Das Thema Veit Bach. Hier können Sie - sehr ausführlich - nun das dritte Kapitel einer rund elf Jahre langen, beziehungsweise 270 Jahre dauernden Suche, nach der Herkunft des Veit Bach miterleben. Es ist die sensationelle Krönung (m)eines Abenteuers. Gerne unterhaltend präsentiert. Wer mit dem Wunsch nach viel Information und spannender Lektüre zu Veit von Google aus hier „landete“, dem sei empfohlen, chronologisch optimal, mit meinen Erkenntnissen 2011zu beginnen und sich dann über den Stand 2015 zum Sommer 2021 zu „bewegen“. In Echtzeit, wie man das heute nennt. Heute, also inzwischen, ist es die endlich abgeschlossene Geschichte des Veit Bach.
Ungeduldig dürfen Sie dabei allerdings bitte nicht sein. Und ... Ihnen muss natürlich auch mein Schreibstil gefallen. Wenn der Sie begeistert, und das Thema „Veit Bach“ eben auch, dann klicken Sie jetzt und hier. Wenn Sie aber nur der aktuelle Stand interessiert, der sich nach dem Sommer 2021 auch nie mehr verändern wird, dann lesen Sie bitte einfach unter diesem Hinweis zu „unserem Veit“ weiter. Und wenn Sie nur am Extrakt der Forschung zu den beiden jüngsten weiteren Vorfahren Johann Sebastian Bachs, nämlich den wirklichen, urkundlich erwähnten, Urahnen der Bach-Familie, die vor Veit eben noch keine „musicalisch-Bachische“ Familie war, dann klicken Sie bitte hier.
Nach Moldau, nicht zu verwechseln mit dem Land Moldau, sind die Bachs damals zunächst ausgewandert. Moldau liegt so nahe an der heutigen Grenze zu Deutschland, dass man in wenigen Minuten ins Nachbarland gelaufen ist. Zu dieser Zeit der Auswanderung war Veit allerdings noch nicht geboren. Nicht Veit 1 und nicht Veit 2.
Duchzow ist die Stadt, die in nur drei Stunden zu Fuß von Moldau entfernt erreichbar ist. Dorthin zogen die Bachs in Tschechien. In einem winzigen Ort bei Duchzow, mit damals mutmaßlich runden 90 Seelen, ist Veit geboren. Veit der Ältere.
Hier in Janegg ist Veit der Ältere geboren. In Jeníkov u Duchcova (... Janegg bei Duchzow) und damit in einem Gebiet im heutigen Tschechien, das früher auch Ungernland oder eben Ungern genannt wurde. Und warum Veit Bach der Ältere? Gab es denn auch einen Veit den Jüngeren? Ja, gab es. Denn vor 1619, als der Urvater der musikalischen Bachs in Wechmar starb, gab es zur selben Zeit - und überlappend - einen Hinweis auf einen Veit in Wechmar sowie einen Veit in Hanfthal bei Laa an der Thaya in Österreich. Und an zwei Orten kann Veit im selben Zeitraum ja nicht gewesen sein.
Veit Bach kommt nicht aus Pressburg … wir haben das schon immer so gesehen! Veit kommt aus Ungern. Und auch nicht aus Ungarn. Übrigens ist das damalige Pressburg das heutige Bratislava. 700 Biografen - beinahe alle - gaben das Wort „Ungern“ im „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ gebeugt wieder (… richtig, nicht alle ...). Im „Ursprung“, so die Abkürzung dieses Zeitdokuments von 1735 (… in einer Abschrift des Originals von einer Enkeltochter von Bach) steht unter der „No. 1“ nämlich, dass Veit Bach aus Ungern entweichen musste. Niemand darf aber, strenggenommen – aus welchen Gründen auch immer – dieses „Ungern“ zu „Ungarn“ machen. Man kann den Begriff „Ungern“ kommentieren, bewerten, deuten und vieles mehr … aber einfach aus „Ungern“ kurzerhand „Ungarn“ machen … das machte die Recherche für jeden Genealogen in Sachen Bach und im Besonderen zu Veit Bach später unglaublich schwer.
Dabei "schießt Herr Schriftsteller Korabinsky den Vogel ab": Er findet irgendeinen Bürger mit dem Namen "Pach" (?!). In Pressburg. Und Pach war Bäcker. Und das reicht Johann Matthias bereits. Und er beugt die frühe Bach-Geschichte, indem er behauptet, dies sei genau der Veit Bach (... natürlich in Pressburg), der wegen der Religion wegen „... hat entweichen müssen“ und damit nach Wechmar auswanderte. Dass dieser "Pach" einen ganz anderen Vornamen als eben Veit Bach hatte, "juckt" Autor Korabinsky ebenfalls wenig!
Zu „Veit Bach“, "Ungern", "Ungernland" und "Pressburg", wie erwähnt ... dem heutigen "Bratislava", haben wir viele, viele Jahre intensivst geforscht, haben korrespondiert, sind nach Böhmen gereist und haben die dazu so wichtigen Homepage-Seiten über Veit Bach auf „Bach über Bach“ für Suchmaschinen optimiert, damit man uns ganz vielleicht auch viel später einmal noch irgendwann mit sensationellen Fakten über diesen Veit Bach findet und "versorgt".
