BACH über BACH
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Veit Bach 2022: das finale Ergebnis nach 260/75 Jahren Suche nach der wirklichen Herkunft von Veit Bach

Veit Bach vor der Veit-Bach-Mühle in Wechmar in Thüringen. Natürlich ist es kein historisches Kunstwerk. Aber immerhin: Ich gehöre zur Musikerfamilie und habe mir das Motiv ausgedacht. Briana Bach-Hertzog in den USA ist mit Johann Sebastian Bach noch weit enger verwandt als ich und hat die Zeichnung gemalt. Und schließlich hat meine Frau Renate sie elektronisch angemalt. Also ist das oben ein echtes Familienprodukt.

 

 

In Sachen Veit Bach hat sich tatsächlich noch einmal eine phänomenale Entdeckung – erst nach dem Fund der tatsächlichen Herkunft der Bache aus dem "Südosten unterhalb Thüringens" – ergeben. Und ... von wo sie abschließend denn herkommen, das lesen Sie auf meiner Homepage „gleich in der Nachbarschaft“. Den auf dieser Seite, auf der Sie gerade lesen, geht es ausschließlich um die Verwirrung zum Thema „Ungern“ und „Ungarn“. Und um den Beweis zu meiner These der Herkunft und der direkten Vorfahren dieses Veit Bach aus Ungern. Sehr interessiert? Und Sie lesen gerne? Dann beginnen Sie am besten hier.

 

„Aus dem Südosten unterhalb Thüringens“ ... bitte, was ist das für eine Definition?! Nun ... wenn man „nur“ Hobbyforscher ist, so wie ich und wie meine Frau, dann darf man solch einen nebulösen Terminus ganz ohne ungutes Gefühl in (s)einer wissenschaftlichen Untersuchung verwenden. Man kann es auch als „rechts unten von Thüringen auf der Landkarte“ beschreiben, wenn man Google-Maps vor sich sieht. Einfach so. Und genau das war es ja für runde 700 Biografen und etwa zehn bekannte Bach-Genealogen, was diese Bauchschmerzen zu Veit Bach und die Herkunft der Bachs verursacht hat. Diese „soundmäßige Nähe“ zwischen „Ungern“ und „Ungarn“. Dieser Mix in der Literatur. Nämlich, wie man vor allem im ersten Kapitel zu Veit Bach auf meiner Homepage lesen kann: Es ist diese Unklarheit beim Lesen der Abschrift des „Ursprungs“. Denn das handgeschriebene Original von Johann Sebastian Bach gibt es ja nicht mehr. Da bestand die Schwierigkeit bei der Dechiffrierung der beiden Worte im „Ursprung“, nämlich dem achten und dem achtzehnten. Wobei dazu (... unsere) Hobby-Graphologie eher in die Irre führt, als die Beherrschung dieser Kunst. Denn für jeden Normalsterblichen in Sachen „alte Handschriften“ ist in einem der Dokumente bei wenigstens einem von vier Worten ein ganz klares „ a “ zu erkennen. Nicht aber für die, die sich auskennen. Denn ein heutiges „ a  “ und ein heutiges „ e “ sehen eben anders aus als 1735 ... oder eben besser ... als 1750.


Auf dieser Seite geht es wieder einmal nicht so fix. Sie, diese Seite, ist eben explizit für diejenigen meiner Leser geschrieben, die sich schon mit viel Muße und Zeit sowie ganz entspannt die ersten Seiten zum Thema „Veit Bach“ (2011, 2015 und 2021) durchgelesen haben. Für die Eiligen ist mit einem Klick hier die schlanke Veit-Bach-Genealogie eingestellt. Aber Achtung, dann, danach, nach Ihrer Lektüre dort, macht das ganze Angebotin Buchumfangnicht mehr denselben Spaß!


 

Ich träume von Großem und erschrecke sehr ... eigentlich ... sogar heftigst!

 

Tatsächlich sind meine Pläne zum Thema Veit Bach so unglaublich exzessiv, futuristisch und abgehoben, dass ich davon hier nicht berichten kann. Ich würde meine Glaubwürdigkeit infrage stellen. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine Idee Realität wird, auch noch ausgesprochen klein. Aber so war auch unsere ganze Bach-Mission und mein Bach-Projekt vor vielen, vielen Jahren. Und heute ist es Wirklichkeit geworden.

 

In „meiner kleinen Welt“, in der Forschung eine immer größere Rolle spielt, lerne ich, dass Erkenntnisse von früher verworfen werden müssen, wenn aktuelle Entwicklungen das nötig machen. Ich erfahre das beim Fernsehen über richtige Forschungsprojekte und erlebe es nun selbst über ein Jahrzehnt mit meiner ganz persönlichen eigenen Veit-Bach-Forschung. Dieser Text entstand im Jahr 2022.

