BACH über BACH
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Bach-FAQ 135

 

Hans Bach 1 bis 4 ... gehört Hans Bach aus Nürtingen zur Familie?

 

Hans Bach, gibt es einen? Oder gibt es sogar zwei Hans Bach? In der Bach-Familie, die man früher einmal die „Bache“ nannte? Die Bach-Genealogie – jetzt nur für einzig an Johann Sebastian Bach Interessierte – ist die Zusammenstellung aller Verwandter von Johann Sebastian Bach. Sie ist sehr, sehr kompliziert. Wie eigentlich alles zum Thema des Superkomponisten. Ein Beispiel? Es gibt nicht nur einen so wichtigen Johann Christoph Bach, also der Christoph, der ältester Bruder von Johann Sebastian Bach war. Und zu dem Johann Sebastian zog, nachdem beide Eltern gestorben waren. Sondern es gibt ganze 17 dieser Bachs mit diesem Vornahmen Christoph. Beziehungsweise komplett dann eben Johann Christoph Bach. Gut … so viele Hans Bach gibt es nicht. Schlimm allerdings für Bach-Fans, die nun ‘mal an der Geschichte der Family interessiert sind:

 

Da gibt es nämlich einen Hans Bach, von ihm existieren sogar zwei Porträts, der gar nicht zu diesen Bachs gehört. Gar nicht bedeutet: nicht einmal entfernt. Also überhaupt nicht. Es ist der sogenannte „Nürtinger Hans Bach“, der um 1555 in Andelsbuch in Österreich, relativ nahe am Bodensee, geboren ist. Und Anfang Dezember 1615 starb dieser Hans Bach in Nürtingen. Er gehörte zu einer bereits seit etwa 1451 nachweisbaren Bauernfamilie. Noch heute kann man auf dem Friedhof in Nürtingen an der Westmauer des evangelischen Friedhofs einen stark verwitterten Grabstein mit einigen seiner Sprüche entdecken. Auch in unserer Zeit ist diesem Hans Bach eine Internetseite gewidmet, die unter seinem Namen ein „Wanderkino“ und ein „Gaumenkino“ präsentiert: Und es gibt die „Hans Bach Lichtspiele“. Es ist ein Verein zur Förderung der Filmkunst im Bregenzerwald, in Andelsbuch, in Österreich. 

Was ist es für ein Durcheinander, wenn man sich nicht nur auf die „Hansens“ der Familie konzentriert, sondern in der frühen Vergangenheit der Musikerfamilie „herumforscht“: Hans Bach, ein ( ! ) Spielmann ist der Musiker aus Nürtingen, der nicht zu diesen Bachs gehört. Hans Bach, der ( ! ) Spielmann ist der zweite Musiker in der größten und berühmtesten Musikerfamilie der Welt und wohnte einst auch in Wechmar.

Es gibt von diesem Nürtinger Hans Bach sogar ein zweites Bild. Und der Grabstein in Nürtingen existiert dazu ebenfalls. Auf ihm ist die Herkunft vermerkt, das Sterbedatum am 1. oder 3. Dezember 1615 und der Hinweis „mehr als 60 Jahre alt“, was das Geburtsjahr 1555 nahelegt. © Herzlichen Dank an das Stadtarchiv Nürtingen, das mir die Publikation des Fotos auf der rechten Seite oben erlaubte.

 

 

Als Nächstes gibt es einen weiteren, also dritten Hans Bach, der nun wirklich für kaum einen Menschen auf dieser Erde spannend ist ... nur eben ... für mich. Es ist der um das Jahr 2015 entdeckte (... also genauer wiederentdeckte und nur von mir wiederentdeckte) Hans Bach, der einst für seinen Sohn für dessen Auswanderung um den Segen der Kirche in Gräfenroda bat. Schließlich, wirklich kaum erwähnenswert, ist da dann auch noch ein weiterer, also vierter Hans Bach, nämlich der Sohn von Hans, dem Spielmann. Zusammen sind es also vier, die uns interessieren. Von Hans Nr. 4 ist kaum mehr bekannt, außer eben, dass es ihn gab. Weiter unten dazu mehr.

