BACH über BACH
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Bach-FAQ 132

 

War Antonín Leopold Dvořák der Ururenkel von Johann Sebastian Bach?

 

Antonín Dvořák ist Ururenkel seines thüringischen Kollegen Johann Sebastian Bach. Aber zunächst … welcher Antonín Dvořák denn? Der erste, der zweite, der dritte oder der vierte, also tatsächlich … Antonín Dvořák I, II, II oder IV? Es geht um Antonín Leopold Dvořák, den berühmten der vier Antoníns. Obwohl: Sie sind ja – logischerweise – dann auch alle vier Enkel von Johann Sebastian Bach … allerdings mit unterschiedlich vielen Uren vorweg. Antonín Dvořák III können Sie übrigens kennenlernen. Hier … und vielleicht sogar in Tschechien.

 

Auf den Punkt ( ! ) zur Verwandtschaft zwischen Johann Sebastian Bach und Antonín Leopold Dvořák? Doch nicht mit mir. Aber mit einem Klick hier kommen Sie – jetzt – direkt dorthin. Doch … lassen Sie sich lieber von mir unterhalten. Mit jeder Menge Lektüre zum Thema.

Antonín Leopold Dvořák. Rund 20 Jahre, bevor diese Seite über die Verwandtschaft zwischen Antonín Leopold Dvořák und Johann Sebastian Bach entsteht, ist das Thema in einem renommierten Magazin publiziert.

 

 

Es ist kurz nach dem Vierten Advent 2022, als mich eine spannende Mail erreicht. In ihr ist ein „Weihnachtsgeschenk mit Bachbezug“ von – für mich – fast unglaublicher Bedeutung. Inzwischen hat die Überraschung ihren Platz bei Bach über Bach gefunden. Sie ist wiederentdeckt, wie so manche Besonderheit, vor allem in der Bach-Genealogie. Selbstverständlich gebe ich mich nicht als deren Entdecker aus. Gefunden war diese Überraschung übrigens schon runde zehn Jahre zuvor und fast so lange Zeit auch publiziert. Aber … schon damals entdeckten diese Veröffentlichung Publikation wohl nur sehr wenige Bach-Fans. Und mit jedem Jahr mehr vergaß man diese Sensation immer zunehmender. Und heute, nach über zehn Jahren, war dieser Fund „sogar dem nachhaltigen Vergessen geweiht“: Es war etwas so Besonderes, das 300 Jahre überdauert hatte, dann entdeckt wurde, der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist und ab diesem Zeitpunkt – langsam, ganz langsam und dennoch sicher – wieder in der Tiefe der Geschichte zu verschwinden drohte. Noch heute kann man es in einer Zeitschrift von damals nachlesen. Aber dort kommt ja jemand mehr vorbei.

 

 


Bach … die Bach-Genealogie … und die Freude am Forschen

 

Bach über Bach, mein deutsches Portal und die internationale Variante in Englisch mit Ihren 50 Kurzinformationen in 50 Sprachen – Bach on Bach – sind ein seltsames und innovatives Angebot, dass sich definitiv von einem Buch und auch von einem Magazin unterscheidet. Wer Spannendes zu Bach finden will, auch Spezielles, Seltenes, Besonderes, Lustiges und all' das, was mit keinem anderen Medium sonst „transportiert“ werden kann, der ist bei meiner Frau und mir richtig. Meine Frau Renate kümmert sich um die Genealogie der Bachs, ich um die früheste Genealogie – vor Veit – und um Besonderheiten. Und wir sind Wiederentdecker, keine Entdecker. Das ist unser Credo: Wiederzufinden, was einst bereits erforscht war und mangels breitem Interesse wieder verloren ging. Nicht wirklich, aber doch praktisch. Aus den verschiedensten Gründen. Eine gewaltige Ausnahme sei erwähnt: Es ist der Nachweis, dass Veit Bach nicht aus Ungarn und damit auch alle Bachs eben nicht aus Ungarn stammen, sondern aus Österreich zurückkamen. Zurück ( ! ) nach Thüringen. Zurück in die Gegend von Gräfenroda und Wechmar, nur vier Stunden zu Fuß voneinander entfernt. Und genau genommen, hat diese finale Erkenntnis auch mich gefunden. In der Form einer weiteren Mail, in der ein anderer Bach-Fan drei Komponenten zusammenführen konnte: Veit und Bach und Ungern.

Johann Sebastian Bach sprach nicht von Ungarn und er meinte auch nicht Ungarn. Bis zu Carl Philipp Emanuel hielten sich die Ahnen zum Thema „Ururopa Veit“ an den Wortlaut, den Hans der Spielmann auf den Weg „in die Zukunft“ schickte. Noch 1747 erzählte Johann Sebastian Bach seinem Freund und Verleger Johann Gottfried Walther für dessen „Musicalisches Lexikon“ von diesem Ungern. So wie er das auch schon 1735 niedergeschrieben hatte und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitergegeben hat. Erst Carl Philipp Emanuel wollte gewusst haben, dass der Urahn damals „Ungarn“ meinte, als er „Ungern“ sagte.

 

 


Ich suche zwar auch ... aber ich lasse mich genausgut finden

 

Meine Leistung: Ich habe ein Verfahren optimiert, wie nicht ich Information über Google finde, sondern wie ich von Interessierten gefunden werden kann. Ein erstes entscheidendes Ergebnis war die Wiederentdeckung der Auswanderung dieser Bachs nach Böhmen. Und … ich hielt das frühe Hin der Bachs nach Böhmen und dann das Zurück von Böhmen für eines Rätsels Lösung. Nicht von mir entdeckt, sondern von mir wiederentdeckt. „Eingemüllt“ in die andauernde Kopie des nächsten Biografen vom vorherigen Biografen, übrigens zum Großteil auch durch die Größten in der Bach-Zunft. Der entscheidende Satz aber war dann mein letzter in (m)einem Aufsatz in Buchstärke, zusammen mit Teil 1 rund 30.000 Worte. Das sind runde 170 DIN-A4-Seiten. Ganz grob, ich hatte es ‘mal ausrechnet. Hoffentlich erinnere ich mich richtig. Es ist aber auch nicht wesentlich. Zum diesem letzten und entscheidenden Satz: „Sollte ein Leser oder eine Leserin und Bach-Fan bis hierher gelesen haben, möge er oder sie sich bitte bei mir melden, wenn er oder sie denn Wesentliches zum Thema Veit Bach beizutragen hat“. Der Rest … ist Geschichte. Meine Bach-Geschichte. Und inzwischen offizielle Bach-Genealogie, nachdem die einstigen „Bibeln der Bach-Genealogie“ schon seit 20 Jahren überholt sind. Alle drei sind die Genealogie-Bücher von Ragnhild Siegel und Hermann Kock sowie das lila Genealogie-Buch des „Einzelkämpfers in Sachen Bach-Genealogie“, Kurt Hermann Frickel. Und natürlich das von Helga Brück. Noch heute und schon seit Beginn von „Bach über Bach“ weisen wir auf die Grundlagenforschung dieser wesentlichen und weiterer Forscher hin, wenn wir deren Forschungsergebnisse wiederpublizieren, nicht zuletzt zum Beispiel auch die unglaubliche Entdeckung eines ersten US-amerikanischen Zweigs der Bache in Rochester, Minnesota in den USA. Alle drei Autoren, beziehungsweise das Team Siegl/Kock scheiterten allerdings an einer Zeiterscheinung … dem Datenschutz. Und auch hier wirkt meine Methode, aufzufordern, mich zu kontakten. Die Basis: unbedingte Verschwiegenheit zur Publikation von sensiblen Daten. So entstand bis heute – und entsteht sicherlich weiter – der aktuell fraglos richtigste und umfangreichste Stammbaum der musicalisch-Bachischen Familie. Inzwischen hat er sich in der Breite vergrößert, in die Zeit vor der Rückwanderung nach Thüringen erweitert und in unserer heutigen Zeit durch aktuelle Familienmitglieder ergänzt.

