausen. Dort steht die wunderschöne Sankt-Jacobi-Kirche mit der weltberühmten Hildebrandt-Orgel. Und auf ihr spielt Martina Pohl regelmäßig. Ach übrigens ... wie eine Orgel funktioniert, das haben Martina Pohl und ihre „Kollegin“, Musiklehrerin Ulrike Großhennig wundervoll in einem Video dargestellt. Hier geht's hin ... zu diesem Video. Zurück zum Thema Bach-Siegel. Unter dem nächsten Bild.

Sangerhausen zwischen 1702 und heute. Irgendwann dazwischen. Im Hintergrund ist die St.-Jacobi-Kirche.

 

 

Das Bach-Siegel. Der ganzen Welt im Allgemeinen und Bach-Fans im Besonderen ist zunächst nur das „offizielle“ schwarzweiße Bach-Siegel bekannt. Egal, ob mit sieben oder mit fünf Zacken. Auf uralten Originaldokumenten, vom berühmten Komponisten selbst unterzeichnet und besiegelt, gibt es dann das rote Siegellack-Siegel. Auf einem heute noch existierenden Dokument aus dem Jahre 1735. Vielleicht gab es frühere Dokumente, die aber heute nicht mehr existieren ... mindestens weiß man nichts von solchen Schriftstücken. Ausgedacht hat Bach sich das Design sicherlich, als er zum ersten Mal über einen Auftrag zur Anfertigung eines Siegelringes nachdachte. Vermutlich nicht vor der ersten Anstellung. Oder doch schon so früh im Leben? Aber wann genau?

 

270 Jahre lang nach seinem Tod gab es speziell dazu keine Information. Aber heute schon. Dank der Aufmerksamkeit von Martin Pohl in Sangerhausen. Und ihrem Interesse an Bach. Denn sonst ... hätte sie mich nicht gefunden. Und sie nahm sicherlich an, dass mich ihre ( ! )  Entdeckung interessierte.

 

Interessierte? Ist überhaupt nicht genug gewürdigt. Restlos begeistert hat mich ihr Hinweis, den sie auch noch mit spannenden Fotos belegte. An einer Wand in der Nähe der Orgel in der St.-Jacobi-Kirche, also im ersten Stock - sozusagen - fand sie eine Petroglyphe. Eine Petroglyphe? Yup ... eine Ritzzeichnung in Stein, beziehungsweise in Gips. Und wie auch bei Bachs Putz Schranck, so brauchte es eben einen Bach-Fan, der ahnte, was er da fand. Und das tat Martina Pohl. Sie erkannte: Das sieht schon sehr nach Bach-Siegel aus.

Ja, wenn man wie Martina Pohl es tat zur richtigen Uhrzeit am Tage fotografiert und das auch nur kurze Zeit im Jahr, dann wird durch den Schattenwurf deutlich: Das könnte „ JSB  heißen. Einmal seitenrichtig und einmal spiegelverkehrt. Und die Krone erkennt man auch. 

 

Extra für mich – auf meinen herzlichen Wunsch hin – hat Martina Pohl nochmals die ganze Location fotografiert. Siehst du das linke von zwei Fenstern links neben der Orgel? Und links von diesem Fenster ... da ist es: das erste Bach-Siegel. Mit Sicherheit das erste Bach-Siegel.

Und etwas abseits vom Bach-Siegel sieht man auch die Zahl 1702. Mit Sicherheit eine Jahreszahl.

 

Diese spannende Stelle neben der Hildebrand-Orgel. Rechts ist das Bach-Siegel, links der Hinweis mit der Jahreszahl.

 

Martina Pohl: Ihr verdanken wir den Hinweis. Schon vor vielen Jahren wandte sie sich an das Bach-Archiv, aber das hat natürlich kaum eine Möglichkeit, diesen Sensationsfund durch die Jahrzehnte zu transportieren. Ich kann das aber mit meinem Bach-Portal schon. Nämlich genau dann, wenn sich jemand zum ThemaBach-Siegel, Bach-Wappen, Bach-Monogramm oder Bach-Insignienso richtig interessiert. Links ist es die Hildebrandt-Orgel.

 

 


Und wer behauptet, es ist tatsächlich von Johann Sebastian Bach? Was ist meine ( ! ) abenteuerliche These dazu?

 

Sangerhausen ist „nur“ eine Bach-Stadt der vierten Kategorie. aber sie ist ( ! )  eine Bachstadt. Das war sie schon vor der tollen Nachricht von Martina Pohl für mich, denn Bach wirkte dort maßgeblich. Und bekam die Job-Zusage, seine erste. Nur wollte der Fürst in Sangerhausen damals einen Anderen dort musizieren hören. das war damals schon nicht anders als heute noch so oft. Bad Luck. Pech gehabt. Aber es reichte für die Aufnahme in die Riege der Bachstädte und Bachorte. 1702 spielte er dort vor und ... schon erinnert man sich an die Zahl, die oben bei den Bildern eine Rolle spielte. Bach reiste nach Sangerhausen, um dort 1702 für eine erste richtige Anstellung nach seiner Schulzeit in Lüneburg vorzuspielen. Mit Erfolg ... oder eben auch nicht.