 

Okay ... also ... ein Hans Bach (... der Nürtinger) ist es definitiv weniger in der „Sammlung“. Und das ist von großer Bedeutung, denn auch in der Bach-Genealogie begegnet man dem „falschen Hans Bach“, dem aus Nürtingen, der nicht in die Musikerfamilie gehört, manchmal. Und dort verwirrt dieser Hans Bach. Denn zu diesen thüringischen Bachs ... gehört er eben nicht.

Im Bachstammort Wechmar bei Gotha beginnt die Geschichte der musikalischen ( ! ) Bachs. 

 

 


Der wichtigste Hans Bach in der Musikgeschichte

 

Wer ist denn dann der wichtigste Bach in der Bach-Genealogie, also in der Genealogie der „musicalisch-Bachischen Familie“ von 1504? Moment … 1504? Richtig … die Bach-Geschichte beginnt nicht in Wechmar und nicht mit dem Jahr 1619. Allerdings … beginnt dort und in dieser Zeit vor 1619 die Geschichte der musikalischen Bachs. Wechmar ist – und vor allem bleibt – damit der Stammort der berühmtesten und auch der größten Musikerfamilie der Welt. Aber ... was denn nun? Die Betonung liegt darauf, ob man nach dem urkundlich belegten Beginn dieser Familie, die Bach hieß und auch noch heute so heißt, sucht … oder nach dem Mitglied, das als Erstes in diese Sippe Musik machte. Veit Bach war der Erste. Und zwar Veit Bach der Jüngere, der aber fast nirgendwo als Veit Bach der Jüngere beschrieben ist, sondern einfach nur als Veit.

Hier backten die ersten beiden musikalischen Bachs Brot und wie die anderen schmackhaften Teigprodukte so damals hießen: das Bachstammhaus in Wechmar bei Gotha.

 

 

Warum ist das so ein Tohuwabohu? Weil es bis 2022 ein großes Durcheinander gab, was den Beginn der Bach-Familie, also die, die damals noch nicht musizierte, betraf. Unterscheiden Sie das bitte … (m)ein herzlicher Hinweis hier. Für 99,99 Prozent aller an Bach interessierten Fans ist vollkommen richtig, dass Veit der Urvater der Musikerfamilie Bach ist und 1619 in Wechmar starb. Dieser Hobbymusiker, von dem Bach berichtete, dass seine Vorfahren überlieferten, dass der das Cythringen, eine frühe Form der Zither, spielte, auch während, bevor oder nachdem er das Korn in der Mühle, die auch in Wechmar zu finden ist, zum Takt des Mühlrades spielte.

Kein Bild von damals, aber durch und durch ein Bachwerk. Zu sehen ist Veit Bach, der Vater von Hans Bach, dem Spielmann, vor der Veit-Bach-Mühle. Ausgedacht habe ich mir diese Szene und ich bin ja auch Familienmitglied. Ausgemalt, natürlich elektronisch, hat es Renate, meine Frau und umgesetzt hat meine Idee vorher Briana Bach-Hertzog in den USA, die mit Johann Sebastian Bach noch viel, viel enger verwandt ist als ich.

 

 

Dieser Veit Bach der Jüngere kam aus Ungern. In ihrer Kurzform nannte man diese Heimat dieses Bachs eine Ortschaft, die korrekt und komplett Ungerndorf heißt. Und die bei Laa an der Thaya in Österreich liegt. Von dort flüchtete er Richtung Thüringen. Alleine, oder mit seinem Sohn oder mit einem ganzen Teil seiner kleinen Familie.

Richtig, Ungerndorf mit einem „ e “. Da kamen sie her, diese Bachs. Steht ja so auch im „Ursprung“. Gut, okay, dort steht „Ungern und nicht Ungerndorf“, aber so hieß der Ort eben damals auch bei den „Ungerndörflern“. Ist einfach kürzer gewesen.

 

 