 

 


Mein Versprechen: Ehre wem Ehre gebührt … und sensibler Umgang mit Daten

 

Ein Versprechen führt ebenfalls dazu, uns zwei Bachs mit dem dann gemeinsamen Hobby zu kontaktieren: Nach dem Motto „Ehre, wem Ehre gebührt“ präsentieren wir Experten, die sich verdient gemacht haben. Wie Gisela Brück in Erfurt, wie Kurt Hermann Frickel in Niederwerrn, der kurz vor einem Kennenlernen verstarb, wie Frau Odrich und Frau Thielicke, beide ebenso inzwischen, zu unserem persönlichen Kummer, verstorben. Deren Forschung allerdings lebt durch unser Portal weiter. Mit einem digitalen Testament hoffentlich bis in die Ewigkeit und das immer weiterhin aktuell. Nicht wie viele Biografien, die jeweils durch die neueren nächsten verdrängt werden. Auch wenn die gar nicht besser sind. Oder sich angenehmer lesen lassen. Dieses „Teilen des Ruhms“ lässt nächste Bach-Begeisterte überlegen, ob man sich die Lorbeeren teilen möchte. Erst so ist eine Entdeckung oder auch ein Beitrag für die Ewigkeit „nochmals frisch ( ! ) konserviert“. Dieses Miteinander wird auf dieser Seite – auf der Sie jetzt gerade lesen – noch von ganz großer Bedeutung sein.

 

 


Was für eine Überraschung für mich!

 

Zurück zur Weihnachts-Mail im Jahr 2022. Die Überraschung ist gelungen und die Sensation findet man auf diesem Bach-über-Bach-Portal. Wo … wird nicht verraten. Gerne mit einem Schmunzeln. Vollkommen unscheinbar lese ich aber auch, in den letzten beiden Zeilen, einen Hinweis zu einer Verwandtschaft zwischen Johann Sebastian Bach und Antonín Leopold Dvořák. Richtig, dem Dvořák. Einem Tschechen. Einem Meister. Allerdings elektrisiert mich der eigentliche Grund, mich zu kontakten, um so viel mehr, dass ich den Hinweis zu Dvořák praktisch überlese. Später kann ich mich auch ganz schwach erinnern, dass ich diesem Hinweis ebenfalls schon einmal begegnet bin. Irgendwann. Im Internet. Und damals war wohl Anderes viel wichtiger und so vergesse ich den frühen Hinweis, den ich übrigens schließlich wiedergefunden habe und viel später, kurz vor dem Ende dieser Dvořák-Entdeckung näher vorstelle. In Sachen „Sensation zu Weihnachten“ korrespondieren dieser Bach-Fan, der mir die Mail schickte, und als diese Überraschung auf zwei Homepage-Seiten als Text und mit Bildern „garniert“ abgeschlossen ist, bekomme ich zu dem ersten „Dvořák-Hinweis“ noch einen besonderen Eckwert, nämlich wo und wann und in welcher Publikation ich vielleicht dazu Hintergrund erfahren könne. Jetzt ist der Kopf übrigens frei und ich hoffe, dass ich diesen Artikel als Kopie, Scan oder Foto zugeschickt bekommen kann. Denn natürlich ist eine solche genealogische Verbindung für uns eine unschätzbare Ergänzung. Und das mit dem erbetenen Foto davon funktioniert in Windeseile. Ein Tag später liegen mir drei Seiten, in perfekter Schärfe fotografiert, vor.

 

 


Es ist erwiesen: Dvořák ist Ururenkel von Johann Sebastian Bach

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit – es ist runde zwei Jahrzehnte her – als ein heute lokal und auch regional sehr angesehener Bach-Fan und gleichzeitig in einer spannenden öffentlichen Position tätig, eine Sensation verbreitet. Mit einem kompletten Background dazu. Eine genealogische Sensation, die so punktgenau in unsere Such-Philosophie passt. Dieser Mensch weist nämlich die Verwandtschaft zwischen Johann Sebastian Bach und dessen Ururenkel Antonín Leopold Dvořák in direkter Abstammung nach.

 

Der Verfasser macht dabei, dreiseitig, mit den Schlagworten „Sensation“ und „Endlich bewiesen:“ auf. Und titelt: „Antonín Dvořák Nachfahre von Johann Sebastian Bach in direkter Linie“. Unter dem Namen des Verfassers sind zwei große Bilder: links Bach, rechts Dvořák. Die ersten vier Abschnitte sind für unser Bach-Hobby von keiner Bedeutung. Dann folgt, am Ende der ersten Seite in fetter Schrift und durch dicke Bindestriche oben und unten eingekleidet, der Satz „Es darf als erwiesen angesehen werden, dass Antonín Dvořák ein Nachfahre von Johann Sebastian Bach in direkter Linie ist!“

 

Auch der fünfte Abschnitt ist – für uns – dann nochmals von keiner Bedeutung. Nun aber folgt der Teil, der wahrscheinlich für ganz genau nur zwei Menschen unter acht Milliarden von höchster Bedeutung ist. Denn dann haben wir mit unserer Bach-Genealogie und unserer Bach-Mission noch einen bisher nicht integrierten Bach-Zweig (wieder)gefunden und das hat zwar nicht die Qualität der abschließenden Bestimmung der Wiederkehr der ersten Bachs aus dem Ausland zurück nach Thüringen, ist aber ganz sicher gleichrangig mit der Einbindung eines inzwischen zweiten US-amerikanischen Zweiges der Bachs. Ganz selbstverständlich soll eine sorgfältige Überprüfung die Eckwerte bestätigen, aber das kann keine Herausforderung darstellen, so genau sind viele Namen, Institutionen und Vorgänge in diesem Bericht beschrieben. Wissenschaftlich hochwertig, gut recherchiert, spannend formuliert:

 

Zur Genealogie: Vielfältig sind die Verflechtungen zwischen Böhmen und Thüringen / Sachsen, den beiden Regionen, die unsere beiden Protagonisten hervorgebracht haben. Johann Sebastian Bachs Vorfahren stammten aus böhmischen Landen, wie schon der Taufname seines Urahns Veit Bach bezeugt, dessen Patron gleichfalls Namensgeber der zentralen Domkirche in Prag ist. Die Beziehungen der Familie Bach zu Böhmen rissen auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts keineswegs ab, und so nimmt es nicht wunder, dass Bachs jüngste Tochter Regine Susanne (1742-1809) im Jahre 1764, also 14 Jahre nach dem Tode des Thomaskantors, die Ehe mit Petr Venceslas Przky einging, einem böhmischen Kaufmann, der sie nach der Trauung alsbald zurück an die Ufer der Moldau führte, wo sie ihm elf Söhne und eine Tochter gebar. Hier verlor sich bisher der böhmische Zweig des Bachschen Stammbaums in den sprichwörtlichen „böhmischen Dörfern“.

 

Nenne man es Zufall oder Fügung, im April des Jahres 2003 beginnt eine Neuordnung des Dvořák-Archivs in dessen Geburtsstadt Nelahozeves (deutsch: Mühlhausen), bei der durch eine ungeschickte Bewegung das Sitzpolster eines der elf erhaltenen Stühle herausfällt, auf denen die Familie František Dvořák das sonntägliche Mittagsmahl einzunehmen pflegte. Es ist wohl der Geldknappheit des Gastwirts und Fleischers zuzuschreiben, dass nicht nur Rosshaar, sondern auch „Altpapier“ zur Polsterung dienten, denn aus dem umgekehrten Sitzkissen ragt ein Zipfel eines kaum noch leserlichen Papiers hervor, das sofort der Philologischen Fakultät der Petr-und-Pavel-Universität in Plzeó zur Entzifferung und Transkription übergeben wird.

 

Am 18. Juli 2003 wird festgestellt, dass Papierqualität und Wasserzeichen das Dokument in die Zeit um 1850 datieren lassen. Das stark beschädigte Blatt enthält eine Art kurzen Lebensabriss des Vaters von Dvořák in ungelenkem Deutsch (... der Umgangssprache in dieser Region zu damaliger Zeit), dessen entscheidende Passage wie folgt lautet:

 

„1780 schenckte Got meiner seeligen Großmutter Regine Susanne Przky nach elf Söhnen eine gesunde Tochter, die im Jahre 1799 meinem Vatter Bedrich Dvořák zur Frau gegeben wurde. Anno 1810 kam ich selbst als drittes Kind meiner Eltern zur Welt, bin seit 1835 Fleischer und Gastwirt in Nelahozeves und habe 1836 meine Frau Ludmilla heimgeführt. Aus unserer Ehe gingen bis anitzo zwei Söhne hervor. Anton, der elteste hat nichts als Töne im Kopf; Pavel wird einmal ein tüchtiger Metzger.“

 

Ich bin begeistert und selbstverständlich möchte ich zu diesem Superfund mehr wissen. Und richtig, nicht ( ! ) ich habe ich die Verwandtschaft heute festgestellt. Noch habe ich es heute, nach 20 Jahren, wiederentdeckt. Nein, diese unglaublichen News haben – sozusagen – „mich gefunden“. Mit der Mail des oben erwähnten Bach-Fans.

