Bach-FAQ 154
Johann Sebastian Bach schrieb, beziehungsweise komponierte nur Musik für die Kirche, kirchliche Musik also, sakrale Musik oder auch geistliche Musik!? Warum glauben viele Fans seiner Meisterwerke das? Und auch Menschen, die seine Musik noch nicht kennen, aber schon Dies oder Das über Bach gelesen oder gehört haben? Und auch mancher, der schon mehr über ihn gelesen hat, zum Beispiel eine der vielen, vielen Biografien. Eine der rund 700 Biografien. Lesen Sie bitte unter der Werbung weiter.
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Nein. Aber warum meinen das so viele an Bach Interessierte? Nun, es gibt gleich mehrere Gründe, die wohl gleichermaßen zu dieser Annahme führen. Zunächst verbindet sich für viele von uns Bach und Kirche zu einer spannenden Einheit, wenn es um Bachs Kompositionen geht. Zu Weihnachten, an Ostern, aber auch während unzähliger Gottesdienste und auf der ganzen Welt hört man die Musik des Eisenachers. Und mehr noch: Auf den Gottesdienstblättern, den Kirchenzetteln und den Gemeindebriefen, den Programmheften und Liedblättern wird auf Johann Sebastian Bachs Werke hingewiesen. Auf der anderen Seite, steht hinter keinem weltlichen Werk, auch "profanes Werk" genannt, der Hinweis, dass es nicht für die Kirche komponiert wurde.
Warum verbindet man Bach so oft mit Musik, die er ausschließlich für die Kirche komponiert haben soll?
Als Nächstes vermitteln die vielen Denkmäler, Erinnerungsplaketten und schließlich auch im Besonderen Bachs Grab den Eindruck, als sei er sein Leben lang – und vor allem ausschließlich – für die Kirche „unterwegs gewesen“. Und auch hier gilt wieder: Nirgendwo assoziiert man mit einer dieser Ehrungen, dass Bach ebenfalls nicht -religiös unterwegs war. Ein Beispiel: Unter dem Denkmal beinahe auf der anderen Seite der Erde, nämlich in Shanghai in China, steht natürlich nicht „Johann Sebastian Bach, der auch weltliche Musik komponierte“. Bach wird also auch deswegen immer mit Kirchenmusik assoziiert, weil Ehrungen so oft mit der Kirche in Verbindung gebracht werden.
Das berühmteste und imposanteste sowie das älteste Bach-Denkmal stehen in unmittelbarer Nachbarschaft der Thomaskirche in Leipzig. Es sind das Alte Bach-Denkmal und das Neue Bach-Denkmal. In Dornheim hat Bach geheiratet. Im winzigen Kirchhof ist ein weiteres Bach-Denkmal. Nichts deutet auf Bachs Verbindung zur Kirche hin, aber es steht halt in einem kleinen Kirchhof. Zurück nach Leipzig: Dort spielt natürlich Bachs Grab in der Thomaskirche eine entscheidende Rolle bei der Meinungsbildung zu exakt dieser Frage. Dazu kommt ein Kirchenfenster mit seinem Porträt. Und auch in der Nikolaikirche „begrüßt“ eine Erinnerung an Bach die Gläubigen, Touristen und Bach-Begeisterten. In Eisenach stand das Bach-Denkmal für viele Jahre vor der Georgenkirche und noch heute steht die schwarze Bach-Skulptur in der Kirche. In Berlin ist Bach markant in eine dortige Orgel als Ehrung eingebettet. In Mühlhausen, steht Bach neben seinem Denkmal direkt an der St. Vitti-Kirche und eine Ehrung auf einer Bronzetafel verweist auf ihn. Auch in Arnstadt und in Lüneburg erinnern Hinweistafeln an den Meister. In Ulm steht eine imposante Arbeit von Bach – neben anderen Persönlichkeiten – im Münster. In Ohrdruf findet man eines der unbekannteren Denkmäler direkt am Kirchturm. In Rothenburg ob der Tauber ist eine der "verstecktesten" Ehrungen für den barocken Starkomponisten ein ganzes Fensterensemble: hinter dem Blutaltar und dem Ensemble für Sr. Martin Luther sind es ganze zehn Fensterflächen. In Lübeck weist ein Text als Teil eines unscheinbaren Denkmals in der St. Marienkirche darauf hin, dass es Bach gewidmet ist: Bach sitzt an der Orgel, Buxtehude steht hinter ihm und hört ihm zu. Auch hier gilt wieder: Alle aufgeführten Denkmäler assoziieren Bach mit der Kirche. Keins an einem weltlichen Platz deutet darauf hin, dass er auch profane Musik komponierte.