Ist überliefert, was zutrifft? Also, wie viele Bachs sich da Richtung Nordosten aufmachten? Nein. Denn in Wechmar ist er „sozusagen plötzlich“ da: Hans Bach. Der Sohn des Veit. Er könnte in Ungerndorf geboren sein, in Hanfthal, gleich in der Nähe, unterwegs oder auch in der Nähe von Wechmar … das ist nicht überliefert und keine Dokumente weisen auf eine der genannten Optionen hin. Und überhaupt hieß dieser Hans eigentlich Johannes. Aber man kürzte das damals zusammen und nannte ihn eben ... Hans. Ganz offiziell auch Hans, der Spielmann. Dieser Hans mahlte Korn mit seinem Vater und er betrieb eine Bäckerei mit ihm zusammen. Das passierte im heutigen Bach-Stammhaus (… siehe Bild oben). Hans Bach, also dieser Johannes, spielte bereits professionell auf. Nämlich in Gotha, in Eisenach, Arnstadt und einigen Bachorten und weiteren Orten mehr. Gotha liegt übrigens nur ein paar Minuten zu Fuß von Wechmar entfernt. Natürlich heute noch, wenn auch der Abstand kleiner geworden ist, weil sich die Ortschaften selbstverständlich in über 400 Jahren ausgedehnt haben. Also, von Ortsrand zu Ortsrand. Dieser Hans Bach ist ohne jeden Zweifel für die Bach-Genealogie der wichtigste Hans: „Hans, der Spielmann“: Das ist schon ein spannender Titel, wenn man das Wirken von bis heute runden 200 Musikern untersucht. Und dabei sind noch nicht einmal die Musikerinnen aller Linien eingebunden: Johann Sebastian Bachs erste Frau, Maria Barbara Bach, war eine Hofsängerin, die bereits im Alter von 35 Jahren starb. Johann Sebastian Bachs zweite Frau, Anna Magdalena Bach, entstammte ebenfalls einer Musikerfamilie. Noch heute verdienen fast ein Dutzend Bachs ihr Geld komplett oder zum Teil mit der Musik.

Hanfthal liegt in kurzer Laufdistanz zu Ungerndorf entfernt. In den Ratsunterlagen findet man einen Eintrag zu „unserem“ Veit Bach. Da Veit aber, laut Johann Sebastian Bachs Ursprung und der mündlichen Überlieferung, aus Ungern nach Wechmar in Thüringen immigrierte, ist er nach seiner Zeit in Hanfthal in das dort nahe Ungerndorf umgezogen.

 

Dass ein weiterer Hans Bach inzwischen offiziell zu dieser Familie addiert werden kann, haben Hobby-Forscher und „richtige“ Bach-Wissenschaftler bereits Mitte des letzten Jahrhunderts herausgefunden. Aber die Kunst-Offiziellen im Kulturministerium der DDR haben diese Entdeckungen damals nicht anerkannt, obwohl der Nachweis zweifelsfrei war. Das führte dazu, dass diese Kenntnisse de facto wieder verloren gingen. Seit den Tagen des Internets – als dieser Text entsteht, sind es runde 30 Jahre später – geistert nun der erste Hans Bach fast nur noch auf Wikipedia herum. Dort steht auch, dass der Nürtinger Bach ein Bruder des Veit gewesen sein könnte … was … für ein Unsinn. Oder ein Cousin … nun, letztlich sind wir ja alle miteinander verwandt. Es ist eine qualvolle Spekulation für alle, die sich wirklich auf die „Jagd nach den Wurzeln der Bachs“ machen oder gemacht haben.

So sah das zu Veit Bachs Zeit natürlich noch nicht aus.

 

Wie komme ich auf die Reihenfolge der Wohnorte des Veit Bach? Nun, in einem Ratsprotokoll ist Veit erwähnt, der zu dieser Zeit in Hanfthal lebte. Wenn wir also wissen, dass Veit laut dem „Ursprung“ aus Ungern zurückkam, dann musste er in der Zwischenzeit von Hanfthal nach Ungerndorf gezogen sein. Und Hans? Niemand weiß es, denn er ist „ganz plötzlich“ in Wechmar als Rückkehrer „mit dabei“. Einfach so.

Die Seite 1 im Ratsprotokoll ...

... und der „Rest“ zu Veit Bach auf der Seite 2.

 

 

Seite 1

 