 

 


Meine Bitte um mehr „Dvořák mit Bach“

 

Natürlich möchte ich nun mehr: Mehr Story, mehr Bilder, mehr Hintergrund … und ich möchte alles aufbereiten … wie ich es immer mache. Selbstverständlich … so fängt man heute an … googelt man. Und ich kann so wenig mit den Keywords „Johann Sebastian Bach“ plus „Antonín Dvořák“ erfahren, dass ich enttäuscht bin. Ich übersetze meine Keywords ins Tschechische: Ich muss die Ergebnisse nicht lesen können, es reicht, wenn sie denn da sind. Und Übersetzungssoftware führt mich schließlich in jeder Sprache mit meinen Funden zum Ziel. Wieder eine Enttäuschung. Übrigens komme ich auch nochmals an genau jenem Eintrag vorbei, den ich noch so schwach in Erinnerung hatte. Heute stelle ich fest: Ich werde dort sogar selbst zitiert und der Teilnehmer bezieht sich außerdem auch auf einen Wikibeitrag, in dem diese Verwandtschaft festgehalten ist. Ich kann mir dieses magere Resultat nicht erklären.

Das Tamino Klassikforum: In ihm fand ich vor langer Zeit schon einmal das fast nicht mehr wahrnehmbare Echo zum Thema „Johann Sebastian Bachs Ururenkel Antonín Dvořák“. Hier – oben und unten – ist es als Screenshot, falls es dieses Klassikforum einmal nicht mehr gibt. So ist der Content zu diesem spannenden Thema „konserviert“. Mit einem Klick hier kommen Sie zum Zeitpunkt, als diese Zeilen entstehen, noch hin.

Der Hinweis, der sich eindeutig auf einen Text im Beitrag von Wikipedia zu „Antonín Leopold Dvořák“ bezieht. Und was bei Wikipedia steht, kann eigentlich so falsch nicht sein. Beachten Sie bitte auch den Zeit-Stempel: 2005.

Dieser Forum-Beitrag zum Thema datiert runde 16 Jahre später als der erste ... und hier ist auch mein Beitrag zitiert. Es ist es die FAQ Nr. 70 auf „Bach über Bach“ (… Leben heute noch Enkel von Johann Sebastian Bach?): Dass Bach schon immer für eine Überraschung gut war, das ist mein Text und ich freue mich, dass ich ihn hier wiederfinde. Der Moderator versucht die „Wiederbelebung“ des Themas. Ganz nebenbei ist natürlich die Linie der Enkel von Bach nicht ausgestorben: Es gibt lediglich keine Enkel (… mit mehr oder weniger Uren) mehr mit dem Namen Bach.

 

 


Zitatfreiheit, Johann Sebastian Bach und Antonín Leopold Dvořák

 

Vielleicht hat sich diese Überraschung auch deswegen noch nicht herumgesprochen, weil zufälligerweise niemand davon etwas im Internet hinterlassen hat. Die ganz wesentliche Veröffentlichung war ja auf Papier publiziert und sie ist nicht gleichlautend auch noch im Internet zu finden. Jetzt … also inzwischen … natürlich schon. * Und wie war das übrigens mit dem Copyright an geschriebenem Text, den ich hier verbreite?

 

* Weil es sich – oben – bei meiner Wiedergabe des damaligen Textes um eine Darstellung nach der Zitatfreiheit (§ 51 UrhG) handelt und ich mich mit dem Werk geistig auseinandersetze, darf ich ein veröffentlichtes Werk auch ohne Zustimmung des Urhebers publizieren. Einzig muss ich klar und deutlich machen, welcher Text von mir stammt, und welcher das Zitat ist. Das … schaffe ich. Zitiert ist in Blau und kursiv und zum Teil auch fett sowie in „Gänsefüßlein“. Einzig den Hinweis zur Zeitschrift und dem Verfasser präsentiere ich Ihnen nicht. Weil ich niemanden – mit diesem kleinen Aufsatz in Sachen Bach-/Dvořák-Genealogie – „ins Rampenlicht zerren“ möchte.

 

 


Ich wundere mich: Bin ich der einzige Forschende in Sachen Bach plus Dvořák?

 

Ja, ich wundere mich zunehmend und schreibe den Verfasser an. Versichere ihm, dass ich mich nicht in den Vordergrund spielen möchte. Dass ihm die Lorbeeren zustehen, dass ich das immer so mache, mit denen, die mich auf meinem Weg begleiten. Ich bitte ihn um Background zum Thema, natürlich um Fotos und um seine Copyrights, um die Fotos auch präsentieren zu dürfen. Ich möchte gerne Kontakt zu ihm bekommen. Und ich freue mich auf seine Antwort. Am liebsten am selben Tag. Man wird ja immer ungeduldiger, seit Amazon so schnell liefert, dass man sich fragt, wie die das denn machen. Jetzt aber nicht wirklich. Die Tage ziehen ins Land und ich bekomme nicht ultraschnell und auch nicht postwendend … keine Nachricht. Aber es gibt ja – parallel – auch noch viel mehr zu entdecken, denn mich interessieren natürlich nun auch die elf Stühle, über die sie eben lasen. Mich interessiert, was die Uni in Pilsen schrieb, was die Dvořák-Einrichtungen dazu meinten. Ich will gerne wissen, ob das Dokument, wenigstens als hochwertiger Scan, einen Ehrenplatz in so mancher Dvořák-Institution in Tschechien erhalten hat. Alles um diese mehr als spannende Konstellation will ich gerne in Erfahrung bringen.

 

 


Warten im Internet-3.0-Zeitalter

 

Auch eine Woche, nachdem ich meine Mail an den Verfasser verschickt hatte, bekomme ich noch keine Antwort … und ich werde wohl sicherlich auch keine jemals bekommen. Also warten diese anderen spannenden Hinweise auf mich. Ich nehme mir vor, in der Breite zu fragen … nicht nur eine Kommune, nicht nur eine Universität. Aber – mit der Erinnerung an die Hinweise von Renate, der nicht vorhandenen Existenz von Ergebnissen dazu im Internet und vor allem, dem Ausbleiben einer Antwort des Verfassers, der offensichtlich bei mittlerem Alter und bester Gesundheit unter uns lebt – beschleicht mich eine Sorge: Kann es sein, dass da etwas nicht stimmt? Ein Denkfehler? Etwas anderes?

 

 


Win-Win mit Dvořák und Bach

 

Ich bin nur kurz sehr enttäuscht, dass da vielleicht kein sensationelles "Neuland" auf mich wartet. Dass ich nichts Spannendes wiederentdeckt habe. Dass ich keine neue "Raupe für meine Sammlung" gefunden habe. Dann hellt sich mein Forschergeist wieder auf, denn ich befinde mich in einer Win-Win-Situation: Entweder ist alles wahr, dann sind wir die Einzigen, die es wirklich ( ! ) veröffentlichen werden. Oder ... es ist Blödsinn. Dann ... mache ich einfach eine "Geschichte" draus.

Meine Frau Renate und ich: Die Dvořáks als neuer Zweig in der Bach-Genealogie … was für eine Sensation. © Info

 

 

Den ersten von meiner Frau Renate erwähnten Hinweis überhörte ich ja beinahe in meiner Begeisterung, einen solchen wertvollen Fund erneut publizieren zu können. Was meinte sie? Mehrere Namen passen nicht zu der Genealogie, die sie über Antonín Dvořák aus ihren Unterlagen herauslesen kann. Das bleibt bei mir aber nicht „hängen“, wie man so manchmal etwas so schwach wahrnimmt, dass man sich selber später fragt, warum man dieser oder jener Äußerung oder Erkenntnis nicht gleich mehr Gewicht beigemessen hat. Alternativ: Man hört einfach nicht zu! Hätte ich aber sollen.