 

Und ich ärgere mich und ärgerte mich 2022 schon runde zehn Jahre lang über „Schmierfinken“. Über einen „Schmierfink“ in meiner Familie ganz besonders: Nämlich über die Enkelin von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuels Tochter Anna Carolina Philippina Bach. Sie kritzelte den „Ursprung“ ihres Opas so heftig, dass sie für fast 75 Jahre ein „Chaos in der Familienhistorie“ anrichtete. Wie kann man zweimal ein so besonderes Wort so leidenschaftslos hinschmieren?! Vor allem dann, wenn man es noch dazu beugt. Ja, ich bin böse. Denn auch für Anna Carolina Philippina war es von großer Bedeutung, dieses eine Wort, und das zweimal kurz hintereinander. Denn auch sie musste sich entscheiden. Ungern ist noch heute ein Begriff, zu dem es praktisch keinen bekannten Ortsbezug gibt. Keine Stadt, kein Ort und kein Landstrich kennt man heute - mit vernünftiger Allgemeinbildung - als „Ungern“. Und man kennt nicht einmal ein Substantiv, das Ungern heißt. Wenn sie also „Ungern“ gelesen hatte, so hätte sie unbedingt diesen seltenen Begriff sauber „durch die Zeit transportieren“ müssen! Uns interessiert(e) nun, ob JSB Ungern oder Ungarn in seinem „Ursprung“ schrieb.

Wenn erst einmal Zeitreisen nicht nur erfunden sind, sondern auch erschwinglich, dann wird man vieles besser untersuchen können. Ob es dann noch so großen Spaß macht, ist allerdings dann eine andere Frage. © Info.

 

Wenn es allerdings so ist, dass dort eindeutig Ungarn stand, dann wäre die Notwendigkeit, das auch sauber ( ! ) zu transkribieren, nicht ganz so nötig gewesen. Denn, wenn man etwas wie Ungarn dann dort liest, dann fragt man sich ja, was auch sonst sollte es denn sein?! Man schreibt ja auch nicht Hamburg ganz sauber, damit ein Leser nicht denkt, es geht um Humburg.

 

Erst mit meiner Lektüre zum abschließenden vierten Zyklus meiner Recherche kann jeder Leser hier selbst nachvollziehen, warum die Schmiererei sowohl von Papa Bach (CPE), als auch dessen Tochter Bach verärgert, als sie Opa Bachs spannendes Werk mit wenig Respekt duplizierten. Anna Carolina Philippina in ihrer Ursprung-Kopie und Carl Philipp Emanuel in seinem Anteil am Nekrolog.


Wie viele Bach-Experten meinen denn nun was? Meine Suche wartet mit einem finalen Schrecken für mich auf

Meine persönliche Geschichte mit der Genealogie des Veit Bach, gestorben 1619 in Wechmar, war mit vielen Überraschungen und auch Enttäuschungen verbunden. Und meine persönliche Forschung - das sei hier nochmals erwähnt - „kümmert“ sich ja nur um die „schlankeste“ Genealogie des Veit Bach. Und das heißt? Mich interessieren nur die direkten Vorfahren des Veit. Keine Onkel, keine Schwestern, keine Neffen, Cousins und was da noch für die anderen, richtigen Genealogen von Bedeutung ist. Dann ist mir wichtig: Der Veit Bach, der 1619 starb, und zu dem es das nächste Bild gibt ... er ist genau dieser Vitus, Veit Bach, der der Urvater der Musikerfamilie ist. Die Geschichte der Musikerfamilie Bach beginnt mit diesem Veit. Das ist so, das war so seit Jahrhunderten und das wird da auch so bleiben. Ich interessierte mich nur für einen winzigen, aber wichtigen Teil der Vorfahren der Musikerfamilie. Und das so etwa zwei oder drei Generationen weit. Inzwischen sind es vier Generationen geworden.

Das ist unwissenschaftliche Beugung: Hier wird der „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie verfälscht und der Autor dieser „Transkription oben fügt (... auf den weiteren Seiten, die man hier nicht sieht) einfach hinzu, was er ganz toll findet. Und was ist daran jetzt so schlimm? Es verhindert die Sicht auf die richtigen Dinge und Werte, Worte und Jahreszahlen. Im Ursprung war einfach das Sterbedatum von Veit Bach nicht vermerkt. Will man es ergänzen, so muss man darauf hinweisen. Für Menschen, die sich ernsthaft interessieren. Mehr noch ist fragwürdig in diesem Schriftwerk, später gibt es dazu mehr Information.