Veit Bach sesshhafft zu Hanifftall, 
Erscheindt für annen Er,,P: Waisen zu 
Han,,Nifftall abfertigung 
samen Raht, sambt Peter Pränngel alls 
Nifftall abfertigung seinen Erbettenen 
beystandt, begerennt, 
Nachdem er sich unlanngst, mit anner Wit,, 
frau zu Hanifftall beehelicht, unnd zu Hauß 
Niedergelassen, wär er an jetzt seines 
Vätter: unnd Guetterlichen Anerstorbe,, 
nen Erbthaillß, so ani Ersamer Rath 
bey hannten bedürftig, derowegen 
gannz gehorsambs vleiß bittendt, den,, 
selben vermöge Aufgereichtes Vertrag, 
Datieret den 16 May Anno 76 sein 
wierdt, ervolgen zulassen, hierrauf ani 
Ersamer Rath die Sachen frei die Hanndt 
genommen, unnd gemeltten Bach, seinen 
begeren nach, umb alles „bewegege“ Rait,, 
trug gethann, hat sich befunden, das 
Ime für sein Erbliche Vatter: unnd guet,, 
terliche Portain zuestendige ist, 45 R 
als, daran er zu Zwayen unnbescheid,, 
lichemallen empfanngen. 25 R, bleibt 
Im noch in Richtigen Rest zuerlegen 20 R 
als, Nachdem er sich aber ausser vorweis,, 
sen Aines Ersamen Rahts verheyrath, 
unnd sie alls seine Pflegvätter beseyten,…. 


Seite 2 

 

gestellt, welches Ime ….. 
unlanngst Außganngner Klay,, 
sterlichen Genneralle zuthain 
Khaniß weegs gebüret, derohal,, 
ben Er von ameni Ersamen Rath 
anndern zum Exembel umb 5 R 
in die Straffertkenndt, unnd von 
obbemellten 20 R as zu Hanndes 
behalltten, die übregin 15 R aß 
aber, gegen gebreuchiger Verzicht 
Quittung zuegestelt worden, 
2 Octobris Anno 91t:

 

Und ... konnten Sie es lesen? Die Übersetzung lohnt sich tatsächlich nicht, denn dazu bräuchte es eine Stunde Arbeit unseres Bach-Genealogen Christian Hoske. Und wir wären zu Hans Bach nicht schlauer. Der Punkt? Ein Veit Bach taucht urkundlich erwähnt zur passenden Zeit in Hanfthal, damals Hanniftall, auf. Und Hanniftall liegt noch heute in kurzer Laufentfernung neben Ungerndorf, damals auch kurz Ungern.

Die berühmte Veit-Bach-Mühle in Wechmar. Also ... weltberühmt für solche Bach-Fans, die sich auch für die Anfänge der Musikerfamilie interessieren.

 

 

Also gibt es - in der Zusammenfassung der Bach-Genealogie - drei erwähnenswerte Hans, vielleicht sogar noch unbedeutende mehr: Das ist erstens Hans der Spielmann. Zweitens ist es dessen Ururgroßvater Hans in Gräfenroda. Drittens ist es Hans, ein Sohn des Spielmanns. Und schließlich ist da Hans, ein Spielmann aus Nürtingen ... der nochmals ... trotz der tollen Bilder, die so schön zur Illustration dienen, nicht, gar nicht, überhaupt nicht zur Musikerfamilie der Bache gehört. 

 

 


Zu Hans Bach in Wechmar und Hans Bach in Nürtingen ... bin ich heute nicht alleine

 

Also haben sich mindestens zwei Menschen in über einem Jahrhundert  intensiv mit der Materie befasst.

Man stößt nur mit heftigstem Googeln auf diese Quelle, nämlich auf das Bach-Jahrbuch von 1910. Wen es denn nun ganz brennend interessiert, was da steht, also im Wortlaut, für den ist hier dieser Artikel bereits herausgesucht. Vielleicht reicht aber auch der Extrakt.

Schon einmal, vor über 110 Jahren, hat schon einmal ein Bach-Fan in epischer Länge(… wie ich ja auch) zu den zwei Bildern von Hans Bach geschrieben. Auf sechzehn Seiten erkennt der Leser aber nicht, ob dieser Autor nun der Überzeugung ist, dass die beiden bekannten Gemälde nun Hans Bach aus Wechmar oder Hans Bach aus Nürtingen darstellen. Ungefähr 15-mal erhebe ich außerdem zu diesem Text zum Teil erheblichen Einspruch. Bis sich der Autor dann – ganz plötzlich – im letzten Abschnitt doch noch eindeutig und glasklar entscheidet: Dieser Spielmann, also der Nürtinger Bach, abgebildet auf zwei Radierungen, gehört nicht zur berühmten Bach-Family des Johann Sebastian.

Für Sie grau auf beige, sozusagen als Beweis, aber auch, damit Sie sich nicht durch noch einen ultralangen Text „hindurcharbeiten müssen“.

 

Zu den 100 wichtigsten Bach-FAQ.

 

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