 

Arbeiten wir uns gerne gemeinsam weiter durch die für uns so spannenden Abschnitte in dem Artikel hindurch. Man findet also den Zettel in schlechtem Zustand und schlecht lesbar und in deutscher Handschrift und schickt ihn an die Philologische Fakultät der Petr-und-Pavel-Universität in Plzeó, einem Teil von Pilsen. Wahrscheinlich hauptsächlich, weil man vielleicht vor Ort, sprich im Museum kein Deutsch spricht. Unspannend ist dabei allerdings, dass man der Einrichtung in Nelahozeves bestätigt, dass das Papier von 1850 ist. Es ist deshalb unwichtig, weil, falls der Content selbst nachvollziehbar ist, dann das Datum der Niederschrift keine Rolle spielt. Ist es aber nicht die richtige ( ! ) Genealogie, dann hat man da nichts als altes Abfallpapier in der Hand, eventuell eben auch 170 Jahre altes. Auch das erwähnte Wasserzeichen und seine Echtheit sind der Recherche eher abträglich, denn wenn das Papier ein Wasserzeichen ziert, dann kann es sich über viele Jahrzehnte hinweg wohl kaum um Abfallpapier gehandelt haben. Zu keinem Zeitpunkt in 150 Jahren. Schließlich aber „stellt sich der Autor des Artikels selbst ein Bein“: Während sich die Offiziellen der Dvořák-Einrichtung noch überhaupt keines Inhalts sicher sein konnten – eben weil sie vielleicht kein Deutsch sprachen – sah man sich in der Universität in Pilsen ganz sicher einem möglichen Juwel gegenüber. Ein stolzer tschechischer Professor und ein Rudel Studenten hätten sich ganz sicher über die Genealogie der Dvořáks, die sich schon seit Jahrzehnten nicht mehr verändert hatte, hergemacht und auch über die bekannte Genealogie der Bachs, die sich ebenfalls in den letzten 30 Jahren – in dieser Epoche – nicht verändert hatte. Zudem hätte dieser Professor in Pilsen den Kontakt zur Bach-Wissenschaft in Leipzig und in Eisenach gesucht. Dort hätte sich die Recherche auf dem zu den beiden musikalischen Persönlichkeiten passenden Niveau befunden. Dazu will ich mehr wissen und googele im Internet nach dieser Universität. Und finde … keine Universität in Pilsen mit diesem Namen. Mehr noch … oder in diesem Fall weniger … ich finde überhaupt keine tschechische Universität mit diesem Namen und auch nur eine einzige Philologische Fakultät an einer Universität im ganzen Land. Google möchte zu gerne mit seinem Vorschlag „Meintest du …“ viele Philosophische Fakultäten präsentieren, die mich aber natürlich so ganz und gar nicht interessieren.

Pilsen: Dort ist die Petr-und-Pavel-Universität Plzeó für mich von Bedeutung. Dort hat man das 170 Jahre alte Dokument in Sachen „Johann Sebastian Bach und Ururenkel Antonín Dvořák“ vor rund zwei Jahrzehnten untersucht.

 

 


17 Universitäten und ein Dutzend Städte und Orte am Moldaustrand

 

Also mache ich – in der Zwischenzeit, bis vielleicht doch noch eine Antwort des Verfassers eintrifft – was ich immer mache, wenn mich etwas sehr interessiert, dafür aber kein Budget zur Verfügung steht: Ich schicke runde zehn Mails mit meiner Bitte um kostenfreie Hilfe ab. Und erhalte zu fünf Mails überhaupt keine Antwort, zwei Menschen schreiben mir Unsinn, einer der Adressaten beschwert sich und ein bis zwei Angeschriebene führen mich zu einem außerordentlich wertvollen Ergebnis. So schreibe ich eine Auswahl an Universitäten in Tschechien an: Nicht nur 10, sondern gleich 17. Das sind 1. die Karlsuniversität Prag, 2. die Palacký-Universität Olmütz, 3. die Mendel-Universität Brünn, 4. die Masaryk-Universität Brünn, 5. die Akademie der Bildenden Künste Prag, 6. die Akademie der musischen Künste in Prag 7. die Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst Brünn, 8. die Wirtschaftsuniversität Prag, 9. die Universität Pardubice, 10. die Schlesische Universität Opava, 11. die Südböhmische Universität in Budweis, 12. die Westböhmische Universität Pilsen, 13. die Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem, 14. die Universität Ostrava, 15. die Tomáš-Baťa-Universität Zlín, 16. die Metropoluniversität Prag und 17. das Archiv der Karls-Universität.

 

… und ich bekomme auch prompt Antwort, bereits wenige Stunden später: Es gibt keine Petr-und-Pavel-Universität… nicht in ganz Tschechien und schon überhaupt nicht in Pilsen.

 

Warum sind hier zwei so überzogene Auflistungen, weiter oben die eine und auch zu den Moldau-Städten und Moldau-Gemeinden weiter unten? Weil wir – zu Bach und zur Bach-Genealogie – nicht nur akribisch arbeiten wollen, sondern auch sofort nachweisbare Quellen liefern möchten. Keine Quellenangaben mit kleinen Ziffern und mächtig viel winziger Schrift am Seitenende oder am Schluss, wie in Büchern auf der letzten Seite üblich. Ja … so sind wir … ja … so bin ich.

 

 


Von der Warmen Moldau zur Elbe: 430 Kilometer Strand

 

Also, wo kann man noch recherchieren? In der Genealogie: Zunächst in der der Bachs, dann in der der Dvořáks und – man könnte es auch ganz neu und damit nochmals angehen – in den Kirchenbüchern zunächst in Leipzig, dann in den Orten und Städten am erwähnten Moldaustrand. Eine Hochzeit an einem Ort zwischen den Ufern der Moldau und der Pleiße scheint nicht sinnvoll. Beginnen wir mit dem Moldaustrand. Wie definiert sich Moldaustrand, Neckarstrand, Donaustrand? Das ist zunächst die Überlegung, wenn man die Ortschaften, Gemeinden, Städte und Großstädte, die sich an einem Gewässer befinden, auflisten will. Ist ein Ort mit der Ortsgemarkung nur einen Kilometer von der Elbe entfernt noch eine „Gemeinde an der Elbe“? Eher nein. Warum ist das für die Untersuchung von Bedeutung? Weil es darum geht, dass man Menschen in Kirchenbüchern suchen muss. Und da zählt schon, ob es zehn Städte und Orte sind, oder 250.

 

 


Ich übertreibe vieles ganz gerne

 

Die Moldau ist der längste Fluss Tschechiens und mündet in die Elbe. Die Moldau entspringt in zwei Quellflüssen. Als Warme Moldau bei Kvilda (Außergefild) mit seinen 143 Einwohnern im Böhmerwald (Šumava) in der Höhe von 1.172 Metern über dem Meer … und als Kalte Moldau. Sie hat eine Länge von 430 Kilometern. Die Kleine Moldau und die Grasige Moldau gehören allerdings nicht zu den Quellflüssen. In Chlum (Humwald), einem Ortsteil von Volary (Wallern) fließen Warme und Kalte Moldau zusammen.

 

Erster etwas größerer Ort ist dann Vyšší Brod (Hohenfurth). Stattliche 2.621 Menschen leben hier. Es ist die erste Ortschaft hinter dem ersten Stausee. Zu erwähnen ist das dortige Kloster Vyals als lohnenswertes touristisches Highlight. Die Städte an der Moldau werden größer: die Stadt Český Krumlov (Krumau) zählt bereits 12.788 Bürger und ein Highlight ist die Burg Dívčí Kámen (Maidstein). Vor der Stadt Budweis (České Budějovice) verabschiedet sich die Moldau vom Böhmerwald. Budweis hat 94.229 Einwohner. Kurz darauf erreicht man den Stadtrand von Prag (Praha). Natürlich ist Prag die Traumstadt an der Moldau und in ihr wohnen weit über eine Million Menschen. Ganz genau sind es – jetzt und heute als diese Zeilen entstehen – 1.335.084 Einwohner. Weiter: Die folgende Stadt ist Týn nad Vltavou (Moldaustein) Dort wohnen 7.887 Menschen. Neznašov (Nesnaschow) ist ein Ortsteil der Gemeinde Všemyslice in Tschechien. Dort leben aber nur 535 Menschen.

 

Nächste Stadt ist dann Kralupy nad Vltavou (Kralup an der Moldau) … 20 Kilometer nordwestlich von Prag. Einwohner? 18.485. Bei Mělník (Melnik) mündet die Moldau schließlich in die Elbe. Die Einwohnerzahl dort? 19.579. Später höre ich dazu von einem Top-Genealogen mit Jahrzehnte langer Erfahrung, dass die Kirchenbücher in Tschechien alle online vorliegen. Die Recherche in diesen wenigen Städten und Orten hebe ich mir deshalb für später auf … und freue mich drauf.

Prag ist zwar nicht die wahrscheinlichste Stadt, in der sich einige Bachs in den historischen Kirchenbüchern auffinden lassen, aber die größte in Tschechien.