 

 

Ganz davon überzeugt von einer Menge Dilettantismus (... das sind aber nicht seine Worte) ist übrigens auch einer der Super-Bach-Experten in Leipzig, nämlich Hans-Joachim Schulze. Er schreibt in seinen „Marginalien über die Bach-Unterlagen - amüsant und unterhaltend - über viele Ungereimtheiten in diesem Ursprung. Und warum ich solche harschen Worte verwenden darf? Weil CPE selbst seinen Nekrolog über seinen Vater als „zusammengestoppelt“ beschreibt. Und wer das mit dem Nekrolog schon 1750/54 machte, der machte das sicherlich auch nochmals, als er den ersten richtigen Bach-Biografen, Johann Nikolaus Forkel, mit seinem Briefing versorgte.

Hans-Joachim Schulze, einer der besonders renommierten Bach-Experten auf der Erde, schreibt seine „Marginalien“ 1961 und veröffentlicht sie im Bach-Jahrbuch dieses Jahres. Hier kann man es bestens lesbar genießen und sich an den Erkenntnissen des Bach-Wissenschaftlers erfreuen. © Info.

 

 


Zu meinem (beinahe) persönlichen, unglaublichen Super-GAU

 

Man stöbert in Büchern, in Schriftstücken, im Internet und man liest hier Dies und dort Das. Und geht zum nächsten Thema über. Man speichert sich vieles nicht, denn würde man zu jedem denkbaren Thema alles katalogisieren, käme man überhaupt nicht voran. Aber der Content, er ist mental abgespeichert. Man weiß, was man einst gefunden, gelesen und erstaunt zur Kenntnis genommen hat. Ganz spät, „im dritten Stadium“, begegnet mir diese Situation nochmals, dann hat sie aber den Charakter eines Schönheitsfehlers. Das Kommende hat mich allerdings dann doch beinahe aus der Bahn geworfen. Weil ich den falschen Weg im Fokus hatte.

 

Ins Detail: Ich selbst schätze ja die Anzahl der Biografien über Bach - nach einer groben Untersuchung - auf runde 700 und ich bin für viele der Werke der Überzeugung, dass mindestens große Stücke übernommen, das heißt im Grunde abgeschrieben, wenn auch neu formuliert, wurden. Autoren, Schriftsteller und zwei unserer Freunde, beides penibel arbeitende Genealogen, bestätigen diese Art der Publikation. Als nach der dritten Runde, nämlich dem Fund von Ungerndorf bei Laa and der Thaya, in Österreich, alles glasklar schien, führte der Weg und die Gehirn-Akrobatik wieder einmal zum Ursprung der Anna Carolina Philippina Bach ... und ja, zu seiner Unleserlichkeit der beiden wichtigsten Worte auf dem Dokument. Plötzlich - ich weiß nicht mehr warum - interessierte mich, als ich die Seiten zum dritten Durchgang schrieb, wie viele Genealogen, Internet-Publizisten und Biografen denn tatsächlich den Begriff „Ungern“ verwenden und verwendeten. Später kam ich an solch einer Analyse, die ich in einem der ersten beiden Durchgänge vor vielen Jahren untersuchte, wieder vorbei. Aber zum Zeitpunkt des „Schlages in die Magengrube“, diesem Geistesblitz, war mir diese Arbeit nicht mehr präsent.

 

Ich wollte also 2022 nochmals ganz genau wissen, wer denn dieses „Ungern am Leben erhielt“, also wie viele Genealogen, Autoren und Biografen ... ganz genau! Und zu meinem Entsetzen fand ich tatsächlich nur ganze drei, wenn auch Quellen erster Güte. Ich war über viele Jahre der Ansicht, dass es da sicher noch den einen oder anderen Spitzen-Genealogen in Sachen Bach gab. Oder wenigstens den einen oder anderen Biografen, der sich dem Begriff und der These „Ungern“ anschließt. Mit Entsetzen waren es also nur drei und alle anderen Schriftstücke, die in der Vergangenheit geschrieben wurden, hatten sich für „Ungarn“ entschieden. 