Und man hat uns gefunden! Man hat für uns zu Veit Bach, Ungern, Ungernland, Ungerland und Ungarn so Wichtiges und Wesentliches gefunden! Und uns kontaktiert. Man hat nämlich ein "Ungerndorf" - kurz „Ungern“ - gefunden! Tatsächlich heißt der 130-Seelen-Flecken „Ungerndorf“, doch schon in der ersten Mail, die wir im Sommer 2021 zu dieser Sensation erhielten, weist uns der Absender darauf hin, dass in alten Ratsprotokollen „Ungerndorf“, wie es damals auch schon hieß, auch einfach kurz „Ungern“ genannt wurde. Der Forscher: Michael Lehner, ihm gehört die örtliche Buchhandlung am Stadtplatz, er ist Genealoge, für Touristen ist er Nachtwächter und führt Gruppen ... und jetzt ist er auch noch Bach-Forscher. Mindestens Bach-Forscher h.c.! Denn er findet meine Veit-Bach-Seiten, liest geduldig und kommt zu meiner Bitte, uns zu kontakten, wenn "etwas zu Veit Bach von Bedeutung des Weges kommt"! Er schickt uns ein uraltes Dokument, in dem ein Veit Bach in Hanfthal, einen Steinwurf von Ungerndorf entfernt "der Obrigkeit negativ auffällt". Dazu bekommen wir dann auch die obige Information, dass man früher Ungerndorf auch kurz "Ungern" schrieb. In offiziellen, uralten Dokumenten!
Und damit ist eine rund 300-jährige Suche von vielen hochkompetenten Profis und Amateuren in Sachen „Bach-Genealogie und damit zu Veit Bach“ endlich, endlich, abgeschlossen!
Nun binden wir diese unglaubliche Entdeckung ein: in die Bach-Genealogie, auf unsere Bach-Homepages, im Internet. Und wir berichten über den „Überbringer der guten Nachricht“, über diesen liebenswürdigen Menschen, dazu über unsere Historie der Suche nach Veit Bach aus Ungern und ganz sicher auch über vieles dazu mehr. Allerdings wollen wir keinen einzigen Tag verstreichen lassen, um zukünftig noch besser beim „Googeln“ zur Bach-Genealogie und zu Veit Bach gefunden zu werden. Denn es gibt ja noch viel mehr Bachs in dieser größten und berühmtesten Musikerfamilie auf der Erde zu finden. Deshalb entsteht bereits heute, runde 12 Stunden nach dem Erhalt der Nachricht, am 1. August 2021, diese dritte Veit-Bach-Seite auf „Bach über Bach“. Damit immer mehr Johann-Sebastian-Bach-Fans und solche, die ihn noch nicht so gut kennen, sowie Menschen, die uns helfen wollen und alle denkbar ähnlich Motivierten uns – zum Thema Bach – auch finden.
Natürlich gab es solche Ortseingangsschilder zur Zeit von Veit noch nicht. Aber Hanf hatte man damals schon angebaut. Heute gibt es ein niedliches Hanfmuseum in Hanftal.
Unendlich gut schmeckt der Schweinsbraten mit Serviettenknödeln beim Hanfwirt. Dazu ein oder zwei Glas Almdudler und es krönt einen erfolgreichen Fototag. Veit und seine Family wären sicher dort hin und wieder futtern gewesen, wenn es denn den Hanfwirt zu ihrer Zeit schon gegeben hätte.
Genau diesen Weg nahmen Veit und Family, als man von Hanftal nach Ungerndorf, damals kurz Ungern umzog. Das waren nur eineinhalb Stunden zu Fuß. Woher wir wissen, dass Veit & Co einst von Hanftal nach Ungerndorf zogen? Weil die nächste Station eben Wechmar war, wie Johann Sebastian schrieb und erzählte: Veit musste aus Ungern entfleuchen. Wahrscheinlich ist, dass Veit der Ältere, als der Veit, der in Janegg geboren wurde, in Ungerndorf blieb, während Veit der Jüngere die Strapaze der Auswanderung auf sich nahm. Wohin Veit der Ältere hinfleuchen musste, und wo er starb, ist nicht bekannt. Auch nicht, wann. Wo Veit der Jüngere starb und wann, hingegen schon.
Mit immer mehr Kenntnis rund um die Herkunft der Familie Bach und damit des Veit Bach, die in Wechmar zur Musikerfamilie wurde, werden die Funde immer spannender, die Theorien eindeutiger, aber die Schlussfolgerungen erstaunlicher ... irgendwie. Es ist sogar eine Herausforderung, das alles spannend zu texten, wenn es doch auch inhaltlich völlig richtig sein soll, besser, sein muss. Es geht nicht um ein Wort, sondern es geht um einen einzigen Buchstaben. Und darum, wem wir das ganz Tohuwabohu zu verdanken haben. Oder ob es eben doch nur eine natürliche Entwicklung im Informationsfluss der damaligen Zeit war. Konkret: Wer hat das Wort "Ungern", beziehungsweise „Ungarn“ in Zusammenhang mit der Herkunft des Veit Bach denn eigentlich in Umlauf gebracht? Es gibt meine zwei Thesen, die zusammen 100 Prozent der Möglichkeiten ergeben.
Der "Ursprung", genauer der „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“. Es geht um das achte Wort im Fließtext. Heißt das Wort „Ungarn“ oder heißt es „Ungern“? Nicht alle Genealogen sind und waren sich einig, aber eben doch einige: Es heißt "Ungern!". Und die Bach-Biografen? Der erste wirkliche entschied sich für "Ungarn" und weitere 700 haben dann nur noch abgeschrieben oder sich irgendwie sonst für „Ungarn“ begeistert.
Wie entwickelte sich die Herkunft dieses einzelnen Buchstabens, und damit auch die Entwicklung dieses einzelnen Wortes? Das Wort "Ungern" ist zunächst runde 100 bis 130 Jahre nur mündlich überliefert. Der Sohn vom 1619 in Wechmar verstorbenen Veit Bach erzählte dessen Sohn Johannes Bach, auch "Hans der Spielmann" genannt, davon. Der berichtete seinem Sohn Christoph von der Flucht. Und Christoph erzählte es später seinem Sohn Johann Ambrosius. Der saß mit seiner Frau und allen Kids an einem düsteren Winterabend in Eisenach vor dem Zubettgehen in der Küche und berichtete von seinem Uropa Veit Bach ... und der spätere Superkomponist und seine Geschwister lauschten ergriffen. Die älteren Geschwister nicht mehr ganz so ergriffen, denn sie hatten diese Geschichte über Uropa Veit Bach ja schon öfter gehört, nämlich als Johann Sebastian noch gar nicht geboren war und danach auch, als JSB noch zu klein gewesen ist.