 

 

Jetzt habe ich die Idee, den absoluten ( ! ) Experten und Könner zum Thema Anna Magdalena Bach und dem zwanzigsten und gleichzeitig jüngsten Kind von Johann Sebastians zweiter Frau, Regina Susanna um Hilfe zu bitten: Er antwortet innerhalb weniger Stunden und präzise auf den Punkt. Er ist Wissenschaftler, ich bin nur Entertainer:

 

Lieber Herr Bach, heute nur ganz schnell, denn ich bin etwas in Eile. Da Ihre Fragen aber recht leicht zu beantworten sind, ist das durchaus möglich. Es gibt einen Sterbeeintrag aus dem Jahr 1809 für Regina Susanna Bach: "Eine Jungfer [...] Regine Susanne, Herrn Johann Sebastian Bachs Musicdirectors und Cantors an der Thomas Schule hinterl. Tochter, auf der Quergasse st[arb] 14. Dec. a. 11 Uhr". Begraben wurde sie am 17. Dezember 1809 auf dem Johannisfriedhof in Leipzig“. Durch diesen Eintrag ist bewiesen, dass sie nie verheiratet war. Sonst wäre sie als Witwe bezeichnet worden und der Name ihres Mannes erschienen. Sie hatte auch keine Kinder. Ansonsten hätte sie nicht "Jungfer" genannt werden dürfen. Von einem Grabstein ist nichts bekannt. Das war zu dieser Zeit auch unüblich. Ausführlicher kann ich heute leider nicht sein, denn [...] soll am 27.2. erscheinen. Daran muss ich noch ein wenig arbeiten und der Text soll heute noch zum Übersetzer. Viele Grüße

Natürlich informiere ich diesen Könner, dass mir seine Expertise vollkommen ausreicht, weil mich sein Wissen, das sich passend zu vielen weiteren Hinweisen und zu dem sich zusammenbrauenden Gewitter in der Genealogie der Bachs darstellt, beeindruckt. Bei Weitem ist diese, meine Recherche natürlich nicht zu vergleichen mit dem Forschen zu den Fake-News eines Johann Matthias Korabinsky in Preßburg zur „Zeit der Bachs in seiner Heimatstadt“. Und mit einem Zeitaufwand von nur einem Promille Forschung im Vergleich zur Recherche zur Verwandtschaft von Johann Sebastian Bach und Antonín Dvořák, aber immerhin doch einigen Tagen sorgfältige „Grabungsarbeiten“ und dazu weitere Lektüre zu unglaublicher Verbindung zweier großer Musiker, ist das alles ja auch spannend und unterhaltend.

 

Der oben erwähnte Top-Genealoge, der sich speziell auch und in jeder Beziehung für die Genealogie der Musikerfamilie des Johann Sebastian Bach interessiert, schreibt mir auf meine Anfrage, wie lange wohl eine Recherche in allen Kirchenbüchern Leipzigs, ob dort die Hochzeit, die oben „in Blau“ erwähnt ist, dauert. Er antwortet, ebenfalls nur wenige Stunden später:

 

Hallo Peter, …. Allgemein hin ist die Lebensgeschichte von Regina Susanna Bach mehr als beleuchtet, sie war unverheiratet und starb 1809 in Leipzig, alles nachzulesen unter ihrer Biografie, ich denke da gibt es nichts Unbekanntes. Wenn sie mit dem Kaufmann denn wirklich verheiratet war, warum starb sie dann als Bach in Leipzig? Das Problem an Leipzig ist, dass die Bücher Online nicht einzusehen sind, zudem sind es sehr viele Kirchgemeinden, man müsste also alle diese Kirchgemeinden auf die vermeintliche Trauung 1764 hin prüfen. Ich schätze den Arbeitsaufwand hier auf ca. 3 Stunden. Herzliche Grüße

 

Nun gewinnt meine Recherche an Fahrt und ich übertreibe – wie ich es immer mache – mit den weniger bedeutenden Pros und Contras und hier sind sie zusammengestellt:

 

Damit beginne ich meine Suche nach wahrscheinlichen, sehr wahrscheinlichen und ganze speziellen Zufällen und den besondere Häufungen, die erst mit der Addition im Rampenlicht erscheinen. Einzeln wohlgemerkt, sind seltene Konstellationen denkbar. Addiert aber ist eine Kette fast ausgeschlossen. Damit soll zunächst die Auswertung des Contents an kleinen Ungereimtheiten, aneinander gereiht, fortgesetzt werden:

 

 


Kleine, unwesentliche Ungereimtheiten in Nelahozeves

 

Wenn Antonín Dvořák Ururenkel von Johann Sebastian Bach gewesen wäre, wäre die Entdeckung 2003 bis 2004 eine Sensation gewesen. Dazu hat aber niemand – außer der Zeitschrift, auf die sich auf dieser Seite alles bezieht – in Deutschland oder in Leipzig publiziert oder ist dieser besonderen Verbindung nachgegangen: Alleine Kurt Hermann Frickel wäre höchst interessiert gewesen, zu einer Zeit, als wir erst mit unserer Bach-Genealogie „ganz vorsichtig“ begannen.

 

Niemand hat damals den Bericht des Autors vom Fund des Papierblatts in der Polsterung des Stuhles weiterverbreitet: keine Fachzeitschrift, nicht dpa, kein Klassik-Journal, nicht das Bach-Jahrbuch und auch keine Musik-Illustrierte, außer eben die Ausgabe der mehrfach genannten seriösen Publikation, aber eben nur als gedrucktes Werk.

 

Neben verschiedenen Besonderheiten ergibt sich schließlich auch diese schon oben erwähnte kleine Kette von sensationellen Zufällen: Zunächst ist nicht erklärt, wie der Verfasser des Artikels durch den Finder, nämlich über die Umzugshelfer bis hin zum Vorstand des Dvořák-Archivs in Nelahozeves, an Information gelangte. Es muss eine Verbindung zwischen dem Verfasser und dem Museum mindestens zu dieser Zeit bestanden haben.

 

 


Regina Susanna Wer?

 

Eine Besonderheit ist der schmale Grat der Kenntnis der tieferen Genealogie der Bache: Zunächst zur mindesten Kenntnis der Namen der Kinder Johann Sebastian Bachs. Es muss sich um einen Bach-Experten handeln, der nicht nur weiß, dass Bach 20 Kinder hatte, sondern auch, wie Bachs 20 Kinder geheißen haben. Das ist in einer Weise folgende Beziehung: Von wenigen Namen ist einem durchschnittlich allgemein gebildeten Menschen der passende Vorname bekannt: Zum Beispiel von Johann Sebastian …, Wolfgang Amadeus …, John. F. …, Karl Theodor …, George W. … und einigen Persönlichkeiten mehr. Aber Regina Susanna … da klingelt eher nichts. Andererseits war dieser „Bach-Experte“ aber dann auch nicht so tief „in der Materie unterwegs“, als dass er sich informierte, ob und was über Regina Susanna überliefert ist. Sehr schnell hätten alle Stammbäume, ob in Biografien oder im Bach-Archiv und auch in weiterer Bach-Lektüre ganz sicher zu der Erkenntnis geführt, sich tiefer in die Materie einarbeiten zu müssen. Was offensichtlich nicht geschehen ist.

 

Schon der Wortlaut des Namens der Regina Susanna – nähme man an, sie wäre verheiratet gewesen – ist vollkommen einfach zu recherchieren. Der Stammbaum von Antonín Leopold Dvořák ist schon lange erforscht, auch heute gut nachvollziehbar und heute bestens in Kirchenbüchern erhalten und eben … einfach richtig. Was aber in einem dieser tschechischen Kirchenbücher nicht „auftaucht“ ist der Name Regina Susanna, noch wie im Dokument von 1850“ vermerkt „Regine Susanne“ mit zwei „ e “. Sie müsste ja, wenigstens in einem der Orte oder Städte am Donaustrand als Urgroßmutter des Super-Komponisten Dvořák präsent sein. Und daneben müsste auch einen Großvater von Antonín Dvořák dort aufzutreiben sein: Bedrich. Der aber ist in ganz Tschechien nicht zu finden. Bedrich war einfach nicht „unserem“ Dvořáks Großvater. Das waren die beiden ersten wesentlichen Hinweise, die ich beinahe überhörte, als meine Frau mich bereits sehr früh in der gemeinsamen Suche unterstützt: Nun, sie ist noch viel gewissenhafter als ich, ich bin nur in Sachen „Veit Bachs Vorfahren“ richtig fit.