 

Ungarn: Nicht Super-Genealoge Geiringer, nicht Super-Amateur-Forscher Frickel, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, nicht Forkel, nicht Spitta, nicht Schweitzer, nicht niemand setzte auf Ungern! Auf der Gegenseite enttäuschte die geringe Anzahl an Autoren, die „Ungern“ publizierten: nur ganze drei. Das Problem: Alle diese drei sind von einer „1-A-Güte“, nämlich das Bach-Archiv ganz vornean, dann www.bach.de, mein höchst-seriöser Namensvetter, mit dem ich übrigens nicht verwandt bin. Und schließlich ist da noch der Wikipedia-Beitrag, der - in diesem Falle - von mir als superwissenschaftlich bewertet ist. Zu dieser Situation konnten nur drei Verfahren führen: Jeder der drei Autoren hat für sich den Ursprung analysiert und sich zweimal für den Begriff „Ungern“ entschieden. Oder aber: Nur einer hatte es getan, die beiden anderen kopierten einfach. Oder schließlich: Zwei haben es selbst entschieden, einer der drei kopierte einfach.

 

Das Entsetzliche: Was, wenn alle von einer Quelle kopierten und es sich um drei einfache Abschriften ohne eigene Bewertung handelte. Würde es, Stand vor meiner Seite, auf der Sie gerade lesen, jemals noch nachprüfbar sein? Denn die Quellen im Internet sind ja ganz sicher über 20 Jahre alt, so alt wie das Internet eben populär ist. Im schlechtesten Falle hat sich demnach einer der drei Autoren der oben genannten Publikationen auf den Ursprung in „Ungern“ festgelegt, die anderen beiden schrieben ab. Mit der Frage und auf der Suche, auf welche Quelle sich denn die drei Beiträge beziehen, schrieb ich zehn Bach-Autoren, Bach-Wissenschaftler und Bach-Einrichtungen, sowie Nationalbibliotheken in Deutschland, den USA, London und Brüssel an und bekam herzliche sowie hochwertige Antworten. Zwei Feedbacks waren von unglaublichem Wert. Zunächst war das die Kopie des zweiten „Ursprung“ aus Eisenach vom Bach-Experten Dr. Hansen, dem Direktor des Bachhauses dort. Ich bat um ein „rattenscharfes“ Smartphone-Foto der „No. 1 Vitus Bach“ und bekam ein so hochwertigen Scan, dass unser PC tatsächlich zunächst Performance-Probleme hatte. Was für ein Fest: die zweite Abschrift. Die erste war gut zu lesen, aber ausgerechnet die beiden entscheidenden Buchstaben waren unleserlich. Beim zweiten "Ursprung" auch einer Kopie natürlich, war der Text schwer lesbar, aber die beiden Worte wären lesbar gewesen. Allerdings: Zwei gewaltige, intensive und große Flecken verdecken heute ausgerechnet diese beiden „Worte unserer Begierde“. Sie sind nicht zu entziffern ... gar nicht ... überhaupt nicht ... überhaupt gar keinesfalls! Mit der gleichzeitigen Erkenntnis in Dr. Hansens Mail, dass es dazu wohl auch keine dritte Abschrift des Ursprung geben würde ... die Suche danach verlief auf beiden Seiten des Atlantiks, mit den zurückkommenden Antworten der Nationalbibliotheken, ebenfalls negativ ... war klar, dass sich wohl nie klären lassen würde, ob Johann Sebastian Bach in seinem Original nun „Ungern“ oder „Ungarn“ transportierte.

 

Die Seite 1 der bekannteren Abschrift des Ursprungs (... einmal darf der Dativ!): in gut lesbarer Schrift. Er datiert wohl 1740, wie Dr. Jörg Hansen vom Bachmuseum Eisenach meint, und er muss es wissen: Er ist richtiger Wissenschaftler und Bach-Experte. Renate und ich sind dieHobby-Forscher, obwohl ich den Begriff überhaupt nicht mag. Auf weiteren Seiten dieser Kopie sind zahlreiche Ergänzungen von Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel. 

 

Sehen Sie sich das selbst Drama an. Ein wenigstens gut lesbarer zweiter „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“. Und dann sind da zwei gewaltige Flecken ausgerechnet auf den beiden Worten, die so wichtig für die Bach-Genealogie sind. Bleibt es ein Geheimnis für immer, ob die Bachs aus Ungern oder aus Ungarn kamen?

 

 


Der entscheidende Hinweis kommt schließlich aus Gotha. Wieder ist Knut Kreuch für uns einer der beiden „coolsten Bach-Experten on the Planet“!

 

Auch Helmuth Kreuch, Oberbürgermeister der Traumstadt und Bachstadt Gotha heute ... und vor vielen Jahren von entscheidender Bedeutung, als in Wechmar die Veit-Bach-Mühle entdeckt, erhalten und restauriert wurde ... auch ihn haben wir um Hilfe gebeten: bei der Analyse, auf wen oder auf was sich denn die drei aktuellen Bach-Publikationen beziehen, die zusammen sechsmal das Wort „Ungern“ identifizieren und durch die Geschichte weitertragen.