Auch der Eisenacher erzählte diese Story von Veit Bach schließlich und wahrscheinlich allen seinen Kindern und eben auch seinem zweitältesten berühmten Sohn Carl Philipp Emanuel, der 1714 in Weimar zur Welt kam. Ganz sicher passierte das wohl in den Jahren 1720 bis 1735. Vor 1720 war CPE gerade einmal sechs Jahre alt und jünger, da war das wenig spannend. 1735 dann war CPE schließlich 21 Jahre alt. Spätestens, als JSB in diesem Jahr seinen „Ursprung“, beginnend mit der No. 1, nämlich Veit Bach auch zusammenschrieb, hat CPE vom entscheidenden, sehr frühen Beginn der Familienhistorie aus dem Munde seines Vaters gehört. Die Betonung liegt - deswegen weise ich explizit darauf hin - darauf, dass er seinen Vater „Ungern“ oder „Ungarn“ sagen ( ! ) gehört hat! Zurzeit von diesen beiden Bachs (... "JSB" und "CPE" für Bach-Insider) wurde Wissen - auch - genau so durch die Zeit transportiert: durch Erzählungen. In der Bibelforschung, der Archäologie und auf der Suche nach verschollenen Orten basieren ganze Thesen auf dieser Form von Wissens-Transfers. Menschen hatten noch kein Radio, vor der Erfindung des Drucks keine Zeitungen und weil Kerzen teuer waren, gab es auch in den dunklen Monaten keine andere Unterhaltung, als Singen, Musizieren oder eben … dem Erzählen von Opa, Uropa und wie die Zeiten früher besser waren … schon damals. Ich selbst habe semi-wissenschaftlich überprüft, in wieweit durch Erzählungen Fakten unter Familienmitgliedern zweier Generationen durch die Zeit transportiert werden. Hierzu folgt später der Link dorthin.
Damit ergibt sich eine hochspannende Konstellation, die alle Möglichkeiten abdeckt und die so noch nie erkannt wurden. Im Falle es sich bei dem Buchstaben in Sütterlin-Schrift oder auch altem Deutsch tatsächlich um ein „ e „ handelt – Achtung, das "Sütterlin-e" sieht dem viel späteren heute gebräuchlichen „ a „ unheimlich ähnlich. Und das kann Interessierte, die nicht firm im „Sütterlin lesen“ sind, auf zusätzliches Glatteis führen. Wenn also dieser vierte Buchstabe doch tatsächlich ein „a„ ist, und damit das Wort „Ungarn“ hieße, dann hat ganz sicher in den rund 100 bis 130 Jahren und vier Generationen lang zwischen dem Veit Bach, der 1619 in Wechmar starb und dem Datum, das wir oben als hochwahrscheinliches Jahr annehmen, in dem CPE davon hörte, eine Verfälschung stattgefunden. Da wir heute (2021) wissen, dass Veit Bach aus Ungern „entfleuchen“ musste, hatte der nämlich auch sehr wahrscheinlich von „Ungern“ berichtet. Dass er Ungarn mit einem "a" „transportierte“, ist deswegen ausgeschlossen, weil ja keinerlei Quelle Ungarn später als Herkunft verifiziert. Ungarn als letzter Lebensraum vor der Emigration (... von dort weg ...) hat manchen Forscher ja nur wegen der Wortähnlichkeit angenommen, nichts Weiteres deutet darauf hin. Übrigens gibt's dazu viele Bilder und dieses " e " fast bildfüllend hier ..."Ungern für Erbsenzähler").
Zu den Bach-Biografien: Folgendes ist denkbar. Schon im "Ursprung", der ersten (Kurz-) Biografie steht das Wort „Ungarn“ und dann schrieb ein Biograf – sträflich fahrlässig – einfach vom anderen ab: Er und jeder Andere betrachtete sich ja als Biograf zu Johann Sebastian Bach und - so bequem ist das - es wird schon stimmen, mit den Bachs aus Ungarn. Und mit jeder nächsten Bach-Biografie (v)erhärtete sich die Verfälschung der Übertragung von der Herkunft über vier, beziehungsweise 16 Generationen bis hin zur Generation der heutigen Urururururururururenkel, die aktuell als drei Bach-Generationen in Deutschland leben, allerdings nicht mit dem Namen „Bach“, denn diese Linie (… mit dem Namen Bach) ist ja lange ausgestorben!
Aber ... und jetzt explizit: Die Wahrscheinlichkeit, dass im „Ursprung“ von „Ungern“ die Rede ist, liegt bei subjektiv bewerteten 95 Prozent. Da sind sich mindestens einige wenige der zwei Dutzend Bach-Genealogen einig! Der spätere Königlich Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Hofcompositeur hatte also von seinem Vater erfahren, dass die Bachs, also Veit Bach, aus Ungern "entfleuchen" mussten, die Fakten könnten sich durch die Übertragung und Überlieferung nicht verändert haben. Nun aber passiert Unglaubliches.
Es existiert also dieser „Ursprung“, eine glasklare Quelle zur Herkunft der musicalischen Bache, wenn auch nicht im Sinne der Lesbarkeit „glasklar“. Was an Schriftlichem über Bachs Leben und zu seiner Familienvorgeschichte folgte, war - nach dem "Ursprung" - die erste, oben bereits erwähnte, Biografie, eigentlich eine Kurzbiografie über den Superstar J.S. Bach. Sie wurde 1750, in Bachs Todesjahr geschrieben, aber erst 1754, aus welchen Gründen auch immer so spät, publiziert. Spannend: Sie wurde von drei Autoren in Zusammenarbeit erstellt. Es ist der „Nekrolog“. Dessen Autoren sind nämlich Lorenz Christoph von Mitzler, ein Freund des Thmoaskantors und Verlagsbesitzer, Johann Friedrich Agricola, ein Schüler des Meisters und - das ist wesentlich - eben von Carl Philipp Emanuel Bach, Bachs zweitem berühmten Sohn.