 

 


Was für ein Stuhl, was für ein Fund: ein Dokument anstelle Rosshaar

 

Dann geht es weiter zum Fund des Schriftstückes. Zunächst scheint dieses Papier zwischen dem Jahr 1850 und dem Fund 2003 ganze 150 Jahre zu existieren. Von der einfachen Niederschrift im Jahr 1850, als man diese Mini-Familienchronik auch ein zweites Mal hätte schreiben können, wurde das Dokument im Laufe der Zeit immer spannender. Wann es den Weg in das Sitzkissen antrat, ist unbekannt und auch unwichtig. Wichtig erscheint allerdings: Wenn das Schriftstück von wesentlichem familiären Wert war, wie kam es dann eines Tages als Rosshaar-Ersatz in den Stuhl? Direkt, von wo es zuvor bei den einmaligen, wichtigen Unterlagen der Familie aufbewahrt wurde?! Das ist unwahrscheinlich. Alternativ aus einem Stoß an Altpapier irgendwann gesammelt zwischen 1850 und 2003? Auch das ist unwahrscheinlich, dass reines Abfallpapier überhaupt so lange aufbewahrt wurde. Eine dritte Option ist, dass der Ersatz an Polsterung sofort nach der Niederschrift erfolgte. Auch das scheint recht seltsam, denn dann hätte man dieses Papier ja auch unbeschrieben und sofort zur Polsterung verwenden können. Auch das erscheint seltsam. Eine vierte Möglichkeit, ist selbstverständlich eine Deponierung als eine Art „Zeitkapsel“ oder als eine Art „Flaschenpost“ … es lebe die Verschwörungstheorie.

In Nelahozeves „passierte“ die obercoole Entdeckung. Nicht im Gebäude oben, das ist nur ein schönes Motiv in dieser Stadt, sondern im Dvořák-Archiv. © Info

 

 

Weiter zum Fund: Da gab es also elf Stühle, die von einem Ort an einen anderen gebracht wurden, vielleicht danach auch noch an einen weiteren Ort. Oder auch wieder zurück nach der Neuordnung. „Vollkommen zufällig“ ist dann genau dieses Sitzkissen nach mutmaßlich vielen Jahrzehnten und einem „Verdrehen“ hinuntergefallen, weil es wohl nicht richtig befestigt war. Als einziges. Als Nächstes schaute dann auch noch dieses Juwel – zwar beschädigt und auch kaum leserlich – aber eben doch interessant, explizit hervor. Auch dass es als Wert erkannt wird, ist keine alltägliche Besonderheit, denn man hat das Sitzkissen nicht einfach wieder auf das Holzgestell montiert, sondern die Füllung untersucht.

 

Niemand hat dann allerdings genealogisch ( ! ) – nicht einmal akribisch – geforscht, obwohl man nur runde 15 laufende Jahre in Kirchenbänden hätte erforschen müssen. Und das in nur runden 11 Orten und Städten in Tschechien … und eine einziges Jahr in Leipzig: denn das Jahr der Hochzeit war ja klar: 1799 heiratet die Enkelin (... die Tochter von Regina Susanna) von JSB ihren Bedrich Dvořák. 1810 (... eigentlich 1814) kam Frantisek Dvořák zur Welt. Und keines der in diesem Abschnitt aufgeführten Kirchenbücher war verbrannt, verschollen oder durch einen Krieg vernichtet.

 

Damit zur Kernkompetenz von meiner Frau Renate: Auf den Punkt recherchiert, und zwar im tschechischen Wikibeitrag: Der Großvater von Antonín Dvořák hieß schlicht und einfach nicht Bedrich, sondern Jan Nepomuk Dvořák.

Glasklar, der Großvater von Antonín Dvořák hieß Jan Nepomuk.

Hier nochmal, der Großvater von Antonín Dvořák hieß Jan und nicht Bedrich, wie man auf dieser Geburtsurkunde sehen kann.

 

 

Und die Mutter von Antonín Dvořák hieß einfach nicht Ludmilla, sondern – laut Eintrag im Kirchenbuch (Sterbeurkunde) – Anna.

Auch glasklar: Die Mutter von Antonín hieß Anna. Und nicht Ludmilla.

 

 

Und was nun wirklich und zusätzlich „urkomisch“ ist: Der Verfasser der Familiengeschichte um 1850 wusste wohl selbst nicht, dass er nicht das drittgeborene Kind seiner Eltern war, sondern das neunte. Dazu datierte er seinen eigenen Geburtstag um vier ( ! ) Jahre falsch. Nun, im Eifer des Gefechts, kann das schon ‘mal passieren.

 

Damit kommen wir zu einer noch detaillierteren Beschreibung der Lebenssituation der Regina Susanna Bach (... Tochter von Anna Magdalena Bach und JSB), die wir Maria Hübner (Leipzig) im Bach Jahrbuch 2002 zu verdanken haben. Sie befasst sich detailliert damit, ob Regina Susanna Bach überhaupt verheiratet gewesen sein konnte. Wenn nicht, erübrigt es sich, auf die 13 Kinder detailliert einzugehen. Hier der Link dazu.

 

Oder hier zum Download:

Regina Susanna ( M. Hübner).pdf
PDF-Dokument [2.4 MB]

Keiner von sicherlich zwölf Super-Genealogen über die Jahrhunderte in Sachen Bach-Family hat einen Hinweis darauf gefunden, dass Regina Susanna, zwanzigste Tochter von Johann Sebastian und dreizehntes Kind von Anna Magdalena Bach verheiratet war.

 

 


Das steht – gut recherchiert – so im Internet

 

Nach Bachs Tod waren die Leipziger Bachs nicht nur ohne Ernährer, schlimmer noch: Weil sie natürlich zu Bachs Lebzeiten eine mit dem Salär verbundene Dienstwohnung, nämlich in der Thomasschule, nutzten, mussten sie – zu all ihrem Leid hinzu – auch noch ausziehen. Regina Susanna war damals acht Jahre alt. Wenigstens war die neue Wohnung in der Hainstraße nicht weit entfernt, sodass sich die „übrigen Bachs“ wenigstens nicht an ein vollkommen anderes Lebensumfeld gewöhnen mussten. Regina Susanna blieb nämlich zusammen mit ihrer älteren Schwester bei ihrer Mutter Anna Magdalena Bach. In der Mitte der 1760-Jahre könnte auch ihre Halbschwester Catharina Dorothea wieder in Leipzig gewohnt haben, 1771 ist ihre Präsenz in Leipzig in Dokumenten nachweisbar. Mehrere Jahre lang konnten die Schwestern noch von Bezügen leben, die ursprünglich Anna Magdalena zustanden hatten, eventuell auch von einer weiteren kleinen Zuwendung und etwas zusätzlichem Geld von Carl Philipp Emanuel Bach aus Hamburg.

Nach dem Tod von Johann Sebastian Bach konnte die verbliebene Familie des Thomaskantors natürlich nicht mehr in der Wohnung in der Thomasschule bleiben.

 

 

Im Mai 1800 initiierte Friedrich Rochlitz, Komponist und Musikschriftsteller, für die letzte der Bach-Töchter, die noch lebte, eine Spendensammlung mit einem Aufruf in dem von Rochlitz herausgegebenen Intelligenzblatt zur Musikalischen Zeitung, die wohl in einer ausgesprochenen Verbesserung ihrer Lebensumstände resultierte. In ihr beschreibt Rochlitz die Lebenssituation mit den Worten: „Diese Tochter darbt“. Sicherlich deutet dieser Begriff schon damals auf ärmliche Verhältnisse hin. Nach der Sammlung druckt Rochlitz eine Liste der Spender ab und einen erhaltene Danksagung von Regina Susanna (… sie werden dieser Quittung weiter unten begegnen). Eine weitere Initiative eines Klavierbauers Streicher verlängerte die Sammlung sogar bis 1801 und erbrachte weitere 200 Taler und Rochlitz berichtete auch darüber. Regina Susannas Danksagung, die allerdings nicht der publizierten entsprach, ist heute noch erhalten. Gewohnt hat Regina Susanna in einem damals angesehenen Wohnviertel. Dass Regina Susanna 1760 auch noch 16 Groschen monatlich, die Hälfte der vor ihrem Tod an Anna Magdalena gezahlten Universitätsalmosen erhielt, ist für unsere Überlegungen uninteressant, weil das zu den Bezügen vor ihrer Heirat hinzukam. Dass sie aber am 12. Oktober 1767 immer noch als „Jgfr. Bachin“ 12 Groschen wöchentlich bekam, ist für uns von höchster Bedeutung, denn das war dann drei Jahre nach der Hochzeit.

Er startete die Sammlung für Regina Susanna, als sie in Leipzig „darbte“: 100 Taler kamen so zusammen. Im folgenden Jahr wurde nochmals für Bachs jüngste Tochter gesammelt und sogar 200 Taler waren das stolze Ergebnis.