 

Er schreibt postwendend ( ! ) , dass sich diese Publikationen sehr wahrscheinlich auf eine Veröffentlichung sehr viel früher beziehen: und diese sich ihrerseits auf ein „Musicalisches Lexicon“ von 1732. Mit Knut Kreuchs top-genauen Definition und dem Zufall, dass beide Schriftstücke schon gescannt im Internet abrufbar sind, zeichnet sich die Sensation ab, die allerdings von mir zunächst ganze zwei Wochen lang nicht erkannt wurde. Ich war so sehr von der schlechten Lesbarkeit aller vier „Ungerns/Ungarns“ beeindruckt und so bedrückt über das Fehlen einer dritten Chance, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah.

 

Knut Kreuch hatte mir und uns  - via Mail und auf meine Bitte hin - zu genau dem Namen eines Dokuments verholfen, was die Frage, woher die Bachs tatsächlich einst einwanderten, besser zurückwanderten, final verholfen. Vor allem zusammen mit dem erst vor kurzer Zeit gefundenen Hinweis auf das Leben dieser Bachs im österreichischen Laa an der Thaya, beziehungsweise in Hanfthal, fünf Gehminuten vom Stadtrand Laas entfernt und dem Ort „Ungerndorf“ in einer halben Stunde Laufentfernung. Entdeckt hatte diese Sensation ja Michael Lehner, ein Forscher dort vor Ort, in Laa an der Thaya. In diesem Dokument, das Knut Kreuch in seiner Mail an uns erwähnte, fanden wir den sicheren Ursprung des Ursprung. Es ist das „Musicalische Lexicon“ von Walther. Und wer ist Walther? Johann Gottfried Walther ist ein Verwandter und gleichzeitig guter Freund von Johann Sebastian Bach und wohnt – zu dieser Zeit – auch in Leipzig und arbeitet dort.

 

Und was hat dieser Johann Gottfried Walther in seinem „Musicalischen Lexicon“ publiziert? Dort steht, für jeden Menschen heute via Internet nachlesbar (... oder weiter unten), dass die Bache aus Ungern kamen und diese Information hatte er - darüber muss man nicht lange nachdenken - von seinem berühmten Freund, dem Thomaskantor, persönlich erhalten. Bach hatte Walther explizit gebrieft.

 

Was habe ich mir Gedanken gemacht darüber, wie sich ein Wort durch die Überlieferungen verändern kann?! Wer hat wem was erzählt, als die Nächte im Herbst und Winter länger und länger wurden und die Dunkelheit früher und früher begann?! Wie mochte es wohl gewesen sein, als man noch keinen Fernseher hatte, kein Radio und schon gar kein Internet?! Und als dazu Kerzen teuer waren, sodass man nicht von 5 Uhr am Nachmittag bis zum Schlafengehen einfach „ein paar Kerzen“ anzündete. Ich habe selbst - gedanklich - recherchiert - wie ich Geschichten von früher oder was die Eltern erlebt hatten, gespeichert hatte. Mir fiel dazu auch auf, dass man dieselbe Geschichte, die sicherlich für die Eltern einst spannend gewesen waren, nicht aber nach dem dritten Mal mehr für uns Kids - immer wieder erzählt wurden. Und das war bestimmt auch der Fall, als in diesem Haushalt der Bachs im Laufe vieler Jahre, tatsächlich ja runde zwei Jahrzehnte, 20 Kinder zur Welt kamen. Die, die mindestens vier oder fünf oder sechs Jahre alt wurden, bekamen die Geschichte der Herkunft erzählt und das bedeutet, dass die jeweils älteren Geschwister, wenn sie denn noch im Haushalt lebten, manche Geschichte mehrfach „konsumieren mussten“. Dass manches durch die Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte so übertragen, also transportiert wird, ist eine Kern-Erkenntnis in unserer internationalen Bach-Genealogie-Forschung. Aber dabei ging es um eine Kernaussage, die eindeutig war, wie beim Roulette „Rot“ oder „Schwarz“. Dass sich aber beim Transfer durch die Zeit auch etwas von Bedeutung ändern könnte. das war eine neue Situation.