Liest man sich den Nekrolog zu Bach, den Nachruf, aufmerksam durch, dann erkennt man, dass alle Fakten, Geschichten und Geschichtchen im Nekrolog unbedingt von CPE eingebracht gewesen sein mussten, stand er doch seinem Vater – logischerweise - mit Abstand am nähesten. Drei Autoren dürften es nur deshalb gewesen sein, weil wohl der zweite der drei am besten schreiben konnte, mindestens besser texten als die beiden anderen, das war dann wohl Agricola. Der dritte der drei (... Mitzler) war schließlich nicht nur Freund von JSB, sondern eben auch Verleger (... ihm gehörte der Mitzlerscher Bücherverlag): Er verlegte den Nekrolog selbst und ließ ihn drucken oder druckte ihn sogar selbst ... zum günstigsten Preis, nämlich als sein eigener Kunde. Die Rollen scheinen (… vielleicht sogar, sind ...) also klar verteilt: CPE lieferte den Content. Und Agricola konnte texten. Warum sonst hätte man ihn im Triumvirat gebraucht?! Man muss nichts vom „Schreiben eines Buches“ oder einer Kurzbiografie verstehen, um zu wissen, dass jede ernsthafte Publikation vielfach korrekturgelesen wird, bevor sie „in den Druck geht“. Das ist heute so, das war auch früher der Fall. Nun basiert in den folgenden Überlegungen alles darauf, dass im Nekrolog (... nicht im "Ursprung") zum allerersten Mal von „Ungarn“ die Rede ist, nicht von „Ungern“.
Dieser "Nekrolog" der obigen drei Autoren dürfte dann, 270 Jahre lang, nämlich ab 1754, beginnend mit der ersten richtigen Biografie von Forkel im Jahre 1802, auch allen folgenden Bach-Biografen bekannt gewesen sein. Ohne ihn gelesen zu haben, wird wohl keiner seine Biografie verfasst haben. Außer … es waren auch wirkliche Dilettanten darunter (… solche wie Korabinsky in Pressburg). Wenn allerdings kein einziger Bach-Biograf eigene Recherchen anstellte, und dazu auch den "Ursprung der musikalisch-Bachischen Familie" von Johann Sebastian Bach und in der Handschrift seiner Enkelin gelesen hat, bleibt offen, warum sich alle Biografen letztlich einstimmig für "Ungarn" entschieden haben. Von Forkel 1802 bis zu den Schreibern, die noch heute, jedes Jahr, weitere Bach-Biografien den existierenden runden 700 Ergebnissen beisteuern.
Wir stellen also - hier und heute - gemeinsam fest, dass es höchstwahrscheinlich ist, dass der überwiegende Teil des Contents von Bachs Sohn, Carl Philipp Emanuel, beigesteuert wurde. Damit wieder zu „Ungarn“. CPE nimmt also im Triumvirat CPE/Mitzler/Agricola eine von allen Bach-Größen nicht erkannte Sonderstellung ein. Carl Philipp Emanuel Bach konnte bei der Lieferung des Lebens-Backgrounds seines Vaters für den "Nekrolog" auf gleich zwei Quellen zurückgreifen, beide Co-Autoren höchstwahrscheinlich nur auf jeweils eine!
Carl Philipp Emanuel Bach lieferte an seine beiden Co-Autoren entweder einen relativ fertigen Text oder aber er lieferte „nur“ die Fakten, die dann der „Schreiber“ unter den dreien (... mutmaßlich Agricola) zum heutigen Text formulierte. Etwa so, wie aktuell Prominente Bücher schreiben lassen und sie dann legal unter ihrem Namen publizieren. Für die weitere Betrachtung ist das allerdings unerheblich, weil es nur um das spätere Korrekturlesen geht. Mit höchster Wahrscheinlichkeit griffen also alle drei Autoren, gemeinsam oder jeder für sich, auch auf den Inhalt im "Ursprung" zu. Und dadurch ergibt sich eine spezielle Situation, die ganz besondere Situation.
CPE ist nämlich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der einzige, der zum "Wort unserer Begierde“ auf zwei Quellen zurückgreifen kann. Was die beiden anderen nicht konnten. CPE hörte ( ! ) von seinem Vater einst, woher die Bachs stammten. Ganz sicher als Kind, und nicht nur einmal. Dann aber auch ganz bestimmt, als Bach 1735, 50-jährig, den „Ursprung“ schließlich geschrieben hatte. Alleine schon aus dem Grund, weil Papa Bach ganz sicher von seinem Werk auch in der engeren Familie erzählte, war es doch eine der wenigen Hinterlassenschaften, die der Superkomponist außer seiner Musik als Schriftstück hinterließ. Und er wird es wohl nicht alles zusammengestellt haben, um es dann schnell und heimlich in einer Schublade verschwinden zu lassen.
Und so war - natürlich, wie schon weiter oben erwähnt - Carl Philipp Emanuel der einzige der drei Autoren des "Nekrologs", der auf zwei Quellen „zurückgreifen“ konnte: nämlich erstens auf den schriftlichen Ursprung im Original (1735), eventuell auch nur in der Abschrift durch seine Tochter (1750), also JSBs Nichte. Hier hinzu kam aber auch - zweitens - seine Erinnerung. Nämlich die Erinnerung, als der Papa an einem kühlen, dunklen Winterabend in Weimar, Köthen oder Leipzig im Kreise seiner Kinder von der Herkunft der Bachs erzählte: vom Veit, der zum Takt der Mühle auf seinem Cythringen spielte. Von diesem Veit, der damals wieder einmal – wie manche Bachs vor ihm - entfleuchen musste. Von wo auch immer! Und er erzählte von Hans dem Spielmann, von dessen Sohn und von JSBs Opa und schließlich vom Opa der Kids, Johann Ambrosius und dessen Bruder. Beide Brüder sahen sich ja so ähnlich, dass man sie nur an den Kleidern unterscheiden vermochte. Das hat also einer der Filii (… also ein Filius von allen ...) des berühmten Bachs geschrieben oder als Textgrundlage – heute nennt man es Briefing – beigesteuert. Und nun „liefert“ CPE auf der Basis seiner Erinnerung an die Erzählung und ( ! ) auf der Basis des ihm vorliegenden Nekrologes vom Papa. Sein Input basiert damit auf ganz genau doppelt so vielen Quellen, wie den anderen zur Verfügung standen, nämlich Erinnerung plus Nekrolog!