 

 

Und warum ist der letzte Akteneintrag für uns wichtig? Weil sie zunächst explizit zu diesem Zeitpunkt als „Jgfr.“ bezeichnet ist, heißt sie ist – laut dieser Unterlage 1767, also drei Jahre nach der "Heirat" – amtlich – keine „Jgfr.“ mehr. Zweitens lebte sie zu diesem Zeitpunkt und laut der im Sitzpolster gefundenen Unterlage ja schon nicht mehr in Leipzig, sondern am Moldaustrand. Schließlich gebar sie drittens insgesamt 13 Kinder, war also netto zehn Jahre damit „beschäftigt“, eher elf, noch wahrscheinlicher zwölf. 1768 datiert eine Unterlage über eine Zuwendung von vier Groschen „Holzgeld“ für Jungfrau Bachin“, was doppelt darauf hinweist, dass Regina Susanna zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem erwähnten Petr Vencelas Przky verheiratet sein konnte, denn dann würde sie nicht mehr „Jungfrau Bachin“ geheißen haben. Theoretisch angedacht konnte sie aber auch noch nicht von Przky wieder geschieden gewesen sein, denn dann hätte sie ihm in nur vier Jahren die gemeinsamen 13 Kinder geschenkt: biologisch schwer möglich und sie hätte dann auch nicht mehr Bachin geheißen. Schließlich konnte ihr Ehemann auch nicht frühzeitig aus dem Leben gerissen gewesen sein, denn auch dann hätte sie mutmaßlich Przkin geheißen, wäre nicht mehr als „Jgfr.“ aufgeführt gewesen und wie hätte sie dann die 13 Kinder gehabt haben sollen. Eine Unterlage von 1781 belegt die Halbierung der wöchentlichen Almosen auf nur sechs Groschen. Es ist vermerkt, dass diese Höhe bis zu ihrem Tod 1809 beinhalten wurde. Was wohl nicht der Fall gewesen wäre, wenn sie denn am Moldaustrand in Tschechien geweilt hätte. Neben den erwähnten finanziellen Quellen war da noch die Stiftung Erdmuthe Sophie Frege, von der Regina Susanna viermal im Jahr je acht Groschen erhielt, erstmals im Juni 1795, und dieser Beginn ist merkwürdig und letztmals 1809.

Handschriftlich bedankt sich – schließlich dann auch in der Zeitung gedruckt – Regina Susanna Bachin für die Spenden, damit sie nicht mehr „darben“ muss … was sie dann nicht mehr musste.

Auf dem Johannisfriedhof neben der Johanniskirche in Leipzig, nämlich auf dem Friedhof, auf dem einst auch ihr Vater begraben lag, wurde Regina Susanna beigesetzt. Und nicht am Moldaustrand.

 

 

Soweit zur Genealogie der Regina Susanna.

 

Interessant zu dieser Sammlung ist auch die Dissertation von Christoph Öhm-Kühnle aus dem Jahre 2008. Ab Seite 107 (Exkurs: Der Spendenaufruf für Regina Susanna Bach 1800 / 1801 und dessen Nachwirkungen) kann man eine ausführliche Beschreibung zu dieser Sammlung nachlesen.

Übrigens: Auch ich könnte Sie ja mit einer erfundenen Geschichte „auf den Arm nehmen“. Woher wissen Sie, dass es diesen Magazin-Bericht je gab? Es lässt sich tatsächlich nachweisen. In diesem Tamino-Forum weist ein Link zu Wikipedia. Und zwar zum deutschen Beitrag über Dvořák auf Wikipedia. Klickt man diesen Link an, dann landet man auf dieser Seite, auf welcher ein Auszug der gedruckten Publikation zitiert ist. Besser … zitiert war ( ! ) . Denn das Thema und die Sensation waren einst tatsächlich auf Wikipedia publiziert. Dann aber wieder entfernt worden. Und das ist heute noch festgehalten (… das schaffen auch Sie über einen Klick auf den Link „Versionsgeschichte“) … wahrscheinlich für die Ewigkeit. Ebenfalls spannend: Der Schreiber bezieht sich dabei auf die Quelle, die heute ebenfalls nicht im Internet aufzuspüren ist, nämlich die „Musicologiy Quarterly“ und schließlich auf die Ausgabe IV/2004. Ich konnte ein Angebot dieses Namens ebenfalls nicht finden. Gemeint könnte hier natürlich die „The Musical Quarterly“ der Oxford Academy, sein und sie schreibt sich nur ein klein wenig anders. Und es ist wahrscheinlich, dass der Wikipedia-Editor nicht dort den Text gefunden hat, sondern sich auf den damaligen Beitrag auf Papier bezog. Denn natürlich habe ich in den Journals bei „The Musical Quarterly“ das komplette vergangene Jahrhundert abgesucht und nichts zu allen erdenklichen Keywords gefunden, auch nicht im entsprechenden Jahr.

Das ist … Sie haben es erkannt … eine Foto-Montage. Damit es hübsch aussieht. In Wirklichkeit sitzt rechts nicht die riesige Wikipedia-Kugel. Am Datum erkennen Sie: 2005 haben sich zwei Wikipedia-Autoren über die Rechtschreibung „ausgetauscht“. Kurz darauf, als dann alles grammatikalisch und stilistisch perfekt war … hat man den ganzen frischen Inhalt zu Dvořák wieder verworfen und entfernt, wie man heute noch sehen kann: Man sieht eben davon nichts mehr im Beitrag. © Info

 

 

Vorletztes Highlight ist selbstverständlich der Verbleib des Originals ... wobei das für unsere Betrachtung ja von keiner Bedeutung ist, ein einziges Foto – und schon 2004 waren wir ja vielfach fähig, zu scannen, zu fotografieren oder zu kopieren – ein einziges Foto schon hätte gereicht, um die Echtheit der kompletten Geschichte zu belegen. Viel interessanter aber ist natürlich der erfolgreiche Verkauf des Originals an den Antonín Dvořák Trust in Virginia Beach. Und zwar für die unglaublich stolze Summe von $ 450.000. Dumm nur, dass es auch diesen Trust nicht gibt, außer eben, er ist online unsichtbar. Wenigstens gibt es … Virginia Beach in den USA. So viel ist sicher.

 

Lassen wir den Autoren selbst – einige weitere Abschnitte im damaligen Artikel später – nochmals persönlich „zu Wort“ kommen, als er im vorletzten Abschnitt noch einmal bekräftigt:

 

„… Viele Beispiele könnten gegeben werden, die Dvořáks reiche kompositorische Erbschaft von Johann Sebastian Bach bezeugen, so wie es in diesem … mit Komponisten wie Schönberg, Webern, Brahms, Bruckner und Mendelssohn geschieht. Doch geht es bei unserem tschechischen Komponisten nicht nur um die geistige, sondern auch um die Blutsverwandtschaft: Antonín Dvořák war der wahrhaftige Ururenkel von Johann Sebastian Bach. …“

 

Warum ich das tue … diese Aufbereitung, nachdem nun feststeht, dass diese Nachricht 2004 Alternative Wahrheit ist?

 

Nun, zunächst möchte ich Sie gerne unterhalten. Mit Fakten, mit Spannendem, mit Kuriosem … und da gehört ja diese über nun bald 20 Jahre durch die Medien geisternde Möglichkeit der Verwandtschaft für manche Bach-Fans ja durchaus dazu. Die ernsthafte Bach-Elite hat sich schon zur Zeit der Publikation schlau gemacht, neu aufgelegt wird der Unfug ganz bestimmt nicht mehr … aber niemand … fand eben Pro oder Contra im aktuellen Internet. Das … ist nun anders, denn ich möchte mein „Baby“ natürlich so verwöhnen, dass es zu den Keywords „Johann Sebastian Bach“ mit „Antonín Leopold Dvořák“ am liebsten auf der Position 1 auf der Seite 1 von Google erscheint. Wollen wir sehen, ob das klappt.

Ja, endlich … so kennen wir ihn am besten. Antonín Leopold Dvořák, der eben nicht ( ! ) der Ururenkel von Johann Sebastian Bach ist.

 

 

Dann wünsche ich mir aber auch, dass die Verwirrung, die die beiden „Experten“ Carl Philipp Emanuel Bach (… nur als Genealoge) und Korabinsky (… als Dödel) rund um die Herkunft der Bach „verbrochen haben“, nicht nochmals oder ähnlich passiert. Also … dazu möchte ich wenigstens beitragen. Ähnlich erging es übrigens Wilhelm Friedemann Bach, der nur wegen eines Romans eines erfolglosen Schriftstellers in einer historisch üblen Nachrede endete. Über die Ahnenplattform Ancestry und weniger „bewachte“ Wikipedia-Beiträge ist so ein Unfug nämlich schnell im Internet „ausgesetzt“ und verbreitet sich anschließend viral. Mit einem abschließenden eigenen Beitrag im Tamino-Klassikforum möchte ich meine Recherche nach dem Einstellen dieser Arbeit damit abschließen.