 

Viel geht es in der Forschung von Renate und mir um Ergebnisse, die schon einmal erforscht worden sind. Die komplette Habilitation von Professor Kraft war praktisch verloren. Für Interessierte. Nur der Hinweis auf eine kommende Publikation des Super-Forschers Geiringer führte zum Namen Kraft. Und nur eine unendliche Suche führte zu dessen Schwiegersohn. Und von dort in die Universität Halle. Dort war sie schließlich: die Forschung, die uns nach Böhmen führte. Aber noch nicht gleich nach Ungernland in Böhmen.

Keine Sorge, kein Surfen. Alles ist für Sie vorbereitet ... jetzt und hier im Musicalischen Lexicon. © Info.

 

Ja, lesen Sie es gerne auch selbst nach. Zusätzlich habe ich es für Sie in vier Bildern aufbereitet und mit meinem Link brauchen Sie es eigentlich nicht einmal selbst zu finden. Hier steht zu 100 Prozent „Ungern. Und woher hatte dieser Johann Gottfried Walthern denn wohl seine Information? © Info.

Nein, Sie brauchen nicht ins Internet, über den von mir angebotenen Link oben. Sie bekommen das Ergebnis nämlich bestens aufbereitet: Oben sind wir dem Ziel schon reichlich näher. Von größter Bedeutung: Diese Info stammte von Johann Sebastian. Und zwar lange, bevor er seinen Ursprung selbst niederschrieb. Nämlich genau drei Jahre später. Und unendlich lange, bevor dieses, sein Original zweimal abgeschrieben wurde. 1932 gedruckt, ist es der Beweis, dass JSB von Ungernsprach. Noch größer, noch näher? © Info.

Damit wird der „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ von 1735 im verschollenen Original und in zwei heute noch existierenden Abschriften absolut bedeutungslos. Beide Kopien des Ursprungs dienten ab 1750 nur noch der Verwirrung. © Info.

 

 

Dieses mentale „Graben“ in der eigenen Kindheit, der Vergleich, ob die eigenen Eltern - also meine kompliziert ausgedrückt, tatsächlich Ereignisse „von früher“ erzählten und das dann auch mehrfach, brachte spannende Ergebnisse bis hin zu dem Moment, als ich diese Zeilen schreibe. Denn eigentlich wollte ich nur aufführen, was meine Eltern aus ihrem Leben berichteten und wiederholten. Dazu kam aber, was sie über die Großeltern wussten. Ereignisse in deren Leben.

 

Dabei kommt man aber wieder zurück an genau die Stelle und die spannende Frage: Passieren bei einem solchen Transfer, einem „Weiterreichen von Stories durch die Zeit“ denn auch Fehler? Klar, tun sie das. Da werden schon einmal Kleinigkeiten gebeugt. Damit es besser und beeindruckender klingt oder auch, damit es spannender wird. Aber für meine Familie gilt: Das ... sind jetzt Mutmaßungen. Sicherlich spielt auch das langsame Vergessen eine Rolle und so können sich „Tatbestände schon ändern“. Allerdings:

 

Gilt das auch für ein solch dramatische Detail, wie die Änderung der Herkunft von Ungern zu Ungarn? Die Antwort lautet: im Zweifelsfalle schon. Ich vermutete Folgendes, wenn CPE tatsächlich vielfach nicht zugehört hat und außerdem den Original-Ursprung nicht gelesen hatte. Zusätzlich war er auch oberflächlich bei der Kommentierung des Nekrologs, den seine Tochter vom Opa abschrieb. Denn er hatte ja vielfach kommentiert. Warum hat er die „Schnellschrift“ seiner Tochter nicht kommentiert?! Es war ja nun nicht belanglos, worum es im achten und 16. Wort da ging. Überhaupt, hatte er bereits die Erzählung gebeugt und seiner Tochter von Ungarn mit einem „ a “  erzählt?

 

Fest steht und nochmals: Ungern ist kein Ort, keine Landschaft, keine Stadt, keine Gemeinde, nicht einmal ein Substantiv. Nach 1750 konnte CPE den Vater auch nicht mehr explizit dazu fragen, ob der nicht „zugeben wolle“, dass Ungarn gemeint war. Die Abschrift des Originals von CPEs Tochter erfolgte ohnehin viel später, als CPE, Agricola und Mitzler den Nekrolog „zusammenstoppelten“.

 

Verantwortlicher Rechercheur war also CPE, denn Johann Friedrich Agricola war der Autor, warum sonst hätte er Co-Autor sein sollen?! Mehr konnte Agricola nämlich über Johann Sebastian Bach nicht beisteuern. Sie finden, dass „zusammenstoppeln“ ein herber Begriff für einen Komponisten ist, der zu seiner Zeit berühmter als sein Vater war? CPE hat das selbst so formuliert.