Dass dieser Papa, „unser“ Eisenacher Bach, von „Ungarn“ erzählte und dann im Ursprung „Ungern“ schrieb, können wir ausschließen. Doof war Bach in anderen „Disziplinen“ ja auch nicht. Deswegen ist die Geschichte vom Wurf seiner Perücke nach einem seiner Schüler natürlich auch Quark. Also: Bach hat entweder von „Ungarn“ erzählt und “Ungarn“ aufgeschrieben. Oder hat eben von „Ungern“ erzählt und im Ursprung „Ungern“ niedergeschrieben. Letzteres ist ganz sicher der Fall! Zurück zu CPE: Der lieferte also den Text oder das Briefing. Im Besonderen „übertrug“ er ( ! ) dieses Wort „Ungern / Ungarn“ aus der Erinnerung und aus dem „Ursprung“, dem Schriftstück. Oder er las den – vom Schreiber der drei im Triumvirat – angefertigten Text. Sehr unwahrscheinlich ist, dass CPE das Briefing lieferte und gleichzeitig das Ergebnis, aus seinem Briefing resultierend, nicht zur Kenntnis bekam, oder sogar nicht einmal korrigierte, vielleicht auch nicht redigierte. In jedem aller Fälle allerdings war er für die Wortwahl in diesem speziellen Falle verantwortlich. Zum Zeitpunkt des Entstehen des Textes des Nekrologs oder aber zum Zeitpunkt der Freigabe des Textes ... vor dem Druck.
Nehmen wir an, der Papa erzählte von "Ungern". Und nehmen wir weiter an, Sohn CPE hat sich nicht - 1750 und 1754 - „abgesichert“ und dazu im „Ursprung“ nochmals nachgelesen. Der war ja greifbar gewesen. Dann hat er zudem auch noch nicht wirklich zugehört, als der Papa ihm 10, 20 oder 30 Jahre vorher davon erzählte. Und auch nicht, als er vielleicht mit dabei war, als es Papa Bach einem nächsten und übernächsten Kind im Kreis der Familie an oben besagtem weiteren kalten und ungemütlichen Dezemberabend erzählte: Wie oft hörte ich (... der Autor hier, also ich) meine Eltern dieselbe Geschichte erzählen?! Also hätte CPE, vielleicht sogar mehrmals nicht richtig zugehört, als Papa „Ungern“ sagte!
Die andere Option ist, dass sich eine solche Übertragung – wider meiner festen Überzeugung – nicht an diesen Abenden mit derselben Erzählung verbreitete. In diesem Fall kann er ja nur auf den handgeschriebenen „Ursprung“ oder eine handgeschriebene Kopie davon zurückgegriffen haben, um sich vor der Veröffentlichung festzulegen. Und damit kommen CPEs Lese-Künste ins Spiel. Wir können davon ausgehen, dass ein Sohn die Handschrift des Vaters dann lesen kann, wenn das Schreiben und das Lesen eines Dokuments in nur 15 Jahre Abstand stattfinden. Das würde auch dann gelten, wenn ihm "nur" die Abschrift durch CPEs Tochter vorlag, Bach schrieb den „Ursprung“ 1735, CPE las ihn anlässlich Bachs Tod 1750: 15 Jahre waren da nur vergangen. Er konnte also die Handschrift seines Vaters oder seiner Tochter - was das Sütterlin angeht und die deutschen Teile (... der "Ursprung" ist in einer Kombination von beidem überliefert) – lesen. Oder eben … auch nicht! Er hat also – heute nennen wir es Flüchtigkeitsfehler – aus dem „ e " in „Ungern“ ein „ a " gemacht … und damit das Wort „Ungarn“ tatsächlich erfunden ( ! ) und die Konfusion dazu begonnen. Fairerweise muss man noch zulassen, dass es möglich sein könnte, dass sich CPE doch nicht an den erzählten ( ! ) Content erinnerte, sondern auf den handschriftlichen „Ursprung“ Bezug nahm. Und den konnte er eventuell auch nicht im Original vorliegen gehabt haben, sondern eben nur in der Form der uns heute noch greifbaren Kopie des Originals durch seine Tochter, JSBs Enkelin. Auch ihr konnte natürlich ein Übertragungsfehler passiert sein, nämlich dann, wenn wir - und auch sie - das „e„ als „a„ deuten und sie bei der Abschrift damit "Ungern" zu „Ungarn“ gemacht hat. Just während des Schreibens dieser Zeilen fällt mir auf, dass Bach seine Leistung mit dem "Ursprung" mit einer Kopie sehr wahrscheinlich in der eigenen Familie verbreiten wollte. Denn dass er seine Enkelin bat, eine Kopie anzufertigen, einfach nur, damit ein Backup besteht, wenn die Bude 'mal wieder brennt, ist natürlich unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich. Schließlich bleibt die Möglichkeit, dass Bachs Enkeltochter den "Ursprung" auch deshalb kopierte, weil man ihn - 1750 -dem Mitzlerschen Buchverlag, Acricola und dem Bruder Carl Philipp zu deren Projekt zur Verfügung stellen wollte und das Original dabei natürlich nicht aus der Hand geben wollte. Wann diese heute noch existierenden drei Kopien des originalen "Ursprung" entstanden, ist nicht überliefert.