Wieder verbindet man Bach, Musik und Kirche: Die Aufnahmen entstanden erst sehr spät, weil es nur ein einziges Bild bei Google gab. Und das nicht einmal auf den ersten Seiten. Hier ist dem Meister ein ganzes Kirchenfenster-Ensemble in Rothenburg gewidmet.
Natürlich verbindet man mit Bachs Grab in der Thomaskirche in Leipzig seine Nähe zur Kirche und damit zu kirchlichen Musikwerken.
Dann seine Karriere: Man erfährt, dass Bach von seinem ältesten Bruder unterrichtet wurde, als Vater und Mutter innerhalb von kurzer Zeit nacheinander gestorben waren. Und was tat der Bruder beruflich? Er war Organist in der Michaeliskirche in Ohrdruf, von der heute nur noch der Kirchturm existiert. Dann bekommt Bach seinen ersten „richtigen“ Job als Organist in der Neuen Kirche, die heute übrigens Bachkirche heißt, in Arnstadt. Ein zweiter Job ist wieder das Amt des Organisten, später in Mühlhausen. Auch hier gilt wieder: Die Positionen, die Bach in Arnstadt und Mühlhausen innehatte, werden schon durch das Wort „Organist“ als kirchliche Aufgaben interpretiert. Nirgendwo steht aber, dass er in Weimar, nochmals in Weimar und dann in Köthen eben nicht ( ! ) von der Kirche angestellt wurde, sondern vom regierenden Fürsten. Schließlich Leipzig, wo Johann Sebastian Bach für 27 lange Jahre, fast die Hälfte seines ganzen Lebens, für die Kirche arbeitete. Sein Wirken dort ist für 40 Prozent seines Daseins mit der Assoziation an den christlichen Glauben verbunden. Lässt man die ersten zehn Jahre weg, als Bach seinen Vater zum Aufspielen begleitete und das waren keine kirchlichen Jobs, dann sind sogar. Desgleichen ziehen wir die Zeit in Ohrdruf, in Lüneburg und ein halbes Jahr ohne Job in Thüringen, dqann sind es fast 60 Prozent.
Da steht Bach. Unmittelbar neben dem gewaltigen Eingang zur imposanten St. Vitikirche in Mühlhausen.
Bach und Kirche: Das passt sosehr zusammen, dass viele Menschen meinen, Bach tat nichts anderes, als Kirchenmusik zu komponieren. Sein Leben lang. Den lieben, langen Tag.
Dann ist Bach-Kennern bekannt, dass Bach sehr, wirklich sehr gottesfürchtig war. Er besaß drei Bibel-Bände, die als sogenannte „Calov-Bibel“ bekannt ist. Diese drei Werke sind mit Kommentaren des Theologen Abraham Calov ergänzt und es gibt viele handschriftliche Notizen von Bach selbst. Damit wird deutlich, wie religiös Bachs Ansichten waren. Aber das ist nur ein explizites Highlight zu diesen drei Druckwerken. Und nun meine Bitte um besondere Vorsicht zu einer kleinen Episode: Über KI, die ich ausgesprochen häufig nutze, googelte ich anschließend, wie viele Bibeln Bach den nun besaß. Und das Ergebnis: Insgesamt besaß Bach tatsächlich über 50 Bibeln, von denen das Bachhaus in Eisenach einige der Öffentlichkeit präsentiert. Und was ist das Besondere?