Meine Meinung: Wer den „Nekrolog“ zusammenstoppelt, der stoppelt auch die Information für den ersten berühmten Bach-Biografen zusammen. Und brieft ihn falsch!

Herr Johann Nikolaus Forkel wurde „zusammengestoppelt“ gebrieft. Dann kommt auch sowas von sowas.

 

Da kann man in jeder Bach-Biografie nachschauen: Überall steht, dass die Bachs aus Ungarn kamen. CPE, was hast Du da nur angestellt?!

So sieht das schließlich auf den ersten Seiten in jeder Bach-Biografie aus. Mit Ungarn und so. Der Schaden war 1750 final entstanden und sicherlich wird kein einziger weiterer Bach-Biograf das in seiner dann ganz aktuellen, neuen Bach-Biografie wieder ändern. Steht doch fast überall, dass die Bachs aus Ungarn kamen??!! Aber wie geht es weiter, etwa noch mehr Bilder? © Info.


Ich hätte es wohl auch gebeugt!

 

Sie können es sich als Leser kaum ausmalen, wie oft ich über die verschiedenen wachsweichen Optionen nachdachte, bevor ich heute diese Abschnitte schrieb. Es ist ja schon die vierte umfangreiche Seite über den Stammvater der Bach-Musiker und dessen direkte Vorfahren. Was dachte ich mir alles aus, „Wie mache ich mir die Geschichte denn passend?“. Ist die Argumentation schlüssig? Müsste ich weitersuchen? Muss ich gar aufgeben und meine Erkenntnisse sind nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit oder auch „zu weit hergeholt“?!

 

Es brauchte mehrere Aha-Erlebnisse in den vergangenen zwölf Jahren. Und zur Frage in der Überschrift: Ja, ich hätte wohl gehandelt wie CPE Bach. Auch ich hätte wahrscheinlich das „Ungern“ zu einem „Ungarn“ gemacht. Denn auch ich hätte mir Gedanken gemacht, was der Vater wohl gemeint haben mochte, als er von „Ungern“ sprach. Vor seinem Schreiben des „zusammengestoppelten“ Nekrologs und dem Briefing von Bach-Biograf J.N. Forkel musste er ja niemals dieses „Ungern-Ungern-Ding“ niederschreiben. Und ich mutmaßte sogar, dass er vielleicht schon seit der Geburt seiner Tochter in seiner eignen Familie von „Ungarn“ sprach. Weil er wusste ( ? ! ) , dieses Land lag tatsächlich in der Richtung, von der die Familie einstmals zurückwanderte. Denn dass sie ursprünglich nicht aus Ungarn stammen konnten, das war Johann Sebastian Bach klar. Er wusste, dass „seine Leute“ auswanderten und wieder zurückwanderten. Nachzulesen auf der Veit-Bach-Genealogie-Seite 2015 dieser Homepage.

 

Vor langer, langer Zeit sprachen mein Vater und ich über Südtirol. Er interessierte sich sehr für Brauchtum im Allgemeinen und für das Südtiroler Brauchtum ganz besonders. Er war kurze Zeit als Schulabgänger im Krieg. Und er meinte, dass die Südtiroler schon immer zu Deutschland gehören wollten. Ich war schon damals nicht immer leicht zu überzeugen, aber in Erdkunde, da hatte ich aufgepasst. Mit der Kenntnis, dass zwischen Südtirol und Deutschland noch ein ganzes Stück Österreich liegt, entgegnete ich, dass er wohl Österreich meinen würde, denn Italien und Deutschland seien keine Nachbarn. Wie sollte das also funktionieren?! Wir einigten uns darauf, dass wir uns nicht einigen konnten, er erklärte mir aber auch nicht, warum das so war. In unserem Fall entspricht das der Unmöglichkeit: nämlich, wie rein technisch die Herkunft der Bache aus „Ungern“. Das konnte so nicht gemeint gewesen sein, es musste sich - für CPE erstmals, denn Johannes, Christoph, Ambrosius und Johann Sebastian transportierten es ja unkorrigiert weiter ... es musste also CPE gewesen sein, wie für mich damals der Südtirol-Case, der sich irrte. Da hatte sich – für ihn – wohl ein Fehler eingeschlichen, der korrigiert werden „musste“. Erst in diesem Herbst, anlässlich meines Besuches bei Lokalhistoriker Lehner in Laa an der Thaya, klärte der mich auf: Die Südtiroler wollten, als Österreich zu Deutschland „gehörte“, eben auch zu Deutschland gehören, weil es, wie Lehner sagte, die Österreicher eben damals auch „ganz gut fanden“, zu Deutschland zu gehören. Also: Wäre mir das Gleiche passiert. Und das rundet nun meine Betrachtung ab.