CPE ist also mit höchster Wahrscheinlichkeit derjenige, der wegen seines Zugriffs auf beide Quellen – auf den Ursprung im Original oder die uns heute noch vorliegende Kopie davon, plus dem Erinnern an die „Erzählen-von-früher-Winterabende“ mit Papa und Mama, beziehungsweise Stiefmama, rund um den Herd in der Küche – versiebt hat, den falschem Buchstaben in der Korrekturfahne (… die hieß damals bestimmt noch nicht so und heute gibt es sie auch nicht mehr, mindestens nicht den Terminus) zu entdecken.
Tatsächlich: Die Suche nach dem legendären Bernstein- Zimmer ist so überhaupt nicht mit der Suche nach der Herkunft der "musicalisch-Bachischen Familie" zu vergleichen. Nicht ansatzweise! Überhaupt nicht! Aber, diese Suche kann eines sehr plakativ verdeutlichen. Nämlich eine Kuriosität von unglaublichem Ausmaß für Interessierte. Und wirklich nicht für Bach-Fans, die seine Musik lieben, nicht für Bach-Fans, die an dessen Leben interessiert sind und auch nicht für Bach-Fans, die mit der einfachen Bach-Genealogie happy sind. Es ist nur eine Kuriosität für ganz, ganz wenige Menschen auf der Erde und eine nette, spannende Lektüre für den, der an ihr vorbeikommt und der, oder die natürlich, sich dafür dann interessiert.
Was würden alle Menschen tun, selbst Staaten und Organisationen in vielen, vielen Ländern in Europa, den USA und dem angrenzenden asiatischen Teil von Russland, wenn denn eines Tages doch tatsächlich das sagenumwobene Original des Bernstein-Zimmers gefunden würde?
Nix würden sie tun! Es ist gefunden! Sie würden Freude daran haben. Der Spaß an der Suche aber wäre vorbei. Der Ehrgeiz dazu verpufft. Die Enttäuschung für so manchen groß, die Begeisterung für so viele auch. Ein ganz großes, unterhaltsames und populäres Kapitel der Nachkriegsgeschichte ab 1945 wäre nämlich dann zu Ende. Und was würde man danach auf keinen, auf überhaupt keinen Fall, tun? Na … weitersuchen würde man nicht! Wieso auch?! Damit kommen wir wieder zu Veit, gestorben in Wechmar, 1619.
Man muss wieder etwas „ausholen“. In der Genealogie der Bache, bis weit vor die Zeit des Superstars, waren vier Experten-Gruppen unterschiedlich pedantisch, akribisch und hochqualifiziert unterwegs. Die erste Gruppe besteht nur aus einem literarischen Quacksalber: Herr „Schriftsteller“ Johann Matthias Korabinsky, sesshaft in Pressburg, heute Bratislava. Er schreibt – zwischen 1740 und 1811 – ein Einwohnerverzeichnis zu seiner Heimatstadt Pressburg, ist sonst weder besonders begabt, noch besonders bekannt, noch besonders erfolgreich. Und da kommt ihm doch eine Familie „Pach“ unter, die man tatsächlich hier und dort aus dem Namen „Bach“ herleiten kann. Wie heute Familie Müller in den USA zur Familie Miller mutiert, ein Spaß für alle Genealogen in eigener Sache. Da - also in Pressburg - heißt dann der eine Andreas, der andere Paul, der dritte eben Orban. Und schon wird dieser "Orban Pach", weil der praktischerweise auch noch Bäcker ist, zu genau dem Veit Bach, der schließlich 1619, nach seiner Wanderung, in die ihm ganz neue Heimat (… ausgerechnet nach Thüringen zieht er und dort ins "Land der Bache“, zudem sie ja keinen Bezug gehabt haben, wenn die Bachs denn aus Ungarn stammten. Warum dann nicht in eine andere Ecke Deutschlands, wo doch dieser Pach nicht rückwanderte, sondern laut Korabinsky mutmaßlich auch die Bach-Generationen davor ja in Ungarn lebten)? Dass Veit Bach ausgerechnet in das heutige Epizentrum der Bachs, mitten ins „Land der Bache“, nämlich nach Wechmar zog, ist tatsächlich schon alleine deshalb spannend, weil Korabinsky ja die frühe Herkunft der Bachs ins weit entfernte Ungarn dichtete. Dass die dann nach Wechmar zogen, ist schon cool.
Die richtige Analyse lässt sehr klar erkennen, warum Veit Bach, gestorben 1619, nach Wechmar zog. Das basierte nämlich auf der Überlieferung von "Hans, dem Auswanderer" an dessen Sohn, der so natürlich von der „alten Heimat“ erfuhr und wie das Auswanderer, damals wie heute, machten und machen, dorthin ziehen, wo Verwandtschaft schon wartet oder einmal gelebt hat.
