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Bach-FAQ 136

 

Die Bierkantate ... also ist sie von Johann Sebastian Bach komponiert?

Die Bierkantate vom späteren Thomaskantor ... Die Themen „Bach und Bier“: Passen sie vielleicht doch zusammen? Gibt es denn überhaupt eine Bierkantate? Schauen Sie sich das drei Minuten lange Video kurz einfach einmal an.

Gibt's doch gar nicht. Also, wenn es J.S.-Bach-Bier gibt, dann wird er sie wohl doch geschrieben haben ... die immer wieder erwähnte Bierkantate.

 

Bauernkantate, Kaffeekantate und ... ?

 

Bachs Bierkantate ... Johann Sebastian komponierte die Bauernkantate und er komponierte - neben runden 200 weiteren Kantaten - die Kaffeekantate. Letztere ohne Frage die beiden bekanntesten Kantaten aus seiner Feder. Tatsächlich gibt es so viele Kantaten von ihm, so beeindruckend viele, dass unser Freund Aryeh Oron in Israel solch ein Musikstück zum Titel seiner gewaltig umfangreichen Homepage inspirierte: die englischsprachige Bach Cantatas Website. Bach-Fans ist natürlich auch die Hochzeitskantate als einprägsamer Titel bekannt.

Runde 200 Jahre älter als viele Werke des Thüringers ist das Reinheitsgebot für Deutsches Bier. Nach ihm dürfen im Bier nur Gersten verwendet werden. Und zwei weitere Anteile. Kennen Sie sie?

 

Und jetzt ... die Bierkantate? Sie wird immer wieder einmal erwähnt, wenn es um die Kantaten des Leipziger Thomaskantors geht. Aber: Bach hat nie eine Bierkantate komponiert. Richtig, es gibt Köthener J.S.-Bach-Bier. Das wussten Sie vielleicht bis heute nicht. Aber die Bierkantate komponiert … das hatte er niemals. Eine betrübliche Nachricht für Peter Bach sr., der sich auf die Geschichte des Bieres als Hobby spezialisiert hatte und schließlich erfahren musste, dass es sehr wohl eine „Bierkantate“ gab. Aber eben keine Bierkantate von Johann Sebastian.

 

Da präsentierten wir meinem Dad leider eine herbe Enttäuschung. Die Bierkantate nicht von Bach ...

... richtig. Hopfen ist okay im Deutschen Bier, nämlich seit 1516. Was aber fehlt noch auf der Seite über die Bierkantate? Die dritte Komponente?

 

1705, das wissen wir aus einem Leserbrief des Bach-Experten Prof. Klaus Hofmann, gab es ein Singspiel in Arnstadt, Bachs erstem „richtigen“ Arbeitsplatz. „Die Klugheit der Obrigkeit in Anordnung des Bierbrauens“. Hofmann fand heraus, wer – später – dann für diese Verbindung der beiden Begriffe Bier („Bierkantate“) und „Johann Sebastian Bach“ einst verantwortlich war. Das war nämlich die Arnstädter Schriftstellerin Eugenie Marlitt, die 1868 in einem ihrer Romane, „Das Geheimnis der alten Mamsell“, Johann Sebastian Bach diese Komposition zugeschrieben hatte. Und so begann die Legende, die sicherlich nie mehr aus der Welt zu schaffen ist. Philipp Spitta hat dem als erster berühmter Zeitgenosse und Bach-Experte bereits fünf Jahre später widersprochen, also 1873. Er verwies diese Information in das „Reich der Fabel“. Auf den Seiten 418 zweimal, und auf der Seite 467, 528, 531 ist Johann Sebastian erwähnt. Hier kann der geneigte Forscher in Sachen „Bierkantate des Johann Sebastian Bach“ selber lesen, wie das Gerücht „in die Welt gekommen ist“. Den letzten beiden Erwähnungen des Meisters ist eine genaue Seitenzuordnung nicht möglich, aber die „Gegend im Buch“ … sie stimmt.

Die Bierkantate von Johann Sebastian Bach? Das hat sich Eugenie Marlitt so ausgedacht.

 

 

Diese – aber eben nur eine (… im Sinne von „nicht von Bach“) – Bierkantate entstand 1740. Und das passte ja eigentlich in das Leben des Eisenachers. Aber sie entstand eben ein paar Kilometer von Leipzig entfernt, wo der Thomaskantor 1740 ja weilte. Nämlich in Goslar. Gut, es sind runde 200 Kilometer, das ist schon eine Ecke mehr als „ein paar Kilometer“. Und dort ist sie jetzt „unverlierbar“ im Stadtsafe aufgehoben. Fast 300 Jahre war sie als Ganzes verschwunden und nur der Text existierte noch davon.

 

Diese „Gose-Kantate“, so heißt sie auch, ist seit 2023 wieder ein komplettes Werk, bestehend aus Text und Musik. Komponist Wolfgang Knuth haben wir das zu verdanken, der das komplette Werk in diesem Jahr an die Oberbürgermeisterin von Goslar übergab. Zum 1101. Stadtgeburtstag. Ein musikalischer Event, nämlich die Uraufführung, war für dieses laufende Jahr im Januar geplant. Eine Uraufführung zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern aus Goslar.

 

„Väter“ der Neukomposition sind der oben erwähnte Komponist Wolfgang Knuth und der Gastronom Odin Paul. Weil viele Städte und Gemeinden für deren Jubiläen ortsansässige Künstler einbinden, hatte man die Idee, dieses besondere Geschenk zum 1100-jährigen Goslarer Jubiläum zu komponieren. Von „Ohrwurmpotential“ wie bei heutiger aktueller Musik sprach der Komponist, dem seine Melodie nicht mehr aus dem Kopf ging. Mit einer Verspätung von einem Jahr – was das Jubiläum angeht – wollte der Künstler zum Jahresbeginn 2023 überraschen: Neben Jazz-Elementen und lateinamerikanischen Sequenzen ist auch Rap mit dabei im Werk. Also … wenigstens gibt es sie wieder … die Bierkantate … komplett, also Text und Melodie ... wenn es leider auch nicht Johann Sebastians Bierkantate ist.

 

Ganz niedlich zu lesen, ist ganz sicher der Artikel in der Brauwelt „Johann Sebastian Bach und das wohltemperierte Bier“, ein Wortspiel zu „Bachs Wohltemperierten Klavier“: Eine unterhaltsame Lektüre. 

Richtig, Wasser ist die dritte Komponente, aus der seit 1516 Deutsches Bier bestehen darf. Übrigens: Hefe ist in diesem Gebot von 1516 nicht ( ! ) erwähnt. Dafür ist aber Gerste im Plural angeführt: also Gersten. Nämlich ... Sommergerste und Weizen.

 

Zu den 100 wichtigsten Bach-FAQ.

 

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