Warum sollte Johann Sebastian Bach 1732 seinem Freund erzählen, die Bachs kamen aus Ungern und drei Jahre später in seinen Ursprung schreiben, sie sind aus Ungarn?!

 

Damit ist die Sache nach nunmehr zwölf Jahren Suche inzwischen so klar, wie sie niemals zuvor je gewesen ist. Über vier Generationen veränderte sich der Begriff Ungern nicht. Veit erzählte diesen Ortsbegriff seinem Sohn Johannes, wobei der sich eventuell sogar selbst erinnerte, dass sie aus „Ungern“ entweichen mussten. Das wird sich aber nie klären lassen, denn wir wissen nicht, wann Johannes, später „Hans der Spielmann“ geboren wurde und in welchem Alter er mit den Eltern oder nur mit dem Vater nach Thüringen zurückwanderte. Definitiv war aber Sohn Christoph, Großvater von Johann Sebastian, einer der Übermittler, die dieses Wort nicht veränderten. Und das gilt auch für JSBs Vater Ambrosius, denn sonst wäre der Begriff „Ungern“ bei Johann Sebastian Bach ja niemals „angekommen“. Der erzählte dann bis zum Jahr 1732 und davor allen Kindern, die das passende Alter erreicht hatten, von „Ungern“. Wir wissen das heute, weil er es 1732 zum letzten Mal eindeutig tat und hinterließ.

 

Danach könnte man spekulieren! Allerdings: Warum sollte Johann Sebastian Bach mindestens 10 von 20 Kindern, eher aber mehr, von Ungern erzählt haben, es seinem Freund und Verwandten J.K. Walther ebenfalls 1732 ... und drei Jahre später verändert er - ohne erkennbaren Grund - diesen Terminus hin zu Ungarn?! Wenn, dann wäre 1732 der richtige Zeitpunkt gekommen gewesen, wenn er Bedenken im Sinne „meines Südtirols“ hatte. Denn dieses Musicalische Lexicon war ja zur Lektüre der gebildeten Elite in ganz Deutschland gedacht, geschrieben und teuer gedruckt sowie produziert. In Leipzig. 1732. Bachs Aufsatz mit dem Namen „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ ... er war ja – später – im Grunde gar nicht zur öffentlichen Publikation zusammengestellt und geschrieben. Wurde er ja damals auch nie!

 

Meine Enttäuschung über die mangelhafte Lesbarkeit der Abschriften der beiden „existenten Ursprünge“ und die Feststellung, dass es darüber hinaus gar keinen dritten gibt, sie verstellte mir tatsächlich mehrere Tage lang den Blick auf das Offensichtliche: Nicht der „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ in seiner Abschrift durch Bachs Enkelin ist das bedeutende Dokument zur Herkunft der Bachs im 16. Seculo, sondern das „Musikalische Lexicon“. Sicher, als die Bäche zurückkamen, war spannend, dass es ein Veit oder Vitus war. Es war cool, dass der Bäcker, besser Weißbäcker war ...  eine schöne Info. Und dass er sein Cytringen beim Mahlen des Korns spielte, war unendlich nötig und wichtig, um den Ursprung dieser Musikerfamilie zu markieren. Das hat auch „funktioniert“. Alles ist angekommen und es ist für die Ewigkeit konserviert. Dass die Bachs allerdings „nach Südosten“ auswanderten, dass sie nicht nach Ungarn auswanderten, dass sie - ganz besonders - nicht schon immer in Ungarn gelebt hatten, und dass es ein Ungern dort und auch in einem anderen Gebiet gab: Das hat uns der „Ursprung“ nicht übermittelt. Davon war man aber runde 270 Jahre ausgegangen. Jetzt ... gibt es ganz sicher kein weiteres Kapitel mehr dazu.

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Mit einem einzigen Bach-Kalender fing alles an. Heute sind es 99 + 3 Musikkalender

Natürlich gibt es keinen Bachkalender zum Thema Veit Bach. Allerdings ... ist Veit Bach in zwei Kalendern mit einem Bild vertreten. Natürlich ist es ein gemaltes Bild.

 

Gibt es eine Veit-Bach-Gipsfigur? Selbstverständlich nicht. Aber es gibt fünf verschiedene Büsten von Bach und jeweils zwei Büsten von Beethoven und Mozart. Bei allen war uns die Qualität des Gesichtsausdruckes besonders wichtig.

 

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