Die Eltern von Antonín Dvořák, aber nicht verwandt mit Johann Sebastian Bach. Ob es im damaligen Wikipedia-Beitrag zu Antonín Dvořák schon vermerkt war, dass die Eltern des tschechischen Superkomponisten, mütterlicherseits, schon bekannt waren. Man könnte es in Erfahrung bringen, aber irgendwann muss gut sein.

 

 


Epilog

 

Schließlich noch ein Schlusswort, direkt an den Verfasser der damals gedruckten Zeilen: Sicherlich waren es dieselben Gründe, die seinerzeit den Schriftsteller aus Preßburg, Korabinsky, veranlasst haben, solch‘ spannende genealogische Verwirrung zu stiften. Ganz sicher aber nicht mit seinem „Erfolg“. Ich profitiere heute davon, denn dieser Unfug ergibt eine weitere schöne Seite auf meiner Homepage. Für die sicherlich an zwei Händen abzählbaren Interessierten, die hier nun zukünftig eine Antwort auf diese Alternative Wahrheit über Google suchen, ist es ja vielleicht eine angenehme Unterhaltung ... und auch zum Schmunzeln. Was ich nicht möchte, ist Sie mit dieser, meiner Einschätzung ins Rampenlicht zu stellen. Ich spezialisiere mich ja auf die Disziplin des „Findens“, und – zu neuen Mitgliedern dieser Familie – der „Bewahrung persönlicher Geheimnisse“. Und so glaube ich: Praktisch alle lebenden erwachsenen Bach-Fans haben damals von Ihrer „Entdeckung“ bereits Kenntnis genommen und haben sie – bestenfalls – schnell als Fake News eingestuft. Von denen wird kein einziger Mensch mehr Weiteres zum Thema „Dvořák vs. Bach“ konsumieren wollen. Diese 99,99 Prozent aller Bach-Fans schauen hier also nicht mehr vorbei. Das Thema ist für sie lange „gegessen“. Und die wenigen restlichen Interessierten? Sie werden nicht herausfinden, wer Sie sind. Denn einzig der gedruckte Artikel führt ja zu Ihrer Person. Und weil damals noch nicht alles parallel auch im Internet hinterlegt wurde, führen Links auf Google nur zu zwei Seiten. Das ist einmal Tamino, das Klassikforum … und dort geht es dann nicht weiter, beziehungsweise auch wieder nur zu mir. Und eben zu Bach über Bach, nämlich zur FAQ 132 und 133. In diesem Sinne bedanke ich mich – mit einem Augenzwinkern – für dieses top durchdachte, runde Märchen von Antonín Dvořák und seinem Ururopa Johann Sebastian.

Die Unterschrift des Meisters. © Info

 

 


Epilog Nummer 2

 

Nach genau zwölf Tagen und 57 Minuten erhalte ich schließlich doch noch eine Antwort auf meine Mail. Vom wirklich angesehenen (… und ich meine das so!) Verfasser des Artikels in dieser stockkonservativen Publikation vor runden 20 Jahren. Sehr höflich, aber wirklich ultrakurz meint er: „Der Text ist Satire“. Da … war allerdings die komplette jüngste Seiten auf meiner Homepage – die auf der Sie gerade noch lesen – die FAQ 132 und die FAQ 133 schon fertig recherchiert, geschrieben sowie gelayoutet und die Bilder waren bearbeitet. Sie ist ja jetzt … ebenfalls Satire … aber ich lasse Sie alle das hiermit gerne wissen.

 

Dann machen wir das doch so: Vielleicht war ja der Hinweis von Korabinsky damals, dass die Bachs aus Ungarn stammen, ebenfalls Satire. Endlich könnte damit also geklärt sein, warum also dieser Korabinsky die Bach-Welt vor so vielen Jahrzehnten narrte und bis heute narrt. Und schon googeln wir wieder einmal … ein letztes Mal … nun zum Thema, was Satire denn eigentlich ist:

 

Bedienen wir uns dazu aus den zehn besten Definitionen, nämlich auf der Google-Ergebnis-Seite1: Auf einem Portal geht es um einen „künstlerisch gestalteten Prosatext, durch welchen Personen, Ereignisse oder Begebenheiten angeprangert werden“. Zweitens haben Satiren folgende Merkmale: „Es ist eine spöttisch und/oder komische Darstellung von Kritik. Offensichtlich Schlechtes wird dabei als Positives dargestellt“. Drittens: „Es ist eine Übertreibung oder eine Untertreibung als Stilmittel“. Viertes Ergebnis: „Satire ist eine Darstellungsform, in der insbesondere Personen, Ereignisse und Missstände in überspitzter Form durch Über- oder Untertreibung ins Lächerliche gezogen werden“. Fünftens: „Heute versteht man unter Satire einen künstlerisch gestalteten Witz“. Sechstes Ergebnis (… ein Auszug, wie es oben schon fünfmal, natürlich auch nur Auszüge, waren) und besonders spannend: „Was darf eine Satire nicht: Fakten verfälschen. Und unwahre Tatsachen verbreiten. No. 7: Was darf Satire heute? Heute darf sie alles, falls die Botschaft transportiert werden soll, um damit die Welt zu verbessern“. Resultat Nummer 8: „Satire ist von der Meinungsfreiheit und auch von der Kunstfreiheit geschützt“. Das neunte Ergebnis (… tadaa … Wikipedia …): „Satire ist eine Kunstform, die Ereignisse anprangert, verspottet oder kritisiert. Bis ins Lächerliche und Absurde. Keine Bestimmung trifft auf die Gesamtheit aller Satiren zu“. Und das „Königsergebnis“? Es ist die Nummer 10: „Im ersten Schritt muss Satire als solche erkennbar sein. Nicht immer wird Satire auch als solche verstanden“. Dies ist das Statement der Rechtsanwalts-Kanzlei Gulden Röttger Rechtsanwälte. Im Artikel „Was ist Satire“ unter der Abschnittsüberschrift 4 liest man: „Wie prüft man eine Satire rechtlich?“: „Zunächst muss Satire als solche erkennbar sein … und Satire muss sich sinngemäß die Frage gefallen lassen, ob der satirische Beitrag geeignet ist, die Welt zu verbessern. Scheitert die Arbeit bereits hieran, dann haben wir es höchstens mit Comedy zu tun“ (… letzter Satz entstammt dem Abschnitt Satire und Recht heute).

 

Na, diese zehn Ergebnisse sind doch obercool. Okay, dann erkannten wohl alle Bach-Wissenschaftler, Bach-Experten, Bach-Genealogen und einige, wenige Bach-Hardcore-Fans das Projekt als Satire. Nur ich als einziger von heute acht Milliarden Menschen auf der ganzen Erde – ach 'was … im ganzen Universum – bin darauf reingefallen und erkannte nicht, dass es um „Satire“ ging. Wie peinlich, wie peinlich!

 

Und noch eins obendrauf … denn ob vielleicht der ganze Bericht damals erst nach seiner Veröffentlichung zur Satire wurde, das möge sich der geneigte Leser jetzt selbst zusammenbasteln.

Aha ... es verbreitet sich. Hier ist der Original-Link.

 

 


Wie jetzt … ist denn immer noch nicht Schluss?

 

Es war einmal vor langer Zeit, kurz nach der Jahrtausendwende, als ein Märchen, kurz und intensiv, viele Interessierte verzauberte. Der Spaß, das Erstaunen, der Zweifel und einiges Kopfschütteln hat aber runde zwanzig Jahre später bestimmt schließlich alle Interessierten erreicht und es verbleibt nur ein winziger – wirklich homöopathisch lächerlich kleiner – Personenkreis, der hier und ab heute inzwischen eine Antwort zu einer Geschichte findet, die unglaublich klingt und nicht wahr ist. Und endlich ist diese Fantasy damit auch für die nächsten Individuen auf der Suche nach einer haarsträubenden Verbindung zwischen Johann Sebastian Bach und Antonín Leopold Dvořák für die Ewigkeit erhalten. Allen – wirklich allen ( ! ) – Beteiligten gilt mein herzlicher, ehrlicher Dank.

Und in diesem Forum herrscht inzwischen auch Klarheit.

 

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