Warum Veit, gestorben 1619, dann nach Wechmar zog und nicht in das aus der Erzählung seines Vaters, eventuell auch über den Großvater, erwähnte Gräfenroda, mag daran liegen, dass er eben Bäcker, genauer Weißbäcker, war. Und diesen Beruf konnte er nicht beliebig dort einfach weiterführen, wo er sich – zum Beispiel wegen der wunderschönen Gegend, und das ist jetzt nicht ernst gemeint – angekommen ist. Jetzt ist es meine Mutmaßung: Es wird wohl sicher so gewesen sein, dass Veit, gestorben 1619 - mit oder ohne, weil der später geboren war - Hans dem Spielmann, seinem Sohn, zunächst in Gräfenroda ankam. Wenn dort aber ein 35-jähriger Bäcker den Mini-Ort mit wenigen Seelen mit gebackenen Köstlichkeiten versorgte, dann war hier schlicht nicht der ökonomisch nötige Bedarf für einen zweiten Bäcker im Dorf. Gräfenroda hat heute 3.200 Einwohner, 1843 (… vor rund 150 Jahren) waren es 777 und – mutmaßlich - weitere 250 Jahre zuvor nur 200 Einwohner, wenn man das Verhältnis von 2021 zu 1843 und 3.200 Einwohner zu 777 weiterrechnet. Und 200 Bürger brauchten dort eben keine zwei Weißbäcker. Ihm erging es dabei wohl ähnlich, wie später auch seinem Ururenkel Johann Sebastian, der auch nur dort anfangen konnte zu musizieren, wo sein Vorgänger den Job quittiert hatte, gestorben war oder gefeuert wurde. So ließ man auch Veit, gestorben 1619, vielleicht in Gräfenroda wissen, dass im vier Stunden Fußmarsch entfernten, nahen Wechmar ein Bäcker fehlte. So erklärt sich, warum – ganz vielleicht – unser Veit, gestorben 1619, nicht punktgenau in Gräfenroda weiter aktiv war und gelebt hat. Aber … wie erwähnt, dieses Detail ist Mutmaßung … oder „Wunschdenken“ … oder wie Sie es gerne nennen möchten.
Wieder zurück zu den fünf Gruppen, die an der ganz besonders frühen genealogischen Vorgeschichte der Musikerfamilie interessiert waren. Mit Korabinsky waren wir durch. Er verkörpert die Gruppe 1 und gehört zu unseren genelogischen Spaßvögeln.
Kommen wir zu den seriösen Forschern, Wissenschaftlern, Genealogen und Autoren ... zur Gruppe 2. Zu ihnen zählen die großen Biografen Forkel, Dr. Albert Schweitzer, Spitta, Terry und selbstverständlich auch Christoph Wolff, der Beste der Besten heute, und das ist so gemeint, deswegen steht er nicht in Anführungszeichen. Dann sind es - die Gruppe 3 - Autoren in der zweiten Reihe, wie Geiringer, de Haart und Young zum Beispiel. Zu dieser Gruppe zählen auch die ganz besonders seriösen, weltweit aber unbekannten lokalen Bach-Genealogen Helga Brück, Ronald Bach, Ed Bach, Kurt H. Frickel, Evelyn Odrich, Kock und Siegel und sicherlich noch wenige mehr. Sie recherchierten mit den Möglichkeiten und Mitteln vor der Zeit des Internets und zum Teil mit erheblicher Behinderung zur Zeit der DDR und natürlich davor, vor und vielleicht auch während des Zweiten Weltkrieges. Reisen in Sachen Bach-Genealogie waren natürlich unglaublich viel umständlicher, teurer und undurchführbarer, aber es ist Erstaunliches erreicht worden. Schwarm-Intelligenz in der Tiefe der Zeit. Gut, ein wenig weit hergeholt, fast schon mein Übermut.
Nun wird es allerdings sehr spannend für alle diejenigen, die „den Dingen“ aus sportlicher Natur wirklich auf den Grund gehen wollen. Die vierte Gruppe forschte weiter. Und hier sieht sich ganz sicher mancher Leser zum ersten Mal mit den Namen Helmuth Karl Abendroth, Knut Kreuch, Professor Dr. Günther Kraft, Dr. Annemarie Niemeyer und - wieder - Kurt H. Frickel konfrontiert. Mit dieser Gruppe waren ( ! ) auch Renate, also meine Frau, und ich viele Jahre - sozusagen mental - unterwegs. Diese vierte Gruppe stellte die Herkunft der Bachs aus Ungarn komplett infrage und ließ allerhöchstens eine Rückkehr aus Ungarland zu, wenn sie auch sehr an dieser Version zweifelte. Dieser Gruppe gelang es – mit deren Recherche – die Herkunft der Bachs aus Böhmen nachzuweisen. Veit, gestorben 1619, lebte demnach in Janeegg, unweit der heutigen Grenze zwischen Tschechien und Deutschland. Dort gibt es das Ungernland, das in seiner Abkürzung von der Bevölkerung, die dort lebte, auch Ungern genannt wurde. Verwehrt blieb dieser Gruppe allerdings - und das in seiner ganzen Dramatik - jede Anerkennung, speziell dafür, von offizieller Seite, also aus Leipzig. Schlimmer noch, im Ministerium für Kultur im Berlin der damaligen DDR anerkannte man nicht nur die wirklich wissenschaftlich fundierten und erforschten Erkenntnisse nicht an, sondern versuchte sogar, die von Dr. Schweitzer, der ein "so stabiles Bach-Bild in der DDR installiert hat", gemutmaßten Herkunft, angenehmerweise zu unterstützen. Dazu "verschwand" sogar ein wertvolles Kirchenbuch. Historisch fragwürdig! Juristisch fragwürdig! Für diese Kleinstgruppe war damit „das oben angeführte Bernstein-Zimmer gefunden“. Eine Habilitation von Dr. Kraft beendete diese kollektive Recherche und „verschwand in der Versenkung“. Ab diesem Sensationsfund war Dr. Günther Kraft Professor. Verdient, aber leider zu seinen Lebzeiten nur von wenigen honoriert. Vier oder sechs Menschen hatten also das Rätsel um Veit, gestorben 1619, gelöst, aber niemand hatte Lust, die Bach-Geschichte umzuschreiben, wenigstens davon der Nachwelt zu berichten oder es für eine spätere Prüfung zu konservieren. Fast war die Mühe umsonst. Einer allerdings in dieser Gruppe, nämlich Helmuth Karl Abendroth, begnügte sich nicht damit, so Spannendes gefunden zu haben. Er publizierte diese Erkenntnis wenigstens lokal - wenn schon Leipzig diesen Fund nicht als Sensation verbreitete - und zwar in der lokalen Ausgabe der Tageszeitung Thüringer Allgemeine. Und legte so eine "Spur an Krümeln", die wir - Renate und ich - nach langer Zeit schließlich fanden. Ihm gebührt hier besondere Ehre, deswegen bot ich ihm an, zum Johann-Sebastian-Bach-Dream-Team zu gehören, und er schickte uns Bild und Background.