Natürlich überprüfe ich KI-Ergebnisse von ChatGPT und dazu schrieb ich - einmal wieder - den Direktor des Bachhauses in Eisenach, Herrn Dr. Hansen an. Und mit seiner Antwort war klar: Johann Sebastian Bach besaß nachweislich viel weniger Bibeln. Das ist die oben angeführte, bestehend aus drei Bänden. Und es ist eine, die er seinem Sohn Johann Christian schenkte. Und ein Original ist eben nicht im Bachhaus. Und übrigens: Wichtiges - recherchiert über KI - prüfe ich mehrfach. Willkommen in meinem Projekt. Dazu gab es, sehr viel später erst "aufgetaucht": Die Merian-Bibel und noch eine mehrbändiges Werk. Mehr zu den Bibeln Bachs und wie viele es nun wirklich sind, finden Sie hier.
Bachs „Calow-Bibel“: mit einer von Bachs unglaublich vielen handschriftlichen Anmerkungen.
Schließlich aber, und das empfindet der Autor dieser Zeilen als wichtigstes Argument: Es ist Bach-Kennern bekannt, dass der Thüringer viele seiner Werke mit dem Kürzel „S.D.G.“ beendete. In seiner ausgeschriebenen Form heißt das „Soli Deo Gloria“ und bedeutet auf Deutsch „Gott allein zur Ehre“. Daraus folgert man, dass Bach alles für Gott komponierte. Und irgendwie ist das auch richtig, aber eben nur irgendwie, denn Bach komponierte auch viele, wirklich sehr viele und bedeutende Werke, die nicht sakral waren. Man sagt Bach nach, er hätte sich wie folgt geäußert: „Die Musik soll Gott die Ehre geben, und alles andere ist Müll“. Für uns ist es bei der Betrachtung zu dieser FAQ nicht wichtig, ob dieses Zitat tatsächlich von Bach stammt, denn verlässliche Quellen gibt es nicht. Es ist auch nicht im Nekrolog von Carl Philipp Emanuel Bach über seinen Vater vorhanden. Allerdings spiegelt es sehr deutlich Bachs Religiosität wider. Beachtenswert ist, dass er mindestens ein Werk, das definitiv weltlicher Natur ist, also kein Werk für die Kirche, ebenfalls mit diesen drei Buchstaben S.D.G. unterzeichnete, nämlich die Brandenburgischen Konzerte, die eindeutig Musik zur Unterhaltung waren und nicht für den Gottesdienst. Und er schrieb weitaus mehr weltliche Musik. Aus dieser einen Überlieferung zum Abschluss der Brandenburgischen Konzerte erkennt man allerdings, dass Bach der Ansicht war, dass sämtliche Musik eine gewisse Qualität haben sollte, damit man Gott mit seiner Arbeit gefiel.
S.D.G.: Mindestens ist es ein Werk von herausragender Bedeutung, das Bach nicht für die Kirche schrieb, es aber trotzdem mit „S.D.G.“ ergänzte. In diesem Falle sogar ausgeschrieben. Daraus folgt, dass Bach auch weltliche Musikwerke durchaus zum Gefallen Gottes komponierte.
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Diese gesammelten Faktoren führen noch heute dazu, dass immer mehr angehende Bach-Kenner und Bach-Fans der Meinung sind, dass Johann Sebastian Bach hauptsächlich oder sogar ausschließlich sakrale Werke komponiert hat. Eine ganz kleine Gruppe Experten und ich, als Hobbyforscher in Sachen Bach unterwegs, bemüht sich aber um eine Richtigstellung. In der, meiner Hoffnung, dass Sie an meiner FAQ 154 vorbeikommen.
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