 

Und nun folgt meine ganz persönliche These, nicht die von Martina Pohl, die sich aber sicherlich bis zu einem gewissen Grad anschließt. Wenn Bach damals von Lüneburg zurück nach Erfurt, vielleicht auch nach Ohrdruf oder nach Eisenach gelaufen ist, dann wird er ein paar Monate später sicherlich nicht mit der Kutsche nach Sangerhausen gereist sein. Und wenn schon, Kutschen waren laut Bach-Autor Klaus Eidam auch nicht schneller als ,man zu Fuß unterwegs 3war. Schlechte Wege, Achsenbrüche oder Räder der Kutsche gingen kaputt.

 

Bach hatte also die Herausforderung, pünktlich zum vereinbarten Termin in Sangerhausen aufzuspielen. Wie auch heute noch, kann man solch einen Termin in drei Varianten wahrnehmen. Man kommt rechtzeitig ... oder man trifft "spitz auf Knopf" ganz knapp vor der Zeit ein ... oder kommt ... zu spät. Lauf Google-Maps läuft man heute von Erfurt (... wo Bach vielleicht nach seiner Rückkehr aus Lüneburg bei seiner Schwester weilte) nach Sangerhausen runde 15 Stunden. Netto. Von Ohrdruf (... wo sein ältester Bruder lebte und arbeitete) sind es schon 22 Stunden. Und von Eisenach (... warum aber sollte Bach nach Eisenach gelaufen sein) sind es sogar 23 Stunden. Heute. Früher war das sicherlich nicht in dieser Zeit schaffbar, denn während heute alles perfekte Straßen und Wege sind, waren es damals weitaus schlechtere Verhältnisse. Nun läuft natürlich kein Mensch 15 Stunden „in einem Rutsch“. Und so können wir uns ausmalen, dass es eine mehrtägige „Reise“ war, die Bach da unternahm. Wir wissen, dass Johann Sebastian Bach Perfektionist war. Und daraus resultiert, dass er sicherlich viel lieber viel zu früh kam, als auch nur ein klein wenig zu spät. Und das heißt? Bach war ganz sicher mindestens eine Stunde vor dem Vorspieltermin in Sangerhausen. Wahrscheinlicher aber sogar einen halben oder einen ganzen Tag. Denn die Reiseklamotten gegen ein dem Event entsprechendes Outfit anzuziehen, musste er ja auch noch, ein paar Takte spielen wollte er sicherlich ebenfalls vorher ... und das alleine. Und er hat sich sicherlich auch frisch gemacht. Also, hatte Bach damals, wie auch ich heute, viel „Zeit übrig“, wenn unterwegs kein Stau war, also … nicht zu Bachs Zeit. Damals waren es andere Unwägbarkeiten. Also war ihm sehr wahrscheinlich langweilig ... mit seiner Reservezeit, wenn denn keine Imponderabilien des Weges kamen. Und da ritzt man, im Alter von 17, schon mal seine Initialen in eine Kirchen-Innenwand neben der Orgel ein: So hinterließ man mindestens seine Spuren für die Ewigkeit, In so einer schönen weißen Wand gleich neben dem Lieblingsinstrument des Eisenachers. Ganz sicher hatten sich dort schon einige andere jüngere Musiker vor ihm verewigt, als das Warten auf deren Musikeinsatz sich hinzog. Bach war also sicherlich nicht der Erste. Denke ich mir 'mal. Wir stellen 320 Jahre später gemeinsam fest: Bach hatte also Zeit und er war gedanklich kreativ unterwegs. 

 

Also kerbte er sein ganz persönliches Graffiti, seine Vorstellung von einem Bach-Siegel, in den Kalk der Kirchenwand ein. Es würde ohnehin kaum jemand des Publikums sehen, denn auch heute noch sehen Kirchenbesucher diese Ritzzeichnung nicht, wenn man nicht zur richtigen Tageszeit und direkt davor weilt. Und etwas vom Fotografieren versteht ... wie eben Martina Pohl. Bach gestaltete -  vielleicht zum allerersten Mal - seine Idee mit den drei Buchstaben seines Namens, einmal "richtig herum", einmal seitenverkehrt. Die Krone hatte er also damals bereits „im Kopf“, nicht erst, als er zum Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Hofcompositeur geadelt wurde ... nein ... er sah seine Musik als „königliches Werk“ und das bereits im Alter von nur 17 Jahren, noch vor seinem ersten wirklichen Job.

 

1702 ... das ist inzwischen mehr 320 Jahre her. Und dieses Bach-Siegel existiert noch heute. Kirchenmusikdirektorin Martina Pohl entdeckte es und mit ihr zusammen wollen wir diese Erinnerung an das Wirken Bachs in Sangerhausen lebendig erhalten.

 

 

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