Und dann gibt es da eine fünfte Gruppe? Yup … das sind Renate und ich ... später! Und zwei weitere Spezialisten! In Österreich! Uns beide - Renate und mich - ärgerte diese Beugung der Wissenschaft (... der Diebstahl des oben genannten Kirchenbuches) und wir waren entsetzt, so etwas persönlich miterleben zu müssen. Wir hielten eine solch dramatische Beugung von Fakten der in diesem Kirchenbuch enthaltenen Fakten aus persönlichen oder trivialen Gründen für ausgeschlossen. Unserem besten Freund Axel erzählten wir davon (… er war es, der uns zur Genealogie hinführte) und er meinte, nirgendwo wird so viel gelogen und geschummelt wie in der Ahnenforschung.
Zurück zur Gruppe 5, also zu uns beiden Übriggebliebenen und den "Neuen im Bunde". Wir verbissen uns in den Ergebnissen der beiden letzten Gruppen und beleuchteten auch nochmals den "Mega-Quark" von Matthias in Pressburg. Mit dem Ergebnis – nach vielen Jahren – dass wir tatsächlich (... als Finder des schon Gefundenen und wieder in der Versenkung Verschwundenen) in der Lage waren, nachzuweisen, dass die Bachs eben nicht von Ungarn kamen, sondern rückwanderten, also irgendwann hin und dann irgendwann wieder zurück, sondern auch, dass das im Ursprung, nicht aber mehr im „Nekrolog“ erwähnte “Ungern“ im nahen Böhmen lag. Auch mit der Überlegung, dass ein nahes, sicheres Ziel sicher dem weit entfernten, sicheren Ziel vorzuziehen ist. Aber auch für dieses Detail gilt: Die Begründung ist eine Mutmaßung. Man sieht es auf der ersten ausführlichen Seite zu Veit Bach: Hier knallt der Sektkorken! Und doch beschreibt das Kapitel 2, lange Zeit danach, einen Kurswechsel. Aber wieder endete der mit der Überzeugung, tatsächlich die Herkunft der Bachs wissenschaftlich nachweisen zu können. Die Suche ist abgeschlossen, das Pendant zum „Bernstein-Zimmer in Sachen Bach" war gefunden! Das Rätsel ist zu Ende, das „Reiseziel“ ist erreicht. Inzwischen ist es auch publiziert auf einem eigens dafür geschaffenen „Kanal“ und nicht mehr abhängig von der „Gnade von Medien oder Publikationen von Bach-Einrichtungen, wie im Bach-Jahrbuch der Neuen Bach-Gesellschaft NBG, die sich nachweislich wenig für die Bach-Genealogie interessierte und noch interessiert. Was übrigens zu menschlichen Tragödien nicht nur bei den beiden äußerst engagierten Forscherinnen Brück und Odrich führten, deren Lebenswerk ,die "Recherche in Sachen Bach“ die NBG in Leipzig dankend ablehnte: Man schlug das Angebot aus, die Forschungsunterlagen für den Fall des Ablebens zu übernehmen. Deshalb haben wir – und eben nicht Leipzig – noch heute die kompletten und spannenden Forschungsergebnisse von Evelyn Odrich und einen Teil der Erkenntnisse von Helga Brück und halten diese in ganz besonderen Ehren.
Und das zweite Bernstein-Zimmer? Wie bereits erwähnt, war unser Ziel – Renates und mein Ziel – erreicht und die Herkunft der Bachs geklärt. Eine ausführliche Homepage in Buchstärke informiert in einer Art und Weise, die jedem ermöglicht, anhand der Originaldokumente unsere Argumentation nachzuvollziehen. Nicht über Quell-Hinweise, sondern direkt am Text. Und das Bernstein-Zimmer? Wie niemand nach einem zweiten Bernsteinzimmer suchen würde, weil nie jemand auf eine solch' besemmelte Idee, dass es nämlich zwei gibt, kommen würde, so hat auch niemand damit gerechnet, dass es ein zweites Ungern gibt. In offiziellen Ratsprotokollen dokumentiert. Und wie „tauchte es auf“? Auf dieser Homepage, auf einer Nachbar-Seite – heute und jetzt noch nachlesbar – bitte ich um Hilfe. Für Menschen die mit uns tief, wirklich sehr tief in die Materie eindringen wollen und an dieser Stelle der 19.000 Worte starken Historie zur Suche nach der frühen Herkunft der Bachs. Das ist die ganz wesentliche neue Form der Genealogie: Schon vor 10 Jahren kam ich zu dem Schluss, dass wenn ich – woran Kurt H. Frickel mit Sicherheit verzweifelte – keine Info von Behörden und Kirchen über lebende Bachs bekäme, ich einfach mich finden lassen wollte. Dazu ist optimale Kenntnis von Suchmaschinen-Optimierung (SEO) nötig und es funktioniert. Jedes Jahr melden sich ein oder zwei Bachs oder Familienmitglieder, die uns um unsere Hilfe und eine erste Einschätzung bitten und das ist „der Deal“: Wir prüfen deren Herkunft und gleichzeitig erweitern und berichtigen wie unseren Bach-Stammbaum. Eine Symbiose unter Menschen! Dass ich auch um Support in der ja eigentlich vollkommen abgeschlossenen Veit-Herkunft bat, geriet auch unter uns beiden (... meiner Frau und ich ...) in Vergessenheit. Und dann kamen im Juli 2021 die Mail und das fotografierte Ratsprotokoll aus Laa an der Thaya. Von Buchhändler Michael Lehner. Und in unserem Falle gilt: Es gibt tatsächlich zwei "Bernstein-Zimmer"!
Es ist und bleibt „unendlich spannend“!
Ihr Peter Bach jr. mit seiner Bach-Genealogie-Spezialistin Renate